Zorneding:Am Pranger

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Seit kurzem ist die Seite online, auf der Bürger sich über die Zustände am Zornedinger Bahnhof beschweren können. Die Bahn reagiert teilweise auf die Kritik.

Von Sophie Burfeind, Zorneding

Ein bisschen Wirkung hat die öffentliche Kritik also gezeigt: Die unleserlichen Schilder am Zornedinger Bahnhof sollen in den nächsten Monaten ausgetauscht werden. Damit reagiert die Bahn zumindest teilweise auf die Kritik, die in dem Online-Tagebuch www.tagebuch-eines-schandflecks.de an den miserablen Zuständen des Zornedinger Bahnhofs geäußert wird. Seit Oktober lassen sich verärgerte Bürger auf dieser Website über kaputte Fahrscheinentwerter, Wegweiser ohne Aufschrift, provisorische Bretterverschläge oder mangelnde Barrierefreiheit aus.

Der Initiator Peter Pernsteiner, FDP-Gemeinderat in Zorneding, erhoffte sich, die Bahn durch das öffentliche An-den-Pranger-Stellen zum Handeln bewegen zu können. "Die Bahn hat schon so viel beschlossen, aber passiert ist dann doch nichts", weiß er aus eigener Erfahrung als Gemeinderat. "Vielleicht hilft es ja, dass sich etwas tut, wenn die öffentliche Kritik zu groß wird", erklärt er. Alle bisherigen Verhandlungen mit der Bahn seien ja ohne wirkliches Ergebnis geblieben.

Auf Anfrage bei der Bahn lässt der zuständige Sprecher verlauten, dass man die im Internet geäußerte Kritik zur Kenntnis genommen habe. Auch kleine Verbesserungen kündigt er an: Bereits 2015 soll der provisorische Bretterverschlag über der Treppe durch "eine dauerhafte Einhausung" ersetzt werden. "Weil sich keine Perspektive für die Errichtung eines festen Gebäudes ergeben" hat, an dem wieder eine dauerhafte Treppeneinhausung angebracht werden könnte, bestehe das Provisorium eben schon seit fünf Jahren. Denn trotz "intensiver Suche" von Seiten der Bahn habe sich kein Betreiber für einen Laden, etwa einen Kiosk, gefunden. Die Kritiker müssten "zur Kenntnis nehmen, dass für einen wirtschaftlichen Betrieb eines Geschäfts am Bahnhof offensichtlich kein Interessent zu finden ist." Denn, so rutscht es dem Bahnsprecher heraus: "So interessant ist Zorneding einfach nicht."

Den Vorwurf der mangelnden Barrierefreiheit, den der Zornedinger Karl-Heinz Bauer in einem Beitrag vorbringt - für Behinderte und Mütter mit Kinderwagen sei der Zugang zur S-Bahn "über die abwärts und aufwärts führenden Rampen" umständlich und gefährlich - weist er zurück. Die S-Bahnstation verfüge "bereits über einen 96 Zentimeter hohen Bahnsteig, der einen stufenfreien Einstieg in die S-Bahn ermöglicht" und die Rampe einen stufenfreien Zugang zum Bahnhof. Da die Situation in Sachen Barrierefreiheit an vielen anderen Stationen in Bayern noch schlimmer sei, könne man "mittelfristig keine öffentlichen Fördergelder für einen zweiten barrierefreien Zugang in Zorneding erwarten".

Der Bahnsprecher verweist zudem darauf, dass die Bahn in den vergangenen zwei Jahren mehr als 50 000 Euro in die Instandhaltung des Bahnhofs investiert habe. So habe man in der Unterführung die Beleuchtung erneuert und auch die Pumpe ausgetauscht, um Überschwemmungen zu vermeiden. Außerdem seien die Bahnsteigkanten saniert worden. "Wenn etwas erneuert wird, da wird dann nicht darüber gesprochen", kritisiert der Bahnsprecher. Damit hat er Unrecht, denn in dem Online-Tagebuch werden die positiven Entwicklungen durchaus gelobt. Wenn es sie denn eben gibt.

© SZ vom 04.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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