Zauberei:"Das Grundgefühl des Staunens ist für mich die Stille"

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Heimspiel: Luke Dimon wird das Publikum im Alten Speicher durch den Abend führen und dabei selbst ein bisschen zaubern. (Foto: Veranstalter)

Am Samstag strömen Großmeister der Magie für eine Zaubershow nach Ebersberg. Luke Dimon aus Forstinning moderiert

Interview von Johanna Feckl

Wer am Samstagabend nicht verzaubert wird, ist nicht im Alten Speicher. Denn dort gibt es die Neuauflage der Ebersberger "Zaubernacht" zu bestaunen, zwei Jahre nach der ersten. Moderator ist der 24-jährige Luke Dimon aus Forstinning, selbst Zauberkünstler und Sieger der deutschen Zauberkunst-Meisterschaften 2014. Seit mehr als zwei Jahren moderiert er auch Varietés und andere Veranstaltungen.

SZ: Herr Dimon, was machen Sie eigentlich in den Moderationspausen? Gehen Sie da eine rauchen?

Luke Dimon: Ach nein (lacht)! Meine Moderationen sind ja eine Mischung aus Ansagen und eigenen kleineren Kunststücken. Das heißt, dass ich mich in den Pausen selbst vorbereiten muss. Trotzdem versuche ich aber, zumindest bei den letzten Minuten der Darbietungen der Künstler zuzuschauen, um die Atmosphäre im Publikum mitzubekommen. Das ist wichtig.

Können Sie das genauer erklären?

Je nach Stimmung muss ich anders reagieren. Wenn gerade eine Comedy-Nummer war, kann ich danach nicht mit etwas Poetischem daherkommen. Umgekehrt gilt dasselbe: Nach einer poetischen Darbietung passt es einfach nicht, einen Spruch mit einem "Hau-drauf-Motto" zu erzählen.

Sie sind in Forstinning aufgewachsen. Ist es für Sie etwas Besonderes, eine Veranstaltung sozusagen fast im eigenen Wohnzimmer zu moderieren?

Ja, absolut! Ich fühle mich sehr heimatverbunden und bin gerne hier. Mittlerweile bin ich aber deutschlandweit und auch international viel unterwegs, dementsprechend leider sehr wenig in meiner Heimat. Umso lieber mache ich deshalb Veranstaltungen in Ebersberg und Umgebung.

Vor der Zaubershow findet am Nachmittag die "Munich Magic Conference" unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dürfen Sie aus dem Nähkästchen plaudern und verraten, was dort passieren wird?

Das ist ein normaler Kongress mit verschiedenen Ausstellern für Bücher oder Zauberutensilien. Es gibt Seminare zu Tricktechniken und Neuerfindungen, aber auch zu Schauspielerei, Bühnenpräsenz, Sprache und Bewegung. Es ist ja nicht nur der Trick, den wir Zauberkünstler vermitteln, sondern es ist ein Gesamtpaket: Wie mache ich aus einem einfachen Trick ein Wunder? Wie erlebt man tatsächlich Magie? Ich selbst halte genau darüber ein Seminar, also zum Thema Regie und Inszenierung von magischen Momenten.

Sie haben ja früher Regie studiert...

Richtig, bei den Bavaria Filmstudios. Es heißt ja so schön, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte. Aber wie erschafft man Bilder, die hängen bleiben, Figuren und Momente, die stark sind? Und wie verknüpft man das am Ende alles miteinander? Das zu wissen, ist für einen Zauberkünstler sehr wichtig. Mein Studium hat mir da sehr geholfen.

Das Duo "Luko" trat mit einer Variante der Darbietung, die es in Ebersberg zeigen wird, vor kurzem in China auf. Die Verblüffung des Publikums dort war unüberhörbar. Eine solche Lautstärke kennt man aus Veranstaltungen in Deutschland eher weniger. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Herkunft des Publikums und seiner Reaktion?

Auf jeden Fall! Amerika und Asien staunen sehr laut, während Deutschland das eher für sich tut. Ich bevorzuge die ruhigen Reaktionen, denn das Grundgefühl des Staunens ist für mich die Stille - dann ist man als Zuschauer richtig baff. Deshalb ist die Stille nach einem Effekt oft mehr Anerkennung als ein riesiger Jubel.

Gibt es auch regionale Unterschiede?

In manchen Regionen lacht das Publikum eher über Visuelles, und anderswo springt es mehr auf das Sprachliche an.

Und wie ist es in Ebersberg?

Hier ist es eine sehr gesunde Mischung: Die mögen es, wenn Bilder entstehen, aber genießen es auch, Worten zu lauschen. Das ist sehr angenehm!

Bei Mr. Paperman, der am Samstag auch auf der Bühne stehen wird, geht es ganz klar um Bilder: Er faltet virtuose Dinge aus Papier und "zaubert" gar nicht im eigentlichen Sinne.

Man muss nicht immer "zaubern", um Leute zu verzaubern. Beim Zauberkünstler geht es darum, den Trick zu verschleiern. Da ist es doch interessant, mal jemanden zu sehen, bei dem man die Technik des Effekts genau beobachten kann, ganz ohne Geheimniskrämerei - und trotzdem staunt man!

Auf welchen der insgesamt sechs verschiedenen Auftritte am Samstag freuen Sie sich am meisten?

Das ist sehr schwer zu beantworten. (Stille) Nein, da kann ich wirklich keinen Einzelnen nennen. Letzten Endes steht jede Darbietung für sich, die lassen sich nicht vergleichen. Genau das ist ja das schöne an einer solchen Zaubergala: Man trifft jeden Geschmack.

"Ebersberger Zaubernacht" am Samstag, 21. April, 20 Uhr im Alten Speicher. Tickets unter www.kultur-in-ebersberg.de oder (08092)255 92 05.

© SZ vom 19.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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