Wolf im Münchner Umland:Rotkäppchen, aufgepasst

Wölfe in Niedersachsen sind Thema im Landtag

Ein Wolf hat im Großraum München mehrere Schafe angefallen.

(Foto: dpa)
  • Durch die Wälder im Osten Münchens streift ein Wolf, das haben Gentests an toten Schafen jetzt bewiesen.
  • Wo sich das Raubtier zurzeit aufhält, ist nach Angaben der Behörden nicht sicher. Sie glauben nicht, dass es für Menschen gefährlich ist.
  • Sollte sich der Wolf im Raum München ansiedeln, dürfte er nicht von Jägern geschossen werden.

Von Isabel Meixner und Christian Sebald

In den Wäldern zwischen Zorneding und Putzbrunn streift tatsächlich ein Wolf herum. Das haben Gentests an den Kadavern von Schafen ergeben, die das Raubtier am vorletzten April-Wochenende nahe Zorneding angefallen hatte. Außerdem fanden die Experten am Landesamt für Umwelt heraus, dass der Wolf aus Ostdeutschland oder Westpolen stammt, wo seit einigen Jahren wieder etliche Rudel leben.

Der Zornedinger Wolf ist der erste, der von dort nach Oberbayern zugewandert ist. Fachleute erwarten seit Langem, dass auch im Raum München ostdeutsche Jungwölfe auftauchen. Schließlich sind die 450 Kilometer Luftlinie von dort in die bayerische Landeshauptstadt kein Problem für so ein Raubtier. Jungwölfe laufen Strecken von 50 Kilometern und mehr pro Nacht. Deshalb ist auch unklar, ob der Wolf überhaupt noch in Zorneding ist. Er könnte weitergewandert sein, die letzten Sichtungen liegen fast zwei Wochen zurück.

Viel zu stark besiedelt

Die Behörden im Landkreis Ebersberg reagieren gelassen auf die Nachricht, dass es sich bei dem Tier tatsächlich um einen Wolf handelt. Warnhinweise oder Aktionspläne soll es zunächst nicht geben, "man muss erst einmal schauen, ob er auch da bleibt", sagt Heinz Utschig, Leiter des Forstbetriebs Wasserburg, der für den Staatswald im Ebersberger Forst zuständig ist. Der Ebersberger Forst sei für einen Wolf "wie ein kleiner Park", erklärte Utschig.

Das Raubtier würde sich im Landkreis Ebersberg wohl nicht wohl fühlen, vermutet der Forstbetriebsleiter: "Die Wölfe suchen sich Raum, aber nicht gerade mit S-Bahn-Anschluss." Der Münchner Südosten ist seiner Meinung nach viel zu stark besiedelt, als dass sich ein Wolf auf Dauer hier niederlassen würde, und auch im Ebersberger Forst würde er immer wieder durch Waldarbeiter und Fußgänger gestört. Man werde die Berufssäger des Forstbetriebs anweisen, in den nächsten Tagen genauer hinzuschauen und darauf zu achten, ob Spuren des Wolfs zu sehen sind,

Von Warnhinweisen für die Waldbesitzer hält Michael Kammermeier, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Ebersberg-München/Ost, nichts. Das wäre reine Panikmache, findet er: "Ich sehe keine Notwendigkeit, von uns aus zu informieren." Eine Gefahr für Menschen bestehe nicht. Der Wolf gelte als scheu, "es ist wahrscheinlicher, dass er überfahren wird als dass man ihn sieht". Auch Kammermeier bezweifelt, dass das Tier im Landkreis bleibt. "Die einzige Problematik ist eigentlich, dass der Wolf Schafe reißt." Das bringe die Landwirte gegen ihn auf.

Höchster Schutzstatus

Und wenn der Wolf entgegen der Erwartungen doch im Münchner Südosten bleibt? "Wenn er sich hier wohlfühlt, muss der Landkreis sich Gedanken machen, wie er ihn willkommen heißt", so der Leiter des Forstbetriebs. Seine Behörde und das Landesamt für Umwelt müssten dann gemeinsam mit dem Wolfsmanager Manfred Wölf ermitteln, wo das Tier ungestört leben kann.

Der Wolf genießt den höchsten Schutzstatus, geschossen werden darf er von den Jägern also nicht. Dass das Tier hier gesichtet wurde, "ist etwas total Besonderes", sagt Utschig. Jetzt erst einmal heißt es aber: abwarten, ob der Wolf noch einmal auftaucht oder schon längst über alle Berge ist.

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