Wohnungen für Asylbewerber gesucht:Unterbringung scheitert am Geld

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Umbau eines leer stehenden Kindergartens ist der Bezirksregierung zu teuer - nun ist die Schulturnhalle wieder im Gespräch

Wieland Bögel

Die Entscheidung der Regierung von Oberbayern keine Mittel für den Umbau des ehemaligen Kindergartens Sankt Benedikt zu einer Flüchtlingsunterkunft zu bewilligen, stellt das Landratsamt vor ernste Probleme. Derzeit suche man zwar "mit Hochdruck" nach geeigneten Wohnungen, so Pressesprecherin Evelyn Schwaiger. Aber im Notfall müsse man eventuell wieder auf die Turnhalle der Realschule zurückgreifen.

Bereits im März war die Sammelunterkunft in der Realschulturnhalle diskutiert, aber schnell wieder verworfen worden. Dies sei einerseits den Flüchtlingen nicht zuzumuten, außerdem sei die Versorgung von so vielen Menschen auf engstem Raum mit viel Aufwand verbunden. Schließlich bot die Pfarrei Ebersberg an, ihren derzeit leerstehenden Kindergarten Sankt Benedikt für die Asylbewerber zur Verfügung zu stellen. Doch die nötigen Umbauarbeiten sind für die Regierung von Oberbayern zu teuer.

Wie die Pressesprecherin der Regierung Ines Schantz erklärte, sei der Freistaat zwar für Sachkosten wie Miete oder Verpflegung zuständig, nicht jedoch für die Sanierung von Unterkünften. Diese Kosten würden nur in Ausnahmefällen übernommen. Einen solchen sieht man in Ebersberg aber nicht, denn "einen niedrigen sechsstelligen Betrag" auszugeben, für ein Gebäude das sich lediglich ein knappes Jahr nutzen lasse, widerspreche dem Anspruch, verantwortungsvoll mit den Steuergeldern umzugehen, so die Pressesprecherin.

Nun ist man im Landratsamt wieder auf der Suche - und diese gestalte sich nicht einfach, so Schwaiger. Denn zum einen habe der Landkreis keine konkreten Informationen darüber, wie viele Flüchtlinge man unterbringen müsse. Zwar hieß es bislang seitens der Regierung, dass der Kreis Wohnraum für bis zu 106 Asylbewerber bereithalten solle, "aber diese Zahlen ändern sich immer", so Schwaiger Denn diese hänge davon ab, wie viele Menschen Asyl beantragten. Ebersberg muss beispielsweise 2,9 Prozent der Asylbewerber des Regierungsbezirks Oberbayern beherbergen.

Auch der Zeitpunkt, ab wann die Unterkünfte bereitstehen müssen, ist dem Landratsamt nicht bekannt. Mehr als zwei Wochen "Vorlaufzeit" habe der Kreis nicht, sollte die Regierung entscheiden, Flüchtlinge nach Ebersberg zu schicken. Schantz betont zwar, dass man damit warte, bis der Kreis neue Unterbringungsplätze nach München gemeldet habe, allerdings nur falls die Zahl der Flüchtlinge nicht plötzlich steige. Im ungünstigsten Fall müsste das Landratsamt also binnen 14 Tagen Wohnungen für bis zu 60 Personen auftreiben, so Schwaiger. Wenn es dann nicht gelingt, genügend Wohnungen anzumieten, "ist die Turnhalle sicher eine Option", meint Schwaiger.

Beim Verein Ausländerhilfe ist man gegen eine solche Sammelunterkunft für Flüchtlinge, erklärt Anna Cohrs. "Das ist vielleicht für die Behörden gut, aber sehr problematisch für Menschen in einer schwierigen Lebenssituation." Denn die Asylbewerber hätten ohnehin schon unter der Unsicherheit, ob sie im Land bleiben dürften oder abgeschoben werden, zu leiden Viele seien zudem traumatisiert. Deshalb helfe es den Menschen, wenn sie "an ihre Umgebung andocken" können. Cohrs appelliert an alle, die eine Wohnung zu vermieten haben, sich beim Verein Ausländerhilfe oder im Landratsamt zu melden.

© SZ vom 03.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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