Winterdämonen vertrieben:Schabernack mit Tradition

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Kirchseeoner Perchten beenden mit einem eindrucksvollen "Drei-Kini-Lauf" in der Ortsmitte die Saison.

Von Anja Blum

Sagen und die Natur sind die Quellen, aus denen die Kirchseeon Perchten schöpfen. (Foto: Christian Endt)

Mit einem großen Spektakel ist am Montag in Kirchseeon der letzte Winterdämon vertrieben und das neue Jahr begrüßt worden: mit dem "Drei-Kini-Lauf" der Kirchseeoner Perchten. Den ganzen Nachmittag zogen die wilden Gesellen samt zahlreichem Gefolge durch die Straßen Kirchseeons, lärmten, trommelten, sangen und tanzten zwischen den Häusern. Wie aus einer anderen, längst vergangenen Zeit herübergerettet erscheint das eindrucksvolle Treiben: stampfende Rhythmen, archaische Melodien und Tänze, Texte, die nur Eingeweihten verständlich sind, und Kostüme, die einen das Fürchten lehren können. Die hölzernen Masken zeigen Tiergesichter oder Phantasiefratzen, mit Stielaugen, schrecklichen Hörnern oder langen Zähnen, dazu zottelige Mähnen, Lederkluft oder Fellgewand. Der Höhepunkt des Laufs, mit dem die Perchten traditionell die Saison beenden, fand schließlich am Kirchseeoner Marktplatz rund um den Perchtenbrunnen statt, wo die höllisch-schaurige Schar noch einmal ihre Gesänge und Tänze darbot. Unterstützt wurden die Kirchseeoner dabei heuer von den Rupertiperchten aus Salzburg, mit denen sie seit vielen Jahren in Freundschaft verbunden sind. Dazu gab es wie immer Getränke und Gegrilltes am Stand der Perchtenstiftung.

Bereits um 15 Uhr, als sich die Perchten bei Sonnenschein und milden Temperaturen vor dem Brückenwirt versammelten, drängte sich der Eindruck auf, der ganze Ort sei auf den Beinen. Von überall her strömten Menschen, um das Treiben der finsteren Gestalten zu bestaunen, jeder zweite fotografierte fleißig mit Kamera oder Handy. Und wer sich nicht vor die Haustür traute, stand wenigstens an Balkon oder Fenster. Nur hier nämlich war man vor allerhand Übergriffen sicher: Ganz geschickt mischten sich immer wieder einzelne Perchten unter die Zuschauer, um sie zu erschrecken und zu necken. Um ihnen plötzlich mit einer fürchterlichen Maske über die Schulter zu blicken, um ihnen die akkurate Frisur gehörig zu zerwuscheln oder um sie einfach nur mal kräftig zu knuddeln und ins dicke Zottelkostüm zu drücken. Doch die Opfer der Perchten nahmen's stets mit Humor, lachten, liefen weiter hinter der lärmenden Bagage her oder kauften eine der kleinen Perchtenmasken als Glücksbringer. Sogar die Kinder trugen die schaurige Vorstellung mit Fassung: Zwar machte der Nachwuchs hier und da große Augen, doch Tränen waren keine zu sehen. Manch Jugendlicher verstieg sich sogar dazu, den Spieß umzudrehen und die Perchten zu ärgern, etwa von hinten an ihren Glocken, die sie teils um die Gürtel trugen, zu rütteln. Die Abreibung dafür gab es freilich postwendend.

Mit viel Tradition und Schabernack im Gepäck zogen die Perchten also durch die Siedlungen, klopften an Haustüren und boten - wenn diese denn geöffnet wurde - ihre mystischen Gesänge und Tänze dar. Zum Beispiel jenen, in dem in der Kreismitte aus fünf langen Stöcken ein Stern geformt wird, das Symbol des Perschtenbunds Soj. Besonders beeindruckend aber war die Abschlussvorstellung am Marktplatz, denn hier ließen Dunkelheit und Feuerschein das Treiben der zotteligen Gesellen noch um einiges gruseliger und authentischer erscheinen. Man kann nur hoffen, dass die sensibleren Gemüter da schon nach Hause gegangen waren.

© SZ vom 07.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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