Wer bauen will, muss findig sein:Leere auf dem Grundstücksmarkt

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Seit 2010 hat die Nachfrage nach Flächen rasant zugenommen. Das stellt auch die Immobilienmakler im Landkreis vor große Herausforderungen.

Barbara Mooser

Die Suche nach vermarktbaren Grundstücken wird schwieriger, denn der Markt ist fast leergefegt. Den Kirchseeoner Immobilienfachmann Jürgen Weidlich stellt das vor Herausforderungen.

SZ: Welche Grundstücke können Sie im Landkreis sofort loswerden? Gibt es so etwas wie Filetstücke?

Jürgen Weidlich:Wir können im Landkreis in jedem Ort, wo die S-Bahn verkehrt, jedes Grundstück veräußern. Zwischen 400 und 600 Quadratmeter sind momentan die gängigsten Flächen. Kurioserweise bringen wir in Baldham und Vaterstetten, wo die Grundstücke deutlich teurer sind, auch deutlich größere Grundstücke an den Mann. Gerade die Bauherren, die gut eingesäumt sind, wie man so schön bayerisch sagt, legen Wert auf mehr Platz rundherum. Grundsätzlich sind Grundstücke für Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften am beliebtesten - Flächen für Einfamilienhäusern noch ein bisschen mehr, weil man da unabhängiger vom Nachbarn ist.

Und was kostet so etwas dann?

Das sind dann schon so 200 000 bis 250 000 Euro, für Einfamilienhausgrundstücke bis zu 300 000 Euro. Das wird verlangt, und das wird in der Regel auch bezahlt. Der Quadratmeter liegt also an S-Bahn-Lagen bei 500 bis 600 Euro. In Baldham und Vaterstetten kann es auch noch einmal deutlich teurer werden.

Sind denn momentan viele Grundstücke auf dem Markt?

Im Gegenteil - momentan ist fast überhaupt nichts zu haben. Ab und zu wird ein Grundstück frei, wenn ein Altbau abgebrochen wird und mehr neue Häuser auf dem Areal Platz haben. Aber ich nenne nur mal ein Beispiel: Wir haben in Glonn in den vergangenen Jahren die Grundstücke der Marktgemeinde im Baugebiet Wetterling vermarktet. Da war die Nachfrage am Ende riesig. Die letzten zwei Grundstücke wurden schließlich sogar verlost. Noch vor zwei Jahren haben wir die Grundstücke dort angepriesen wie Sauerbier. Oder ein anderes Beispiel: das Wohngebiet "Am Sonnenfeld" in Kirchseeon. Alle, die dort etwas bekommen haben, können sich freuen. Denn solche Wohngebiete wird es in nächster Zeit nicht mehr geben, zumindest nicht in den Teilen des Münchner Ostens, wo wir vor allem unser Geschäft machen.

Sie haben vorher das Beispiel Glonn genannt: Wie kommt es, dass sich die Nachfrage in kurzer Zeit so verändert?

Die Nachfrage hat mit dem Beginn der Finanzkrise eingesetzt. Diejenigen, die selbst bauen möchten, profitieren vom günstigen Zinsmarkt und können mehr ausgeben. Doch es gibt natürlich auch viele, die Grundstücke als Geldanlage sehen. Es gibt etliche Kunden, die kaufen Grundstücke für Einfamilienhäuser und lassen sie brach liegen. So einen Ansturm auf Grundstücke habe ich zuletzt zwischen 1992 und 1994 erlebt. Für uns ist das natürlich nicht ganz einfach, weil wir selbst nicht mehr an viele Grundstücke kommen. Für uns ist mehr die Objektbeschaffung das Problem und nicht der Verkauf.

Gilt das auch in den kleineren Gemeinden, wo laut Grundstücksmarktbericht die Preise noch niedriger liegen?

Auch da sind keine Grundstücke zu haben. Selbst wenn es welche gäbe, würden die Eigentümer sie nicht zu den Richtwerten im Grundstücksmarktbericht verkaufen.

Sind die Werte im aktuellen Bericht denn nicht realistisch?

Es handelt sich halt um die Richtwerte von 2010, danach hat der Markt sofort angezogen. Die Daten waren eigentlich schon 2010 überholt. Da kann der Gutachterausschuss aber natürlich auch nichts dafür.

Ist es in anderen Regionen rund um München ähnlich?

Ja, da ist es genauso. In München selbst ist es sogar noch deutlich schlimmer. Dort wird für Grundstücke auch schon mal das Doppelte der Richtwerte bezahlt. Ein Kollege hat mir neulich von einem Baugrundstück erzählt, wo 3000 Euro pro Quadratmeter verlangt und auch gezahlt wurden. Kurioserweise werden die höchsten Preise nicht von den Bauträgern bezahlt, sondern von Privatleuten und Bauherren.

Können sich normale Leute überhaupt noch etwas im Landkreis leisten?

Man merkt, dass viele Leute davon abkommen, selbst zu bauen. Sehr gefragt sind ältere Häuser zum Renovieren. Die befinden sich meist in einer guten Lage, haben eine schöne Grundstücksgröße und die Eigentümer können peu à peu renovieren und haben nicht die hohen Neubaukosten.

© SZ vom 05.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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