Markt Schwaben:Wenn Wogen der Wehmut wallen

Markt Schwaben: Die Stars der "Weiherspiele", darunter Hermann Bogenrieder und Elke Deuringer, treten am Freitag auf.

Die Stars der "Weiherspiele", darunter Hermann Bogenrieder und Elke Deuringer, treten am Freitag auf.

(Foto: Christian Endt)

Statt auf der Seebühne zu spielen, feiert der Theaterverein an diesem Wochenende sein Jubiläum

Von Ulrich Pfaffenberger, Markt Schwaben

Seit 30 Jahren besteht der Theaterverein Markt Schwaben, seit 33 Jahren gibt es gar die "Weiherspiele". Ausgerechnet im Jubiläumsjahr ist jedoch das Aushängeschild trockengelegt, weil offenbar der Zufluss an Ideen, Mitteln, Besuchern und Engagement ins Tröpfeln geraten ist. Gleichwohl lässt sich der Verein das Feiern nicht nehmen und lädt am kommenden Wochenende zu einer Reihe von Veranstaltungen ein, die das Erreichte Revue passieren und die Sterne der Vergangenheit noch einmal glänzen lassen. Um der Tradition treu zu bleiben, trifft man sich dazu im Schlosspark, nur bei schlechtem Wetter steht ein Umzug ins Theater am Burgerfeld an. So oder so erwartet die Besucher ein veritabler Fünfakter:

Vorspiel: Die Dämmerung ist hereingebrochen. Die Turmuhr von Sankt Margaret schlägt "Acht". Aus einem offenen Fenster dröhnt die Eröffnungsmelodie der "Tagesschau". Doch dort, wo einst um diese Tageszeit das muntere Treiben einer Freilichtbühne die Sommerluft nachflirren ließ, herrscht Schweigen. Die traditionsreichen Weiherspiele gibt es anno 2017 nicht. Es lächelt der Weiher, er locket zum Bade. Doch:

Erster Akt: Dem Theaterverein steht der Sinn nicht nach Müßiggang. Tief im Weiher sprudelt noch immer die Quelle des Tatendrangs. Wer auch immer es ist - die drei Grazien, das Trio Infernale oder das Rat Pack der Schwabener Theatergeschichte - öffnet die Erinnerungskiste und unglaubliche Schätze kommen zum Vorschein: Am Freitag, 4. August um 20 Uhr tauchen 33 Jahre Weihergeschichte an die Oberfläche und präsentieren bei freiem Eintritt die schönsten Szenen der Weiherspiele in Filmausschnitten. Elke Deuringer, Hermann Bogenrieder und Maurizio Cecchin legen ihren treuen Fans noch einmal live ihre erfolgreichsten Lieder ans Herz. Die Tränen der Publikums-Rührung bringen den Weiher zum Überschwappen.

Zweiter Akt: Einen Tag später übernehmen die Zauberlehrlinge die Bühne: Am Samstag, 5. August, um 14 Uhr begeistert, wie in den vergangenen zehn Jahren, das Kindertheater mit einem Klassiker: Wilhelm Buschs "Max und Moritz", 2014 von Regisseurin Marga Kappl weihergerecht neu gefasst. Zusammen mit den beiden Hauptdarstellern Jonas und Hannes zeigt sie ein Video der Aufführung, begleitet von Geschichten und Anekdoten

Markt Schwaben: Schon oft hat das Markt Schwabener Kindertheater die Seebühne bespielt, hier trieb das Gespenst von Canterville sein Unwesen.

Schon oft hat das Markt Schwabener Kindertheater die Seebühne bespielt, hier trieb das Gespenst von Canterville sein Unwesen.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Dritter Akt: Tafelrunde in König Josefs Schloss: Beim abendlichen Zusammensein am Samstag, 5. August, um 20 Uhr gedenken Bühnenritter und Volk der Theaterhalle, dem 15 Jahre alten Schmuckstück des Vereins, und nähren sich an den schönen Geschichten von einst. Das Publikum soll sich an "witzige, spannende, gruselige, musikalische, heitere und ernste Momente" erinnern, denen es in einer Mischung aus gespielten Szenen, gesungenen Musical-Hits und Videomitschnitten wieder begegnet.

Vierter Akt: "Götterdämmerung" zum sonntäglichen Frühschoppen (Eintritt fünf Euro) am Sonntag, 6. August, ab 11 Uhr: Beim Gastspiel von Jazz Grafing mit kühlem Bier und frisch aufgebackenen Erinnerungen bekommen Akteure, Freunde und Fans der Weiherspiele den Blues nach dem fröhlichen Abend.

Fünfter Akt: Die Lichter gehen aus, der Vorhang fällt. Alles still in Markt Schwaben? Nein. Ein Epilog klingt über die nächtlich verlassenen Ränge und Bühnen. Der Weihergeist erhebt seine knorrige Stimme und rezitiert den Dichter aus Goethes Faust: "Ach! Was in tiefer Brust uns da entsprungen, was sich die Lippe schüchtern vorgelallt, missraten jetzt und jetzt vielleicht gelungen, verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt. Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen, erscheint es in vollendeter Gestalt. Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, das Echte bleibt der Nachwelt unverloren."

Weiherspiele 2016 - Planet XX

Im vergangenen Jahr zeigte der Theaterverein das Stück "Planet XX", heuer machen die Weiherspiele Pause.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)
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