Wasserversorgung:Na dann Prost

Auch im Landkreis Ebersberg findet sich Nitrat im Trinkwasser. Im Vergleich zu anderen Regionen ist die Belastung allerdings noch moderat

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Gerade wenn das Wetter etwas wechselhaft ist, sind sie wieder auf den Feldern im Einsatz: die Traktoren mit Odelfass. Kurz vor dem nächsten Regen werden Äcker und Wiesen noch einmal kräftig gedüngt, mit den Hinterlassenschaften der Hoftiere. Dies ist weniger ein olfaktorisches Problem als eines für die Wasserversorger. Laut einer aktuellen Statistik des Umweltbundesamtes sind die Nitratwerte in vielen Regionen zu hoch, gar kein Nitrat im Trinkwasser findet sich so gut wie nirgends. Auch im Landkreis Ebersberg lassen sich diese Rückstände nachweisen, allerdings liegen die Mengen überall deutlich unter den Grenzwerten.

Dies zeigen die Daten des Gesundheitsamtes Ebersberg. Dort werden im Umweltbericht die Messwerte aller 22 "zentralen Wasserversorgungsanlagen" gesammelt. Eine solche Anlage kann auch aus mehreren Brunnen bestehen, die sich dann allerdings am selben Standort befinden, insgesamt handelt es sich um 40 Brunnen- beziehungsweise Quellenanlagen. Aktuell verfügbar ist die Auswertung des Jahres 2016, erfasst wird der höchste im vergangenen Jahr gemessene Nitratwert.

In keiner der 22 Versorgungsanlagen wurde demnach der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Trinkwasser überschritten, die meisten liegen sogar deutlich darunter. Etwa Baldham mit gerade 15 Milligramm, Hohenlinden mit zwölf und Emmering sogar mit nur acht Milligramm. Allerdings gibt es auch Anlagen, in denen zeitweise 35 Milligramm Nitrat pro Liter gemessen wurde, etwa in Baiern und Elkofen, Spitzenreiter ist der Brunnen Loitersdorf mit knapp 39 Milligramm.

"Das Wasser ist nicht exzellent, aber gut", fasst Piet Mayr, Zornedings Bürgermeister und Verwaltungsratsvorsitzender des Kommunalunternehmens Ver- und Entsorgung München Ost (Vemo), die Lage zusammen. Die Vemo liefert Trinkwasser für sieben Kommunen in den Landkreisen München und Ebersberg, hier sind es die Gemeinden Pliening, Poing, Zorneding und Teile von Vaterstetten. Grundsätzlich, so Mayr, "haben wir ausgezeichnetes Wasser", die Nitratwerte lägen weit unter dem Grenzwert.

Genauere Zahlen und Daten hat Vemo-Vorstand Thilo Kopmann. Bei 16 Milligramm pro Liter liegt der Nitratwert im Trinkwasser der Vemo aktuell - was auch dem langjährigen Mittel entspricht. Dies liege daran, dass das Nitrat nur zum geringsten Teil von landwirtschaftlich genutzten Flächen, also aus der Gülle stamme, sondern größtenteils aus dem Wald bei Zorneding, in dem sich die beiden Brunnen der Vemo befinden. Denn die Fichten nehmen Stickstoff aus der Luft auf und geben dafür Nitrat in den Boden ab. Darum lasse sich der Wert auch nicht viel weiter absenken, die 16 Milligramm seien einfach die "Grundbelastung" für einen Brunnen im Wald.

Dies sei in Ebersberg ähnlich, erklärt Ulrich Proske, bei der Stadt zuständig für die Versorgung mit Trinkwasser. Dieses kommt aus dem nordwestlichen Ebersberger Forst und weist aktuell eine Nitratbelastung von 28 Milligramm pro Liter auf. Auch dies sei zu einem großen Teil auf den Wald zurückzuführen, so Proske, "aber wir unterliegen auch anderen Einflüssen". Denn Einzugsgebiet für das Grundwasser unterm Forst sei ein großer Teil der Schotterebene. Wenn also im Verlauf des Grundwasserflusses viel gedüngt werde, merke man dies irgendwann auch im Ebersberger Trinkwasser. Wobei hier die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte eher in Richtung weniger Nitrat ging, in den 1990er Jahren habe der Wert noch bei mehr als 33 Milligramm gelegen. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass die Stadt mit Landwirten in der Umgebung der Brunnen Verträge über möglichst odelarme Nutzung ihrer Felder abgeschlossen hat.

Bei anderen Versorgern setzt man ebenfalls auf solche Vereinbarungen mit den umliegenden Landwirten. Etwa bei den Grafinger Stadtwerken, wie Bürgermeisterin Angelika Obermayr erklärt. Neben der Vorhaltung eigener Grundstücke rund um die Brunnen habe die Stadt schon vor Jahren entsprechende Abmachungen mit den übrigen Grundstückseignern rund um die Wasserschutzgebiete geschlossen, "um eine schonende Bewirtschaftung sicherzustellen". Dies will man auch bei der Vemo, laut Kopmann arbeite man mit der Landwirtschaft gut zusammen bei der Einrichtung von Gewässerschutzzonen.

Entwarnung will man bei den Versorgern trotz der noch niedrigen Werte nicht geben, man habe die Nitratbelastung stets im Blick, sagt Kopmann. Darum werde das Trinkwasser auch wöchentlich untersucht. "In allen ländlichen Bereichen ist das Nitrat ein Problem", sagt auch Obermayr, zum Glück in Grafing derzeit aber kein allzu großes.

Falls die Nitratwerte dennoch steigen, müssten die Versorger schon weit unter dem Grenzwert von 50 Milligramm aktiv werden. Liegt die Nitratbelastung längere Zeit über 37,5 Milligramm, muss das Trinkwasser in speziellen Anlagen vorgeklärt werden. Diese Anlagen seien in anderen Regionen längst Standard, sagt Proske, in Ebersberg brauche man sie zum Glück noch nicht. Denn der Einsatz solcher Anlagen wirke sich natürlich auf den Wasserpreis aus. Derzeit kostet der Kubikmeter Trinkwasser 1,49 Euro, mindestens das Dreifache müssten die Abnehmer zahlen, würde die Stadt eine Vorkläranlage betreiben. Die, findet Proske, sei ohnehin der falsche Ansatz: "Besser, als sich zu überlegen, wie man das Zeug wieder aus dem Wasser bringt, ist doch, wenn es gar nicht in den Boden kommt."

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