Wasserburg:Unter einem Dach vereint

Markus Oettl – „Rote Brücke“ (Aquarell) aus dem Jahr 2004, Wasserburg am Inn, Exponat im neu eröffneten Heimatmuseum am Brucktor.

Auch Markus Oettls Aquarell "Rote Brücke" aus dem Jahr 2004 ist im neu eröffneten Heimatmuseum zu sehen.

(Foto: Georg Reinthaler)

Die Städtische Sammlung Wasserburg wird in den historischen Räumen des ehemaligen Spitals neu eröffnet

Von Georg Reinthaler, Wasserburg

Die Liebe zur Heimatstadt sowie ein Faible für Kunst und das Bewahren zeitgeschichtlicher Exponate ist endlich würdig unter einem Dach vereint: So lässt sich die neu eröffnete städtische Sammlung "Wasserburg aus fünf Jahrhunderten" beschreiben.

Das Ambiente in den historischen Gemäuern des Brucktors und ehemaligen Spitals mit Blick auf den Inn bietet dafür die perfekten Voraussetzungen. Wo einst mehr als drei Jahrzehnte lang das Imaginäre Museum beheimatet gewesen ist, finden jetzt knapp 2000 Ausstellungsstücke Platz. Mit großem ehrenamtlichem Engagement haben der Begründer Bernd Joa und seine Mitstreiter der Öffentlichkeit die einmalige Möglichkeit verschafft, Wasserburger Geschichte und Ansichten in großer Fülle zu erleben. Jeder der vielen Räume stellt eine kleine thematische Galerie für sich dar und ist - in Bezug auf die markante Innbrücke - ganz bewusst mit einheitlich roten Fensterrahmen und Inventar mit rotem Farbton versehen.

Für den umtriebigen Pfarrer im Ruhestand begann die Sammelleidenschaft bereits in den 1960er Jahren als Student in München. "Mit begrenzten finanziellen Mitteln konnte ich nach und nach erste Münzen, Stiche und Gemälde mit Bezug zu Wasserburg am Inn erwerben." In der Nachkriegszeit, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, trieb Joas Eltern mitunter auch die große Sorge um, ob sich der Sprössling beim leidenschaftlichen Sammeln nicht übernehmen und im schlimmsten Falle gar seine Existenz gefährden könnte.

Doch Bernd Joa blieb sich treu und machte diese Freizeitbeschäftigung neben seiner eigentlichen Berufung zum Lebensinhalt. Bis unters Dach mit Sammlerstücken gefüllte Pfarrhäuser gehörten da einfach mit dazu. Schließlich vermachte er 2007 alles der Kommune und überließ ihr seitdem standesgemäß jeweils in der Weihnachtssitzung des Wasserburger Stadtrates seine neuesten Schätze. Auf diese Weise gelangte die ehemalige Hausmeisterwohnung im Rathaus in der jüngeren Vergangenheit zwangsweise hart an ihre Kapazitätsgrenzen.

Mit dem nun erfolgten Umzug in den historisch bedeutsamen und vollständig unter Denkmalschutz stehenden Brucktorkomplex sind die Exponate endgültig heimisch geworden und gewissermaßen angekommen. Unter gewaltigem Besucherinteresse am Eröffnungsabend konnten sie den aus der ganzen Region angereisten Gästen auf insgesamt vier Etagen präsentiert werden.

Den eindeutigen Schwerpunkt bilden dabei Gemälde mit typischen Wasserburger Motiven wie der Burg und dem Marienplatz. Aquarelle, Werke mit Öl, Ton, Holz sowie Kohle und Bleistift bekunden die Zuneigung und Faszination ihrer Schöpfer rund um die Kleinstadt am Inn. Das älteste Bild, Gouache und Gold auf Papier, stammt aus der Zeit um 1620. Ebenfalls von Bedeutung sind historische Karten, der erste gedruckte Wasserburger Stadtplan und lokal hergestellte Ofenkeramiken.

Aber auch diverse sakrale Sammlerstücke, Kupferstiche, Figuren, Plastiken, Medaillen, Silber, Besteck, Tabakdosen, Zinn, eine Eisenkassette, 100 Jahre alte Souvenirs, Krippen, Notgeld von 1917 und vier original erhaltene Wasserburger Dirndlgewänder runden die Ausstellung, für deren Besichtigung man genügend Zeit einplanen sollte, ab. Besonders stolz ist Bernd Joa zudem auf Silberpfennige, die wahrscheinlich um 1390 in Wasserburg als damaliger Münzstätte geprägt worden sein dürften.

Es ist eine Mischung aus Suche, Erwerb, Nachforschung in historischen Unterlagen und nicht zuletzt Pflege und Restauration neu hinzugekommener Sammlerstücke, welche Bernd Joa seit jeher in ihren Bann zieht. "Das Erfolgserlebnis, wenn man ein Exponat dann endlich verfügbar hat und ausstellen kann, ist alle Mühen - nicht zuletzt auch die finanziellen - wert", sagt er.

Eine Liste für neue Schenkungen an die Stadt - selbstverständlich in der Weihnachts-Stadtratssitzung - existiere bereits, sagt Joa. Und nur wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier der Sammlung habe er noch die Zusage für einen Neuerwerb erhalten. "Sie sehen also, es geht auf jeden Fall weiter.

Für die städtische Sammlung "Wasserburg aus fünf Jahrhunderten" im historischen Brucktor werden ab sofort Gruppenführungen angeboten, regelmäßige Öffnungszeiten sind derzeit aber noch nicht vorgesehen. Interessierte können sich über die Gästeinformation im Rathaus am Marienplatz 2 unter der Telefonnummer (08071) 105 22 zu einem Rundgang anmelden.

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