Wasserburg:Abtauchen in neue Sphären

Exponat in Ausstellung des AK 68 Wasserburg, Sommer 2016

In der Arbeit "Under the Rainbow" von Annegret Bleisteiner geht es um Wahrnehmung und Intuition.

(Foto: Georg Reinthaler)

Die Kunstausstellung des AK 68 in Wasserburg präsentiert den Besuchern eine reiche Vielfalt an Genres und Motiven

Von Georg Reinthaler, Wasserburg

Die bunte Vielfalt an Farben und Motiven losgelöst von nur einem Ausstellungsort zeichnet die Große Kunstausstellung des Wasserburger Arbeitskreises 68 aus. Mehr als 140 Werke inmitten des historischen Flairs der Altstadt ermöglichen Freunden der zeitgenössischen Kunst ein lohnenswertes Abtauchen in neue Sphären.

Passend zur Sommerzeit finden sich viele Gemälde mit hellen kräftigen Farben. Zwischen klassischen Kombinationen können auch gewagtere Zusammenstellungen entdeckt werden. Mal geht es um den prächtig in Szene gesetzten Flügelschlag eines Insekts und den gefürchteten Wespenstich, mal spielen Sport, Bewegung oder eine ruhige Flusslandschaft die Hauptrolle. Da trifft dann auch schrille Pop Art auf schlichtes, aber umso eindringlicheres Schwarz-Weiß-Denken, wortlos ausgedrückt auf Leinwand.

Ebenso ist es der Alltag, welcher viele Gemälde und Installationen prägt. In Annegret Bleisteiners Arbeit "Under The Rainbow" stehen drei Schaufensterpuppen in einem Zelt aus farbigen Plastikbändern. Ihre Augen sind verbunden, die Hände ragen suchend und tastend nach außen. Und doch können sie die Fülle der bunten Gegenstände - vom Küchenutensil bis hin zum Stoffteddybär - vor ihren Füßen gar nicht sehen, höchstens erahnen. Somit ist alles eine Frage der Intuition; und auch die Künstlerin selbst nimmt sich dabei in ihrem Schaffen bewusst nicht davon aus.

Kurator Stefan Scherer erkennt im Rahmen der Großen Kunstausstellung 2016 zwei bemerkenswerte Aspekte und möchte diese entsprechend präsentieren: "Während die Entgrenzung der künstlerischen Gattungen weiter stetig voranschreitet, ist der Arbeitskreis 68 nach wie vor stark durch seinen Schwerpunkt auf die Malerei geprägt." Wer sich auf diese beiden Tatsachen einlasse, der könne die Werke der insgesamt 97 Künstler, die aus allen Regionen Europas stammten, mit den globalen Trends vereinen.

Der diesjährige von einer Jury ausgezeichnete Preisträger für junge Kunst, Jonas Münch, überzeugt mit einer aufwendig produzierten, dreiteiligen Videoreihe unter dem Motto "Alles klar". Er thematisiert die Wechselwirkung der Einflüsse von Sprache auf die Gedanken und umgekehrt. Der in den Videos vorgetragene Text "soll für diese arbeiten und nicht andersrum. Der Text dient als Rahmen und vielleicht auch als Katalysator für etwas Neues, ganz sicher aber als Grundlage, auf der wir das alles machen, auf der alles stattfindet", so Münch.

Einen weiteren Höhepunkt, zunächst gar nicht unbedingt als solcher zu erkennen, stellt die Installation "Hobbyman" von Theo Huber dar. Das mit Mikrofon ausgestattete Rednerpult, an dem eine Gitarre lehnt, ist nicht etwa bei der Vernissage vergessen worden. Es fügt sich vielmehr in ein chaotisch anmutendes Zimmer, ausgestattet mit einem Fernseher, mit Bildern und Zeichnungen an den Wänden ein. "Der Künstler schafft mit seiner Kunst einen Raum, in dem er vollständig umgeben ist von dem Versuch, sich selbst zu formulieren. Er überschreitet Grenzen konventioneller Genres, um aus dieser Vielheit der Medien dem Eigenen näher zu kommen", führt Stefan Scherer aus.

Abseits dieser ungewöhnlichen oder vielmehr ungewohnten Werke liefert die auf Räume in der Galerie im Ganserhaus, im historischen Rathaus und im städtischen Heimatmuseum aufgeteilte Ausstellung auch eine Vielzahl an klassischen Arbeiten. Peter Casagrande etwa zaubert mit Öl farbliche Zufälle auf die Leinwand. Ute Lechner hat gemeinsam mit Hans Thurner drei Stahlwürfel unter dem Titel "Impakt" arrangiert. Darüber hinaus finden sich unter anderem Fotografien, Lichtzeichnungen, Skulpturen, Statuen, Gemälde mit Asche, Sand und Wachs sowie eine Installation aus Seide.

Und wer im Anschluss, inspiriert durch die Welt der Kunst, noch einen Spaziergang durch die historischen Gassen mit den bunten Häusern und unbekannten Ecken Wasserburgs macht, der merkt schnell, dass die Sinne noch lange nicht genug haben.

Die Große Kunstausstellung ist noch bis einschließlich 28. August täglich zwischen 10 und 18 Uhr in der Galerie im Ganserhaus und im Rathaus Wasserburg zu sehen. Von Dienstag bis Sonntag ist zudem die Juroren-Ausstellung im städtischen Museum zwischen 13 und 17 Uhr geöffnet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: