Wahrzeichen der Gemeinde Pliening:Platz da

Die alte Brennerei in Landsham soll einer Wohnbebauung weichen. Gegner der Pläne wollen das Gebäude unbedingt erhalten - und sammeln Unterschriften für ein Bürgerbegehren

Die Brennerei in Landsham ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Gemeinde Pliening. Schon auf Postkarten von der Jahrhundertwende ist das 110 Jahre alte Gebäude abgebildet. Weil sich das Brennen von Kartoffeln und Getreide für die Genossenschaftsbauern, die Eigentümer des Gebäudes, mit dem Auslaufen des Branntweinmonopols 2013 nicht mehr rechnet, wollen sie das Bauwerk verkaufen. Und haben damit eine Diskussion entfacht, die in der Gemeinde Wellen schlagen dürfte. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses jedenfalls sah sich der zweite Bürgermeister Roland Frick (CSU), der die Sitzung für den wegen einer Operation fehlenden Bürgermeister Georg Rittler leitete, bemüßigt, die Räte zu bitten, mit dem Thema "fair und sensibel" umzugehen.

Bekannt waren die Verkaufsabsichten der Brennereigenossenschaft - Vorsitzender Emmeran Königer sitzt für die CSU im Gemeinderat - in der Gemeinde schon länger. Dass sich die Verwertung von Felderzeugnissen mit dem 2010 von der EU beschlossenen Auslaufen des Branntweinmonopols nicht mehr rechnen würde, war abzusehen. Allerdings hatte es bereits vor Jahren Bestrebungen gegeben, eine neue Verwendung für das Gebäude zu finden. Vor zwei Jahren hatte Gemeinderat Stefan Seizl (Alternative für Pliening) angeregt, das Gebäude unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Außerdem wollte er die sieben Genossenschaftsmitglieder dazu bewegen, auf eine seit 2005 bestehende Abrissgenehmigung zu verzichten. Er scheiterte am Widerstand der Bauern.

Ende August hatte nun der Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung zwei ähnlich lautende Anträge der Fraktionen Alternative für Pliening und SPD/Unabhängige abgelehnt, das Brennereigelände zu erwerben und den Erhalt, mindestens aber die Fassade zu sichern. Dass man sich mit einem Kauf schwer tue, liege nun keinesfalls daran, "dass uns das Grundstück egal ist", betonte Roland Frick. Grundsätzlich habe die Gemeinde durchaus ein Interesse am Erhalt des ortsbildprägenden Bauwerks, hatte auch Bürgermeister Rittler vor einigen Wochen erklärt. "Aber über allem", so Frick "schweben die Finanzen." So sei von 1,4 Millionen für den Grundstückserwerb die Rede. Architektenschätzungen für Renovierungskosten und Umbauten für eine Nachfolgenutzung - ob für ein soziales Projekt, einen Kunstraum oder ein Heimatmuseum - lägen zwischen 1,6 und 1,8 Millionen. "Wenn wir den Gewerbesteuereingang von Unterföhring hätten, wäre das für mich sicherlich kein Problem."

Stefan Seizl und SPD-Gemeinderätin Bettina Marquis machten klar, dass sie für den Erhalt der Brennerei weiter kämpfen wollen - zumal im Ausschuss bereits zwei Voranfragen von Bauträgern zu behandeln waren, die eine Wohnbebauung mit Doppelhaushälften beziehungsweise Reihenhäusern und einem Mehrfamilienhaus vorsehen. Der Ausschuss lehnte beide Anfragen zwar ab, begründete allerdings mit nicht ausreichenden Stellplätzen in der Planung. "Wenn da der nächste Antragsteller daher kommt, der die Stellplätze hat, haben wir keine Möglichkeit mehr, abzulehnen", argumentierte Seizl. Vielmehr müsse man mit Verweis auf abweichende städtebauliche Ziele ablehnen, forderte er, und dann wegen der hohen Bedeutung der Brennerei, die ja, so SPD-Rätin Marquis "eine Visitenkarte für die Gemeinde ist", öffentlich im Gemeinderat verhandeln. Die Ablehnung aus städtebaulichen Gründen sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich, erklärte Bauamtsleiter Martin Schmidt-Roschow, dafür brauche es einen Gegenentwurf der Gemeinde, um sich nicht mit einer Negativplanung haftbar zu machen. Einen solchen Entwurf aber gibt es nicht.

Wie es mit der Brennerei weitergeht könnte nun in einem Bürgerbegehren geklärt werden, das die Alternative für Pliening und SPD/Unabhängige initiiert haben. Seit Mittwoch, 12. September, werden im Gemeindegebiet Unterschriften für den Erhalt der Brennerei gesammelt, die bei Stefan Seizl, Gruber Straße 18, und Bettina Marquis, Ulrich-Nanshaimer Straße 18 abgegeben werden können.

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