Dass Latein so spannend und verzwickt sein kann wie ein Krimi, das haben die Schüler und Schülerinnen des Projektseminars am Gymnasium Kirchseeon vor einiger Zeit bewiesen - und wurden nun für ihre historische und altphilologische Spurensuche ausgezeichnet: Die Kirchseeoner sind unter den vier Schulen, die am vergangenen Freitag im Bayerischen Kultusministerium den P-Seminar-Preis 2015 für besonders erfolgreiche Projektseminare in Empfang nehmen konnten. Das Thema ihrer Recherche: "Geheimnisse in lateinischen Urkunden". Neben Kirchseeon haben Seminare aus Cham, Eichstätt und Mallersdorf-Pfaffenberg gewonnen.
Überreicht wurde die Auszeichnung von Staatssekretär Georg Eisenreich. Der P-Seminar-Preis wird vom Ministerium und dessen Kooperationspartnern, der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft und der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG ausgeschrieben. Sinn und Zweck des Preises ist, künftige Abiturienten bestmöglich auf die Studien- und Berufswahl sowie die Arbeitswelt vorzubereiten. Die vier Preisträger wurden aus den 24 P-Seminaren ausgewählt, die bereits in einer Vorrunde ausgezeichnet worden waren. Alle Schulen hatten Preisgelder in Höhe von 200 Euro erhalten, die vier Sieger bekommen nun noch je 500 Euro oben drauf.
Die zwölf Kirchseeoner Gymnasiasten haben eine Urkunde, die vom dramatischen Ende des Ebersberger Jesuitenklosters Ende des 18. Jahrhunderts kündet, erforscht. Begonnen haben sie mit der Recherche in der Kreis-Dokumentationsstelle. Hier wird neben anderen Urkunden diejenige verwahrt, die von der durch Papst Clemens XIV. verfügten Auflösung des Ordens und dem Brand des Jesuitenklosters in Ebersberg einschließlich Plünderung und Einsturz der Kirche berichtet. In mühevoller Arbeit gelang es dem Team, dem historischen Schriftstück seine Geheimnisse zu entlocken, obwohl die Schrift schwer zu entziffern und der Text alles andere als klassisches Latein gewesen sei, wie die Schüler seinerzeit berichteten. Ein Krimi eben.