Verunsicherte Kunden:Immer weniger Autofahrer im Landkreis Ebersberg kaufen Diesel-Pkws

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Die Dieselabgasskandale samt Tests an Affen nahmen die Narren des Siegersdorfer Stüberls beim Ebersberger Faschingsumzug böse auf die Schippe. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Schuld sind verlockende Prämien der Hersteller und die Angst vor einem Fahrverbot in München und anderen Städten.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

"Wir verkaufen immer weniger Diesel-Fahrzeuge", bestätigt Irene Niebler, Inhaberin und Verkaufsleiterin vom Autohaus Niebler in Kirchseeon, "und das verstehe ich nicht. Es gibt bis jetzt keine Alternative zum Diesel." Da sei zum einen das Preis-Leistungs-Verhältnis: Wer 20 000 Kilometer im Jahr fahre, erlebe mit einem Hybrid-Fahrzeug auf jeden Fall einen erheblichen Wertverlust. Und mit einem Elektro-Fahrzeug sei das nicht ohne zahlreiche Zwischenstopps möglich. Im Winter vor allem werde die Reichweite der mit Strom betriebenen Autos durch den Energieverbrauch von der Heizung zusätzlich erheblich gedrosselt. "Wer will schon so oft Elektro-Tankstellen aufsuchen, nur damit er den Weg schafft", sagt Niebler.

Auch die Zulieferer und Vertreter, mit denen das Autohaus zusammenarbeite, fahren alle Diesel - weil es keine andere Möglichkeit für sie gebe. "Ich bin entsetzt, dass die Regierung nicht eine klare Übergangsfrist setzt", sagt Irene Niebler, "die Kunden sind sehr verunsichert." Vor allem die Pendler, die nach München fahren, trauen sich nicht mehr, Diesel-Autos zu kaufen - aus Angst vor einem Fahrverbot. Deswegen, so Niebler, fordere sie von der künftigen Regierung schnellstens eine klare Linie im Pkw-Bereich.

"Die Leute sind unwahrscheinlich verunsichert", weiß auch Melina Fürholzner vom Autohaus Schlöffel in Eglharting zu berichten, "fast jeder Kunde, der bei uns hereinkommt, fragt gezielt nach einem Benziner." Wenn die Verkäufer vorschlagen, sich ein Auto mit Dieselantrieb anzusehen, würde es schnell extrem unentspannt. "Was wir nicht verstehen, weil unsere Autos alle die Euro-6-Norm haben und somit stadtfahrtauglich sind", sagt sie.

Viele Kunden holten sich ein Angebot ein, wollten sich aber nicht entscheiden. In der Beratung gehe es dann vor allem darum, wohin die Leute fahren. "Warum soll ich einer Hausfrau auf dem Land, die ihre Jungs zum Fußball fährt und so auf ihre 20 000 Kilometer im Jahr kommt, einen Benziner verkaufen?", fragt Fürholzner. Gleichzeitig habe sie auch einen Kunden, der mehr als 30 000 Kilometer im Jahr zurücklege und jetzt auf einen Benziner umgestiegen sei.

In Kirchseeon wird die Diesel-Abwrackprämie gut angenommen

Die Verwirrung in der Bevölkerung um das Dieselverbot, die wenig konkreten Pläne einer Regierung, die noch nicht auf sicheren Beinen steht - all das erschwert momentan die Arbeit in den Autohäusern. "Wir Autoverkäufer haben auch keine Informationen, wie es mit dem Diesel weitergeht", sagt Fürholzner. Dabei treffe die wenig ausgegarte Diskussion um den Diesel vor allem sie, die Verkäufer: "Wir arbeiten auf Provision", sagt Fürholzner, "das trifft jeden Einzelnen von uns."

Seit dem Diesel-Gipfel im Herbst vergangenen Jahres locken große Autofirmen wie VW, Seat oder Audi die Kunden mit einer Art Abwrackprämie, Diesel-Autos der Norm Euro 1 bis Euro 4 zurückzugeben. Der Autobauer BMW wirbt derzeit in einem Werbespot mit dem Spruch "Steigst du noch durch beim Thema Diesel? - Klar, deshalb kaufe ich mir jetzt einen BMW": Kunden mit Autos der Norm Euro 4 können ihre Fahrzeuge zurückgeben und bekommen zum Wert des Autos noch 2000 Euro zusätzlich ausbezahlt.

"Das Angebot wird gut angenommen", sagt Benjamin Eder, Verkaufsberater für BMW-Neuwagen im Autohaus Wagner in Kirchseeon, "es gibt jetzt keinen Run, aber der ein oder andere tut sich leichter, jetzt das Auto zu wechseln." Schätzungsweise jeder zehnte Autokäufer aus dem Privatkundenbereich schlage bei der Prämie zu. Grundsätzlich, so Eder, sei das Thema jedoch seit der Bundestagswahl deutlich weniger im Fokus.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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