Verkehr:Teure Sicherheit

Verkehr: Auf zehn Stundenkilometer muss die Bahn abbremsen, wenn sie den Übergang passiert. Weil der Express schneller werden soll, ist der Umbau notwendig.

Auf zehn Stundenkilometer muss die Bahn abbremsen, wenn sie den Übergang passiert. Weil der Express schneller werden soll, ist der Umbau notwendig.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Umbau des Bahnübergangs bei Oberndorf wird länger dauern und deutlich mehr kosten. Statt mit einer einfachen Spundwand muss eine Hangkante kompliziert abgestützt werden

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Später fertig und sehr viel teurer wird der neue Bahnübergang bei Oberndorf. Grund sind Probleme mit der Statik bei der Absicherung eines Hanges. Darüber informierte Franz Lemke von der Südostbayernbahn nun die Mitglieder des Technischen Ausschusses in Ebersberg. Da die Stadt laut geltender Verträge mit Bahn und Bund ein Drittel der Umbaukosten trägt, muss sie nun gut 75 000 Euro mehr investieren.

Der Filzenexpress soll schneller werden, darüber sind sich die Bahn und die Anliegerkommunen einig. Darum wird die Strecke zwischen Wasserburg und Ebersberg auch schon seit Jahren ausgebaut, so wurde erst im Herbst der neue Kreuzungsbahnhof in Steinhöring eröffnet. Neben neuen Bahnhöfen ist es aber auch nötig, dass die alten, ungesicherten Bahnübergänge umgebaut werden. Denn dort müssen die Züge aus Sicherheitsgründen abbremsen. Eine solche Langsamfahrstrecke gibt es auch in Oberndorf am Übergang Weidinger Straße, hier ist der Filzenexpress nur mit rund zehn Kilometern pro Stunde unterwegs. Damit er in seiner normalen Reisegeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde fahren darf, müsste der Bahnübergang mit einer Schranke nachgerüstet werden, ein Vorhaben, das eigentlich in diesem Frühsommer begonnen werden sollte.

Doch, wie Lemke den Stadträten erklärte, nach gegenwärtigem Stand werde der Umbau des Bahnüberganges frühestens im August beginnen und Ende Oktober fertig sein. Grund ist, dass sich die ursprüngliche Planung als fehlerhaft herausgestellt hat. Eigentlich hätte dort zur Absicherung eines Hanges eine 50 Meter lange Spundwand errichtet werden sollen. Für diese waren 131 000 Euro veranschlagt. Doch nach genauerer Überprüfung der Statik habe sich leider herausgestellt, dass die Spundwand den Hang nicht tragen würde, so Lemke. Durch den Einsatz von Stahlankern hätte man die Wand eventuell sichern können. Doch da man diese Verankerungen weit in die Nachbargrundstücke hätte legen müssen, was deren Eigentümer ablehnten, bleibe als Alternative nur noch eine sogenannte Rohrpfahlwand. Dazu wird eine Reihe von Betonpfeilern in den Boden gerammt, die Zwischenräume werden ebenfalls mit Beton ausgegossen. Statisch sei dies die beste Lösung, aber leider auch die teuerste. Rund 322 000 Euro werde man für die Betonmauer ausgeben müssen, der Anteil der Stadt Ebersberg an den Gesamtkosten wird dadurch von 223 000 auf 297 000 Euro steigen. "Ich fühle mich auch nicht wohl damit", meinte Lemke, "aber ich kann es nicht beeinflussen."

Genauso wenig wie die Stadt: "Es ist alles schon beschlossen und unterschrieben", sagte der Sitzungsleiter, Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU). Denn es existiert eine sogenannte Kreuzungsvereinbarung zwischen der Bahn und der Stadt Ebersberg, welche die finanziellen Beteiligungen der Vertragspartner regelt. Vielleicht solle man aber angesichts der Kosten gleich eine Brücke über die Bahn bauen, regte Gerd Otter (FW) an, "das wird eventuell genauso teuer". Eine Brücke würde deutlich mehr kosten, entgegnete Lemke, mindestens 700 000 Euro müsse man dafür veranschlagen. "Das ist schon ein Schildbürgerstreich", kommentierte Hans Mühlfenzl (SPD) die neuen Entwicklungen und stellte die Frage, ob man auf den Übergang nicht verzichten könne. Nicht wenn man die Bahnverbindung nach Wasserburg verbessern wolle, so Lemke, außerdem diene der Umbau auch der Sicherheit. Ein unbeschrankter Bahnübergang sei zwar nicht per se gefährlich, "dann müssten wir ihn sofort stilllegen", aber trotzdem "eine potenzielle Gefahrenquelle".

Eine zumindest teilweise positive Nachricht hatte Lemke aber auch noch: Wie er auf Nachfrage von Elisabeth Platzer (SPD) erklärte, dürften die Mehrkosten keine Auswirkungen auf den gerade fertiggestellten Haushalt haben. Denn da der Umbau voraussichtlich erst im Spätherbst abgeschlossen sei, dürfte die Rechnung dafür wohl erst im Frühjahr bei der Stadt eingehen.

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