Verkehr:Sieben Wochen Busfahren

Verkehr: Nach den Osterferien beginnen die Gleisarbeiten zwischen Grafing und Ebersberg. Für sieben Wochen können dann keine Züge auf der Strecke fahren.

Nach den Osterferien beginnen die Gleisarbeiten zwischen Grafing und Ebersberg. Für sieben Wochen können dann keine Züge auf der Strecke fahren.

(Foto: Toni Heigl)

Vom 24. April bis zum 9. Juni werden die Gleise zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg erneuert. Die S-Bahn-Nutzer müssen sich auf längere Fahrzeiten und andere Takte einrichten

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Sieben Wochen ohne . . ., so hat die evangelische Kirche zum Verzicht während der Fastenzeit aufgerufen. Sieben Wochen ohne . . . heißt aber auch das Projekt, das Pendlern nach den Osterferien droht - und von freiwilligem Verzicht ist keine Rede. Zwischen 24. April und 9. Juni werden keine Züge zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof verkehren, stattdessen müssen Pendler auf Busse umsteigen.

Wieso ist die Streckensperrung überhaupt notwendig?

Die Gleise sind schlichtweg zu alt und müssen ausgetauscht werden, wie Bahn-Sprecher Bernd Honerkamp erläutert. Auf genau 5312 Metern Länge erneuert die Bahn rund 10 650 Meter Schienen und 8800 Schwellen. Außerdem tauscht sie rund 13 000 Tonnen Schotter aus. Laut Bahn kostet das fünf Millionen Euro. Einen großen Unterschied zu vorher werden die Bahn-Nutzer nach den Maßnahmen aber eher nicht bemerken, allenfalls rattern die Züge eventuell etwas weniger.

Was bedeutet die Sperrung für die S-Bahn-Nutzer?

Sie müssen längere Fahrzeiten und andere Abfahrtszeiten in Ebersberg in Kauf nehmen. Statt sieben Minuten mit der S-Bahn muss die Strecke zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof in 15 Minuten mit dem Bus zurückgelegt werden. Entsprechend verlängern sich die Fahrzeiten. Wer etwa morgens normalerweise in Ebersberg die S-Bahn um 6.31 Uhr nimmt und um 7.10 Uhr am Ostbahnhof ist, muss umdisponieren. Entweder steht man früher auf, um den Bus um 6.20 Uhr zu erwischen und dann in Grafing auf den schnellen Meridian umzusteigen, dann ist man um 7.05 Uhr am Ostbahnhof. Oder man nimmt den Bus um 6.40 Uhr, steigt in Grafing-Bahnhof in die S-Bahn um und ist dann erst um 7.30 Uhr am Ostbahnhof. Wer eine der Stationen nützt, an denen der Meridian nicht hält, muss auf alle Fälle mehr Zeit einplanen. Die Fahrzeit von Ebersberg nach Trudering beispielsweise verlängert sich um zehn Minuten. Zudem entfallen größtenteils die Verstärkerzüge der S 6. Die Züge der S 6 enden alle bereits in Zorneding. Richtung München fährt nur die S 6, die Grafing-Bahnhof um 6.12 Uhr und um 6.52 Uhr verlässt.

Welche Auswirkungen haben die Bauarbeiten auf den Filzenexpress?

Auch der Filzenexpress kann die Strecke zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof nicht bedienen. Das notwendige Umsteigen auf den Ersatzbus - der in diesen Fällen in der Regel nicht in Grafing-Stadt hält - hat daher zur Folge, dass oft die Anschlüsse an den Meridian in Grafing-Bahnhof nicht erreicht werden. So geht es etwa Pendlern, die bisher um 18.12 Uhr in Wasserburg-Bahnhof abfahren und derzeit - jedenfalls meistens - den Meridian in Grafing-Bahnhof um 18.51 Uhr erwischen. Das wird nicht klappen, statt um 19.05 Uhr ist man erst um 19.29 mit der S-Bahn am Ostbahnhof. Die durchgehenden Züge der Südostbayernbahn von und nach München fallen am Morgen und am Nachmittag zwischen Grafing und München ersatzlos aus. Wer jetzt etwa bequem um 6.19 Uhr in Ebersberg in den Filzenexpress steigt und um 6.47 Uhr am Ostbahnhof ankommt, muss sich eine andere Verbindung suchen.

Wo sind die Haltestellen der Pendelbusse?

Die Busse halten in Grafing-Bahnhof am Bahnhofsvorplatz und in Ebersberg am Bahnhofsplatz an der Doktor-Wintrich-Straße. In Grafing-Stadt wird der Bahnübergang beim S-Bahnhof teilweise wegen der Arbeiten gesperrt, daher werden die Busse die Haltestelle Leonhardikirche in der Münchener Straße anfahren. In der ersten Woche stehen Lotsen der Bahn an den Haltestellen, um Fahrgästen den richtigen Weg zu weisen.

Können Kinderwagen in die Pendelbusse mitgenommen werden?

Das ist laut Bahn möglich, ebenso können Rollstühle transportiert werden. Nicht möglich ist es allerdings, Fahrräder in die Busse einzuladen.

Was bedeuten die Bauarbeiten für die Autofahrer?

Auch sie müssen laut Bahn mit Einschränkungen rechnen, denn immer wieder werden Bahnübergänge für die Gleiserneuerung nacheinander zeitweilig gesperrt. Das gilt für die Übergänge in Grafing an der Jahnstraße, zwei Übergänge an der Bahnhofstraße und an der Münchner Straße, in Wiesham an der Kreisstraße EBE 8 und in Ebersberg an der Ringstraße. Die Umleitungen werden jeweils ausgeschildert.

Und hat das Ganze vielleicht auch etwas Gutes?

Wer weiß, vielleicht ist die Pendelei gar nicht so viel stressiger als sonst. Um kaputte Stellwerke in Grafing-Bahnhof oder andere Defekte auf der eingleisigen Strecke bis Ebersberg müssen sich S-Bahn-Nutzer jedenfalls ausnahmsweise nichts scheren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: