Verkehr:Kein Radschnellweg für den Landkreis Ebersberg

Poing - Rund um das Radfahren

Als Radler hat man es im Landkreis Ebersberg bisweilen nicht so einfach, so wie hier angesichts der komplizierten Beschilderung am Poinger S-Bahnhof.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Die erste Schnellverbindung für Radler in Bayern entsteht stattdessen in einem Nachbarlandkreis.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Komfortable Fahrbahnbreiten, wenig Kreuzungen, gute Beleuchtung: So sollen Radschnellwege ins Umland, die auch für Pendler den Umstieg aufs Fahrrad attraktiv machen sollen, idealerweise aussehen. Die erste Schnellverbindung für Radler in Bayern entsteht nun im Landkreis München, sie soll Fahrradfahrer in nur einer halben Stunde von der Stadtgrenze nach Garching bringen, noch ein bisschen schneller soll es nach Unterschleißheim gehen.

Ein Konzept des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München enthält zwar auch zwei mögliche Schnelltrassen im Landkreis Ebersberg. Eine würde Richtung Markt Schwaben führen, die andere nach Zorneding - eine Verlängerung bis in die Kreisstadt wäre nach Einschätzung der Planer aufgrund der voraussichtlich geringen Frequentierung nicht sinnvoll.

Ob und wann diese beiden Trassen allerdings realisiert werden, das ist derzeit noch völlig offen, wie Augustinus Meusel, Wirtschaftsförderer im Ebersberger Landratsamt, erläutert. Zunächst wolle man die Erfahrungen bei der Pilotstrecke nach Garching abwarten, dann gegebenenfalls in Kooperation mit dem Landkreis München über den Bau der Strecken beraten: "Es hat ja wenig Sinn, im Landkreis Ebersberg was voranzubringen und in Richtung München fehlt dann was."

Zwar hat sich der zuständige Ausschuss des Kreistags bereits 2015 grundsätzlich positiv zu Fahrradschnellwegen geäußert. Bei der Frage, wie viele Trassen im Münchner Raum noch realisiert werden, wird sicher auch das Geld eine große Rolle spielen. Für die Strecke nach Garching und Unterschleißheim allein sind etwa 35 Millionen Euro vorgesehen, in welcher Höhe sich der Bund und der Freistaat an der Finanzierung beteiligen, ist derzeit noch unklar. Immerhin ist nun der Startschuss gefallen, bis 2021 soll der Weg fertig sein.

Am Mittwoch treffen sich Fachleute um Lücken im Fahrradnetz zu finden

Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München hat insgesamt 14 mögliche Trassen ins Umland ausgemacht. Die besseren Chancen für eine Realisierung in absehbarer Zeit hat vermutlich im Landkreis Ebersberg die Trasse nach Markt Schwaben. Im April 2017 hat der Landkreis München beschlossen, sich mit der Landeshauptstadt München und den betroffenen Landkreisen abzustimmen und Machbarkeitsuntersuchungen für drei weitere Korridore auszuschreiben, darunter eben auch Korridor 6 vom Münchner Osten nach Kirchheim und weiter nach Markt Schwaben.

Dass allerdings in puncto Radschnellwege im Landkreis Ebersberg erst einmal wenig passiert, bedeutet laut Meusel nicht, dass für Radler gar nichts getan werden soll - im Gegenteil. Bereits am Mittwoch soll ein großer Workshop stattfinden, der sich allein mit dem Thema befasst. Bürgermeister, der Regionalbeirat, der Runde Tisch Radfahren und andere Fachleute werden sich zusammenfinden, um Lücken im Netz zu identifizieren und Verbesserungen vorzuschlagen. Auch eine Priorisierung der möglichen Maßnahmen sei dann geplant. Einfließen sollen die Erkenntnisse in ein Gesamtkonzept. Ob dieses dann realisiert werden kann, hängt laut Meusel aber immer auch maßgeblich vom Entgegenkommen der Grundstückseigentümer ab. Für ein wenige Kilometer langes Stück Weg müssten schließlich bisweilen bis zu 20 Eigentümer Grund abtreten - wenn dann einer nicht mag, helfen auch die besten Planungen nichts.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: