Verkehr in Ebersberg:Durchfahrt nach Gewicht

Eberhardstraße

Fußgänger bekommen mitunter Angst, wenn schwer beladene Laster durch die Eberhardstraße rollen.

(Foto: Endt)

Innenminister Joachim Herrmann sichert im Fernsehen zu, noch einmal den Schwerverkehr zählen zu lassen, der sich durch die Kreisstadt quetscht. Die Bürger wünschen sich, wenigstens Sattelschlepper auszusperren

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

Eine Entlastung der Ebersberger Innenstadt vom Schwerverkehr könnte früher kommen als bislang angenommen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) versprach in der Sendung "Jetzt red i" vom Bayerischen Fernsehen, die am Mittwochabend aus dem Ebersberger Alten Speicher gesendet wurde, eine erneute Verkehrszählung in Auftrag zu geben. Damit soll erfasst werden, wie viele der Lastwagen, die sich tagtäglich durch das Nadelöhr an der Eberhardstraße zwischen Modegeschäft und Rathaus quetschen, tatsächlich dem örtlichen Lieferverkehr zuzuschreiben sind.

Die Anregung kam von zwei Anwohnern an der Eberhardstraße, die sich in der halben Stunde nach der Livesendung zu Wort gemeldet hatten, in der die Diskussion noch weiter geführt und im Internet übertragen wurde. Der Mann, der seit zwei Jahren in der Kreisstadt lebt, konnte von einem Vorfall berichten, der sich erst am Mittwochmittag zugetragen hatte. Seine Frau habe mit den beiden Kindern an der Fußgängerampel vor dem Modegeschäft gewartet, als ein Sattelschlepper mit seinen Zwillingsreifen auf den Gehsteig fuhr, weil er anders nicht um die enge Kurve gekommen wäre. "Sie hat geschrien und die Kinder auf die Seite gezogen", erzählte er.

Seine Mitrednerin berichtete, dass auch in Richtung Klostersee besonders Kinder gefährdet seien, da der Schulweg an der Straße entlang führt. "Der Fahrtwind der Lkw pustet die Kinder fast um", klagte sie.

"Wir können die Zählungen gerne aktualisieren", sicherte Minister Herrmann zu. Bisherige Erhebungen hätten allerdings ergeben, dass es sich bei dem Großteil der Lastwagen nicht um Mautflüchtlinge handele, sondern um Anlieferverkehr für die örtlichen Unternehmen. Eine Entlastung gebe es seiner Ansicht wohl erst, wenn die Maut auch auf Bundesstraßen bezahlt werden müsse und wenn die A 94 einmal fertig ist - oder eine weitere Umfahrung.

Die beiden Redner regten an, dass man zumindest, bis eine große Lösung gefunden ist, eine Gewichtsbeschränkung für die Durchfahrt der Innenstadt einführen könne. Zumindest jene Sattelschlepper sollten dann nicht mehr auf der Eberhard-straße fahren dürfen, die fast jedes Mal ein Stückchen auf den ohnehin schmalen Gehweg ausweichen müssen, damit sie um die Kurve beim Rathaus kommen.

Tatsächlich ist der Teil der Eberhard-straße bei der Fußgängerampel wohl einer der gefährlichsten Punkte in ganz Ebersberg. Trauriger Höhepunkt des Verkehrsproblems dort war ein tödlicher Unfall im April 2014. Damals wurde eine 82-jährige Frau auf dem Ampelüberweg von einem Lastwagen überfahren. Allerdings hatte die Frau die Straße wohl bei Rot überquert. Eben so oft, das berichteten viele Ebersberger nach dem Unfall, komme es aber vor, dass Lastwagen und Autos das Rotlicht missachten, weil sie aus Richtung Klostersee zu schnell um die Kurve an der Ulrichstraße fahren und nicht mehr bremsen können. Nicht optimal einsehbar ist die Fußgängerampel aber auch aus Richtung Marienplatz.

Nach der Sendung und im Wissen darum, dass es mit einer weiteren Umfahrung noch Jahre dauern wird, bis das Nadelöhr vollständig entschärft ist, sagt auch Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU): "Wichtiger ist jetzt wohl, ab einer gewissen Größe der Lastwagen die Durchfahrt zu verbieten. Das wäre ein Gewinn."

Erfreut ist der Bürgermeister darüber, dass der Minister das Thema während der Sendung zur Chefsache gemacht hat. Brilmayer habe in dieser Angelegenheit in der Vergangenheit immer wieder auch im Ministerium vorgesprochen, aber nie mit dem Minister selbst. Deshalb hat er noch am Donnerstagmorgen einen Termin mit Herrmann ausmachen lassen, denn "da nehme ich ihn beim Wort."

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