Verkehr:Im Prinzip interessiert

Lesezeit: 2 min

In Anzing könnte es bald einen Carsharing-Verein geben

Von Marc Dimitriu, Anzing

Wer sich in Anzing ein Auto ausleihen möchte, muss dies noch für einige Zeit bei Freunden, Verwandten oder kommerziellen Vermietern tun. Zwar stellten sich kürzlich die Vaterstettener Autoteiler im Anzinger Rathaus vor, ein eigener Carsharingverein für die Gemeinde wurde allerdings noch nicht gegründet. Ob und bis wann dies geschieht, soll Ende September bei einem weiteren Treffen entschieden werden.

"Bei Carsharing geht es darum ein Auto abzuschaffen nicht eins anzuschaffen", erklärte Klaus Breindel, einer der Gründer des ältesten Carsharing-Vereins im Landkreis, der Vaterstettener Auto-Teiler e.V.. Das Ganze muss aber, wortwörtlich, erst einmal ins Rollen kommen. Schon im Mai stimmte der Anzinger Gemeinderat über die Gründung einer eigenen Carsharing-Initiative ab. Beim Infoabend erläuterte Breindl nun dem Gemeinderat und interessierten Bürgern, wie ein solcher Verein aufgebaut und betrieben werden kann. Die Erfolgsfaktoren sind für Klaus Breindl ehrenamtlich Engagement, die Unterstützung der Kommunen und Kostendisziplin. "Am Anfang hat man immer eine Durststrecke, aber wenn man dranbleibt überwindet man diese. Je mehr mitmachen umso besser funktioniert es", erklärte er.

Bei einem ehrenamtlichen Verein würden die Leute auch besser auf die Autos aufpassen meint er. Im Vergleich zu Kunden kommerzieller Angebote haben die Vereinsmitglieder ein größeres Verantwortungsgefühl, nicht nur weil sie eine Einlage und einen Mitgliedsbeitrag zahlen, sondern weil sie sich mit einbringen und Aufgaben im Verein übernehmen. "Die einen programmieren unsere Buchungssysteme, andere kümmern sich um die Buchhaltung, Öffentlichkeitsarbeit oder entwickeln unsere Transponderkarten, mit denen man die Autos öffnet. Jeder bringt seine Stärken mit ein", erzählte der Vaterstettener stolz.

Die Vaterstettener gründeten ihren Verein schon vor 25 Jahren, mittlerweile gibt es im Landkreis acht Vereine, die neun Gemeinden abdecken. Anzing soll die nächste werden. "Dazu gehört aber eine gehörige Portion Einsatz", sagte Breindel. Carsharing beginnt immer im Kleinen und muss wachsen. Bei seinem Vortrag geht es oft bis in die kleinsten Details hinein, von der Anschaffung über die Kosten bis hin zur Versicherung. Der Vaterstettener betont, während er sein Modell vorstellt, immer wieder: "Wir machen es so, aber jeder der einen Auto-Teiler-Verein gründet, hat die volle Gestaltungsmöglichkeit und kann es anders machen." Er stehe ihnen aber mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie es wollen und biete seine Unterstützung an.

Die Vorteile von Carsharing liegen vor allem in der Umweltfreundlichkeit. Laut Breindl ersetzt ein Carsharingauto vier bis acht private Pkw. Damit müssten nicht nur weniger Autos gebaut werden - was bereits Energie und Rohstoffe spart. Auch würden Carsharing-Nutzer weniger Strecken mit dem Auto zurücklegen, als Autobesitzer. Insgesamt würden so von einem geteilten Auto im Schnitt 16 Prozent weniger CO2 erzeugt. Durch die Vaterstettener Autoteiler werden so im Jahr 150 Tonnen CO2 eingespart. Wenn das Ziel des Landkreises, bis 2030 in allen Gemeinden solche Vereine zu haben, in denen laut Prognosen dann ein Prozent der fahrberechtigten Bürgern Mitglied wären, erreicht wird, könnte so der Ausstoß von 3500 Tonnen des umweltschädlichen Gases vermieden werden. Diese Fakten lockten den Zuhörern ein zustimmendes Nicken heraus. "Und wie sieht es mit Elektroautos aus? Benutzen sie welche?", wollte eine der Besucherinen wissen, weil die ja noch umweltfreundlicher wären. "Das rentiert sich nicht. Erstens sind sie teuerer in der Anschaffung und zweitens ist die Zeit, die sie zum Aufladen brauchen zu lange," erklärte Breindl.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: