Verkehr:Angst vor Lkw-Lawine

Verkehr: Das Straßenbauamt favorisiert die rote Trasse, die Gemeinde Tuntenhausen den blau eingezeichneten Straßenverlauf.

Das Straßenbauamt favorisiert die rote Trasse, die Gemeinde Tuntenhausen den blau eingezeichneten Straßenverlauf.

Ostermünchen soll durch eine weiträumige Umgehung entlastet werden. Die Aßlinger CSU befürchtet dann eine Zunahme des Schwerlastverkehrs in der eigenen Gemeinde - und will daher wachsam bleiben

Von carolin fries

Womöglich sind es nur mehr ein paar Jahre, bis Aßlings Nachbargemeinde Tuntenhausen eine Umgehungsstraße für seinen durch die Staatsstraße 2080 stark belasteten Ortsteil Ostermünchen bekommt. Mitte des Jahres, so hatte die Regierung angekündigt, würde eine Entscheidung fallen. Für die Menschen in Ostermünchen wäre die Umgehung "in jedem Fall eine Entlastung", wie Tuntenhausens Bürgermeister Georg Weigl kürzlich im Aßlinger Ratszimmer sagte. Der CSU-Ortsverband hatte Weigl (CSU/FW) eingeladen, um für Aßling die Konsequenzen einer solchen Umfahrung abschätzen zu können. Denn wenn sowohl Ostermünchen als auch Grafing eines Tages für den Schwerlastverkehr attraktive Umgehungsstraßen haben, dann rollen diese Laster auch durch Aßling und Straußdorf, so die Überlegung des CSU-Ortsvorsitzenden Martin Pregler.

Viele Landkreisbürger kennen die Strecke über Aßling und Weiching. Sie nutzen sie vorzugsweise am Wochenende, oder wenn es in die Berge und in den Urlaub Richtung Süden geht, als Zubringer zur Autobahn. Dass es hier noch keine Umgehung gibt, liegt daran, dass sowohl die Bevölkerung als auch der Gemeinderat die vom Straßenbauamt angebotene und von der Regierung genehmigte ortsnahe Trasse strikt ablehnen. "Das hat bei den Behörden wie eine Bombe eingeschlagen", erzählte Weigl: "Eine Gemeinde, die eine Umgehung bekommt, aber nicht haben will." Doch Tuntenhausen favorisiert seit jeher eine ortsferne Trasse - mit Zustimmung der Bürger und Landwirte. Aktuell prüft die Regierung beide Straßenverläufe noch einmal, diesmal insbesondere vor dem Hintergrund naturschutzrechtlicher Belange. Sollte Tuntenhausen für die Wunschtrasse grünes Licht bekommen, so könnte die Straße bis 2022 fertig sein. Im Ausbauplan der Staatsregierung ist das Projekt seit 2011 mit der Dringlichkeitsstufe eins gelistet und für den Umsetzungszeitraum bis 2020 vorgesehen. 15 Millionen Euro würde die etwa vier Kilometer lange Umgehung östlich des Ortsteils kosten und 18 Hektar Land verschlingen - Nachteile, die freilich auch Weigl sieht, für den dennoch die Vorteile überwiegen.

"Sollte jetzt ein Nein von der Regierung kommen, dann bin ich dafür, dass wir weiterkämpfen. Vor allem dafür, dass Ostermünchen die Dringlichkeitsstufe eins behält. Doch wie dringlich ist eine Umgehung für Ostermünchen wirklich? Einige der etwa 40 Zuhörer aus Aßling hatten da ihre Zweifel. Denn angesichts mehrerer parallel laufender Straßenbauprojekte in unmittelbarer Nachbarschaft könne man keine zuverlässigen Prognosen bezüglich der Verkehrsentwicklung machen: Welche Auswirkungen hat die Westumfahrung von Rosenheim? Wie wirkt sich der Ausbau der B15 aus und wie fließt der Verkehr, wenn Grafing eine Umgehungsstraße bekommt? "Eine Umgehung bringt ja auch Nachteile, und für zehn bis 15 Millionen Euro lassen sich viele verkehrssichernde Maßnahmen im Ort umsetzen", sagte etwa Aßlings Grünen-Gemeinderat Konrad Eibl. Weigl stimmte grundsätzlich zu, doch seien die Gegebenheiten in Ostermünchen speziell, so dass mit den gängigen Mitteln wenig zu machen sei. So müssten etwa die Kinder die Staatsstraße auf dem Weg zur Schule zweimal täglich kreuzen - bislang alternativlos. Die Lärmbelastung für die Anlieger sei bei täglich etwa 4000 Fahrzeugen immens. Doch nicht nur Ostermünchen soll profitieren, sondern auch die Ortsteile Beyharting oder Hohenthann. Dort seien zur Urlaubszeit fast doppelt so viele Fahrzeuge auf den Staatsstraßen 2089 und 2358 unterwegs, bis zu 9000 täglich.

Beide Trasse würden von Aßling kommend noch vor dem ersten Tunnel in Weiching beginnen. Die erste Bahnüberführung wurde erst kürzlich ausgebaut, die zweite soll laut Weigl in acht bis zehn Jahren folgen. Dann ist die Strecke theoretisch auch für Laster befahrbar, doch Weigl bezweifelt, dass die kurvenreiche Strecke dadurch an Attraktivität gewinnt. "Die schalten sich ja wund." Werden die Laster also die Umgehungsstraße nutzen oder auf der Autobahn bleiben? Eine gültige Antwort konnte auch Weigl nicht geben. Was Verkehrsprognosen betreffe, könne man fünf Stellen fragen und bekomme fünf verschiedene Antworten. Ob und wie sich eine Umgehung auf Aßling auswirke, zeige sich erst, wenn die Straße da sei. Bis dahin, so Grünen-Gemeinderat Eibl, sehe er keinen Handlungsbedarf für Aßling. Auch der zweite Bürgermeister Ernst Sporer-Fischbacher (UNL) sagte nach der Diskussionsrunde, Aßling müsse abwarten. Jetzt vorschnell ebenfalls Umgehungspläne zu schmieden oder vorsorglich Maßnahmen umzusetzen, sei nicht nötig. Mehr Abstimmung und Informationsaustausch aber fände Martin Pregler in jedem Fall wünschenswert. Georg Weigl sagte, ein Treffen mit Aßlings Bürgermeister Hans Fent (parteifrei) sei bereits geplant.

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