Verhandlungen gestartet:Mit dem MVG-Rad durch Poing

MVG-Mietfahrräder in München, 2016

In München gehören die blau-silbernen MVG-Räder längst zum Stadtbild. Möglicherweise wird es künftig auch in Poing Stationen geben.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Gemeinde könnte der erste Standort für das Leihsystem im Landkreis sein. Der Bürgermeister steht dem Vorhaben jedenfalls sehr positiv gegenüber

Von Barbara Mooser, Poing

In München gehören die blau-silbernen MVG-Räder längst zum Stadtbild; anders als ihre gelbe Konkurrenz, die Obikes, landen sie auch seltener in der Isar oder im Gestrüpp. Nun könnte Poing die erste Gemeinde im Landkreis sein, in der man sich bald ebenfalls auf eines der MVG-Mieträder schwingen kann. Noch gibt es zwar kein konkretes Konzept, aber erste Gespräche haben stattgefunden - und Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) hat nach eigenen Angaben "großes Interesse", das Vorhaben voranzutreiben: "Es wird Zeit, dass man sich dieses Themas annimmt", sagt der Poinger Rathauschef.

Bereits bei einer Veranstaltung zum Thema Mobilität in Poing hatte Stadtplanerin Sonja Rube von der Firma USP, die das Projekt MVG-Rad betreut, unterstrichen, dass die Gemeinde als Standort der Räder durchaus interessant sein könnte. Denn längst gibt es Pläne, das Projekt über die Landeshauptstadt hinaus auszuweiten. Im Landkreis München sollen die ersten Stationen sogar noch in diesem Jahr aufgebaut werden. Gerade in den Gemeinden, die nahe an München liegen, könnte das Konzept aufgehen, so die Expertin.

Mit den Mietfahrrädern könnte nämlich auf einfache und umweltschonende Weise "die erste oder letzte Meile des Weges" zurückgelegt werden, wie Rube erläutert. "Viele wollen wegen der vielen Diebstähle nicht mit dem eigenen Rad zum Bahnhof fahren", für diese Personengruppe könnte etwa der Umstieg aufs MVG-Rad attraktiv sein. Auch Besorgungen vom Büro aus wären gut mit dem Leihfahrrad denkbar. In der Stadt sei man überdies mit dem Mietrad schneller unterwegs als mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dies könnte durchaus auch in Poing der Fall sein. Nach einer ersten Einschätzung Rubes könnte man in Poing mit 80 bis 100 Rädern einsteigen: "Das wäre ein guter Anfang." An den Bahnhöfen, vor dem Rathaus und in der neuen Ortsmitte könnte man größere Stationen einrichten, die mit 15 Andockplätzen und je zehn bis zwölf Rädern ausgestattet wären. In den Wohngebieten und vor den größeren Firmen wären Stationen für sieben bis acht Räder jeweils wohl ausreichend.

Anders als in München wird man die Räder aber aus wirtschaftlichen Gründen voraussichtlich nur an diesen Stationen ausleihen und zurückgeben können. Böte man eine freie Rückgabe an - das heißt, dass man die Räder einfach nach Belieben irgendwo stehen lassen kann - bräuchte man laut Rube doppelt so viele Räder, der Betrieb würde das Dreifache kosten. Denn die Räder müssen ja regelmäßig kontrolliert und gewartet werden, das wird deutlich komplizierter, wenn man jedes einzeln irgendwo anfahren muss. "Falls es sehr gut angenommen wird, könnte man vielleicht später auch über eine freie Übergabe nachdenken", so Rube.

Allerdings ist es auch mit der Suche nach dem richtigen Platz für die Ausleihstationen und ihrem Bau nicht getan: Das Angebot muss auch finanziert werden, und zwar größtenteils von der Gemeinde. "Die MVG kann das nicht auf eigenes Risiko machen", sagt Rube. Denn Geld verdienen kann man mit solchen Mieträdern nicht, "sie sind weltweit unwirtschaftlich". Für die Anschaffung der Räder und den Aufbau der Stationen können Fördergelder beim Bundesumweltministerium beantragt werden. Dazu kommen allerdings noch die jährlichen Kosten, sie betragen laut Rube etwa 5000 Euro für kleine Stationen und 10 000 Euro für große.

Im Landkreis München, wo das System fast flächendeckend eingeführt wird, ist die Situation für die Gemeinden vergleichsweise komfortabel, hier werden die Betriebskosten in den ersten fünf Jahren zur Hälfte vom Landkreis übernommen, so dass auch die Gemeinden nur 50 Prozent übernehmen müssen. Einige Gemeinden versuchen darüber hinaus, Firmen als Sponsoren für das neue Mobilitätsmodell zu gewinnen.

Wie es in Poing laufen könnte, damit soll sich demnächst der Gemeinderat befassen. In der nächsten Sitzung will der Bürgermeister das Gremium bitten, den Auftrag für die Erstellung eines Mobilitätskonzepts zu erteilen. Wie Leihfahrräder in Poing eingesetzt werden könnten, müsse darin auf jeden Fall geklärt werden, so Hingerl. Doch man müsse nicht warten, bis das Konzept fertig sei, um mit den Verhandlungen zu beginnen: "Das kann parallel dazu ablaufen."

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