Vaterstetten:Wo die Spinnen sitzen

Alpenverein bietet Weitwanderung für Kinder an

"Der Weg ist das Ziel", haben sich manche Eltern entnervt sagen hören, etwa auf die beliebte Frage hin: "Sind wir schon da?" Nun gilt dieser prägnante Satz des weisen Konfuzius aber in besonderem Maße, wenn man nach einem ganzen Jahr Fußmarsch und 180 Kilometern Weglänge nur wieder am Anfang angekommen ist: Im heimischen Vaterstetten.

Für Jochen Ebenhoch, den Leiter der Vaterstettener Ortsgruppe des Deutschen Alpenvereins, der ein "Weitwandern" für Kinder anbieten will, ist deshalb klar, dass der Weg ihr Ziel sein wird. Auf ihrer Route soll sich der Kreis nämlich gleich zweimal schließen: Im Uhrzeigersinn will Ebenhoch nicht bloß Stück für Stück einmal die Landeshauptstadt umrunden, sondern dabei auch durch alle vier Jahreszeiten ziehen. Denn "was der Frühling nicht säte, kann der Sommer nicht reifen", wusste Johann von Herder - wer aber im Frühling in Vaterstetten startet, kann im Sommer schon im südlichen Deisenhofen der Sonne entgegengehen, im Herbst in Fürstenfeldbruck sein und im Winter in Oberschleißheim. Die 180 Kilometer sollen deshalb in etwa 17 Etappen über das ganze Jahr verteilt werden; angesetzt wird immer dort, wo man beim letzten Mal ein Kreuzchen auf die Landkarte gemacht hat.

Den Traum, "einmal ganz um München herumzuwandern", haben sich Jochen Ebenhoch und sein Sohn Tobi bereits vor zwei Jahren privat erfüllt. Als Vorhut hatten die beiden die Strecke auf Herz und Nieren ausgetestet. Damit hat sich der achtjährige Tobi den Posten des Co-Wanderleiters verdient. Und bevor sie nun zum zweiten Mal aufbrechen werden, gemeinsam mit einer Gruppe aus sechs- bis zehnjährigen Kindern - und auf Wunsch auch mit deren Eltern -, habe Tobi schon Bestellungen aufgegeben: Noch einmal an der Isar zu zelten und am Abend zu grillen, das wäre fein. Auch die Herbstwanderung an der Amper entlang, auf der man "so schön Steine ins Wasser werfen kann", steht auf der Liste. Ansonsten will sich Ebenhoch aber täglich überraschen lassen, was der Gruppe Neues begegnen wird: "Wir wollen Pflanzen kennenlernen, Vögel sehen, verletzten Tieren helfen. Heidelbeeren sammeln, ein Lagerfeuer machen. Einfach mal schauen, wo die Spinnen sitzen." Der besondere Anreiz liege darin, den Farbwandel der Landschaften in allen Münchner Himmelsrichtungen mitverfolgen zu können, die Strecke immer wieder anders vorzufinden, als man sie beim letzten Mal verlassen hat.

Über die Ausdauer der noch recht jungen Wanderer macht sich Ebenhoch keine Sorgen. Im Notfall könne seine Frau mit dem Begleitfahrzeug eine Runde Eis vorbeibringen, zur Revitalisierung. Außerdem schreibt Ebenhoch Kindern die besondere Fähigkeit zu, sich ganz von selbst aufs Neue zu begeistern: "Natürlich sind sie mal launisch und die Motivation schwankt. Aber dann sehen sie irgendetwas und haben plötzlich wieder eine irre Energie. Meistens ziehen die Kinder ihre Eltern sogar mit und zeigen, wo's lang geht."

Dafür haben Mama und Papa dann bei der Planung das letzte Wort: An wie vielen Etappen sie letztlich teilnehmen und ob sie unterwegs mit der Gruppe auf Bauernhöfen übernachten möchten, ist jedem selbst überlassen.

Los geht es am Samstag, 27. Mai mit der ersten Etappe nach Höhenkirchen/Siegertsbrunn sein. "Die Natur bietet auf diesen zirka zwölf Kilometern sehr viel", sagt Ebenhoch. "Die Kinder sollen auf der Wanderung nach Möglichkeit unter sich sein", appelliert der Tourenleiteran die Eltern, den Nachwuchs zumindest auf der ersten Wanderung zum besseren gegenseitigen Kennenlernen nicht zu begleiten.

Es sind noch ein paar Plätze frei. Interessierte wenden sich an den Projektleiter Jochen Ebenhoch. E-Mail: ebenhoch1@yahoo.de, oder Telefon (08106) 371 45 00.

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