Vaterstetten:30 Meter mehr für doppelte Effizienz

Windrad Hamberg, Ansichten von der Ferne

Das Hamberger Windrad aus vier Kilometern Entfernung, zu sehen ist die Alxinger Kirche, im Vordergrund die Dächer von Pullenhofen.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Bereits im Jahr 2019 könnte der geplante Windpark im Forst den Betrieb aufnehmen. Die fünf Anlagen sollen weiter von den Ortschaften weg - und deutlich höher werden, als bisher vorgesehen.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Mehr als zehntausend Haushalte könnten schon in drei Jahren ihren Strom aus dem Ebersberger Forst beziehen. Zumindest wenn es nach den Plänen der Firma Green City Energy geht, die bereits seit 2011 einen Windpark im Wald plant. Im September gab die Flugsicherung ihren Widerstand gegen die fünf Anlagen auf, nun stellte Green City im Vaterstettener Gemeinderat das weitere Vorgehen vor. Demnach könnte der Windpark noch im kommenden Jahr genehmigt werden und bereits 2019 ans Netz gehen.

Als vor gut fünf Jahren die ersten Pläne bekannt wurden, war die Aufregung groß: Sechs Windräder sollten im Westen des Ebersberger Forstes entstehen - was besonders in den Ortschaften der Umgebung, wo man die Rotoren sehen würde, zu einigem Unmut führte. Auch Naturschützer übten Kritik, sie befürchteten Schäden für den Forst und die darin lebenden Tiere, besonders Fledermäuse und Vögel.

Um den Anwohnern entgegenzukommen, wurden die Pläne noch 2011 dahin gehend geändert, dass es nur noch fünf Rotoren geben sollte und diese tiefer in den Forst verlegt werden sollen. Danach passierte fünf Jahre lang wenig: Zwar wurde Anfang 2013 ein Messmast aufgestellt, um den potenziellen Ertrag zu ermitteln, das Ergebnis ließ aber lange auf sich warten.

Störquelle zwischen Poing und Pliening

Als es endlich vorlag, gab es neue Probleme: Die Deutsche Flugsicherung sah in den Windrädern eine Störquelle für ihre Radarstation zwischen Poing und Pliening. Außerdem meldeten das Wasserwirtschaftsamt und die Stadt Ebersberg Bedenken an, weil einige Standorte in einem Wasserschutzgebiet geplant waren. Ende September dieses Jahres gab es dann aber seit langem wieder eine gute Nachricht für das Projekt: Die Flugsicherung teilte mit, dass sie ihre alten Radaranlagen in den kommenden Jahren durch neue ersetzen will. Diese sind technisch ausgereifter und darum weniger anfällig für Störungen - etwa durch Windräder. Innerhalb der kommenden zwei Jahre sollen die Anlagen umgerüstet sein, so die Flugsicherung.

Für die Firma Green City ist der Windpark damit wieder möglich, wie Projektentwickler Severin von Woyna nun im Vaterstettener Gemeinderat ausführte. Man sei bereits mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Ebersberg im Gespräch, dabei geht es um mögliche Konflikte mit dem Landschaftsschutzgebiet, zu dem der Forst gehört.

Anfang kommenden Jahres soll dann das natur- und artenschutzfachliche Gutachten erstellt werden, bis in einem Jahr könnte Green City den Genehmigungsantrag einreichen. Den Konflikt mit dem Wasserschutzgebiet habe man ebenfalls ausgeräumt so von Woyna, dazu wurden die Standorte weiter in den Forst verlegt. Die fünf Windräder sollen in einer Reihe östlich der Eglhartinger Straße entstehen. Vom Wasserwirtschaftsamt habe man dafür bereits ein Einverständnis bekommen.

Bei der Stadt Ebersberg ist Green City dagegen noch nicht vorstellig geworden, wie Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) auf Nachfrage mitteilt. Daher könne er zu den neuen Standorten auch noch nichts sagen, man werde sie aber prüfen sobald diese der Stadt bekannt sind. Grundsätzlich begrüßt Brilmayer aber die Verschiebung der Windräder, "es ist gut, wenn die aus dem Schutzgebiet raus sind".

30 Meter zusätzliche Höhe bringen 50 Prozent mehr Ertrag

Dies ist nicht die einzige Änderung, wie von Woyna erläuterte, die Anlagen werden auch größer als bisher geplant. Statt 200 Meter Gesamthöhe werden die Windräder gut 30 Meter weiter aufragen. Grund dafür seien zum einen technische Neuerungen bei Schwachwindanlagen, wie sie Green City aufstellen will. Durch die 30 Meter mehr an Höhe, könne man den Ertrag um bis zu 50 Prozent steigern.

Das wiederum sei wichtig wegen des vom kommenden Jahr an geltenden Erneuerbare-Energien-Gesetz, wonach es keine feste Einspeisevergütung mehr gibt, sondern der Strompreis durch Ausschreibung ermittelt wird. Die produzierte Strommenge pro Anlage und Jahr schätzt man auf acht Millionen Kilowattstunden - zum Vergleich, ein Durchschnittshaushalt verbraucht etwa 3000 Kilowattstunden im Jahr.

"Damit könnten wir die gesamte Gemeinde Vaterstetten versorgen und noch ein paar Orte drumherum", lobte Stefan Ruoff (Grüne) den vorgestellten Plan, "ich bin sehr froh, dass es kommt." Ähnlich erfreut zeigte sich Sepp Mittermeier (SPD), beklagte allerdings die Dauer des Vorhabens, "so werden wir die Energiewende noch lange nicht schaffen". Kritische Stimmen kamen aus der CSU-Fraktion, Benedikt Weber wollte wissen, wie viel Wald pro Anlage abgeholzt werden muss.

Etwa ein halber bis zu einem Dreiviertelhektar, so von Woyna, allerdings nur für den Bau der Anlagen. Ein großer Teil der Flächen könne wieder aufgeforstet werden, wenn die Windräder stehen. Pro Stück würden letztlich etwa 400 Quadratmeter Fläche versiegelt. Auch für die Erschließung müsste man nur wenig in den Forst eingreifen, erklärte der Projektmanager auf Nachfrage von Manfred Schmidt (AfD/FBU), die im Wald bereits für die Forstwirtschaft vorhandenen Verkehrswege seien meist ausreichend. Stefan Huber (CSU) wollte wissen, ob bereits sicher sei, dass die Anlagen rentabel seien.

Derzeit gehe man anhand der Windmessung davon aus, so von Woyna, allerdings werde man dies selbstverständlich im Laufe des Verfahrens immer wieder prüfen. Auch wenn die Genehmigung wie gewünscht erteilt werde, "heißt das noch nicht, dass wir es auch bauen", stellte der Projektmanager klar: "Wir haben kein Interesse an einer Anlage, die nicht wirtschaftlich ist."

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