Vaterstetten:Warmes Willkommen

Geothermie

Geothermie bald auch in Vaterstetten? Hier eine Bohrung in Freiham.

(Foto: SWM/oh)

Vaterstettener Gemeinderäte laden Vertreter des Geothermie-Investors ein. Sie sollen die Chancen auf eine Wiederaufnahme des Projektes und auch die Wirtschaftlichkeit erläutern

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Totgesagte leben ja angeblich länger und das könnte auch für das Vaterstettener Geothermieprojekt gelten. Kürzlich wurde bekannt, dass der Investor zwei Jahren nach dem Stopp des Vorhabens dieses inzwischen wieder für möglich hält. Was das konkret für die Gemeinde und ihre damaligen Projektpartner, die Nachbarkommunen Zorneding und Grasbrunn, bedeutet, könnte demnächst Thema im Gemeinderat sein. Zumindest hat dieser nun Vertreter des Investors zu einer der nächsten Sitzungen eingeladen.

Beantragt hatte dies die SPD-Fraktion, mit der Begründung, der Gemeinderat habe schließlich Anfang 2013 beschlossen, das Geothermieprojekt zu starten. Dass dieses bisher nicht umgesetzt wurde, liege nicht an einem Meinungsumschwung, so Fraktionssprecher Sepp Mittermeier, "es ist nie ein gegenteiliger Beschluss gefasst worden." Das Problem damals war, dass der Investor, ein Konsortium um die Bohrfirma Daldrup, keinen Versicherer fand, der das Risiko einer Fehlbohrung übernehmen wollte. Da sich dies inzwischen aber wohl geändert hat, sollte man "diese Jahrhundertchance nicht ignorieren", so Mittermeier und "ernsthaft die Umsetzungsmöglichkeiten prüfen".

Dass es solche überhaupt gibt, bezweifelte Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU). Die fehlende Versicherung sei nur eines der Probleme gewesen, ein anderes die Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Leitungsnetzes. Ein solches - wenn auch in deutlich kleinerem Umfang - baut derzeit das Kommunalunternehmen auf, und diesem Projekt sollte man auch Priorität einräumen, so Wagner: "Es ist bei weitem wichtiger, jetzt unser Nahwärmenetz zu bauen." Auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) hatte sich in der Vergangenheit bereits skeptisch zum Wiedereinstieg in die Geothermie geäußert. Bei den derzeitigen Energiepreisen sei dies kaum wirtschaftlich, so Reitsberger nach Bekanntwerden des wiedererwachten Interesses des Investors. Georg Kast, Wirtschaftsförderer der Gemeinde und kaufmännischer Vorstand des Kommunalunternehmens, machte aus seiner Skepsis gegenüber der Geothermie ebenfalls keinen Hehl. Schon alleine wegen des Umfanges: Die Leistung der Anlage werde fünf bis zehn Mal so hoch sein wie der für das Vaterstettener Nahwärmenetz in den kommenden Jahren berechnete Verbrauch. Der Antrag der SPD sei dennoch sinnvoll, man solle die Firma einladen und sich erklären lassen, wie sich diese die Umsetzung vorstelle: "Wir wollen der Chance nicht entgegenstehen". Und in zehn oder 15 Jahren, wenn das Netz entsprechend gewachsen sei, könne es die Erdwärme vielleicht angemessen versorgen.

Freilich gehe es am Ende um Wirtschaftlichkeit, betonte Jo Neunert (SPD), man solle die Zahlen vergleichen, "was wir selber bauen und was uns die Firma anbietet" und sich in Ruhe anschauen "was das günstigste für uns ist". Langfristig könne Geothermie der Gemeinde sogar Geld sparen: "Wenn wir billige Wärme aus der Erde bekommen, statt teure im Heizkraftwerk zu erzeugen."

"Es ist ja schön, wenn der Investor die Bohrung macht", aber der Zugang zum warmen Tiefenwasser sei nur ein Teil der Aufgabe, gab Axel Weingärtner (Grüne) zu bedenken. Man müsste schon auch untersuchen, wie man Verteilung und Vertrieb sinnvoll organisiert: "Wir bräuchten eine Wirtschaftlichkeitsprognose." Man solle nicht gleich "Horror-Zahlen" in die Debatte werfen, warnte Herbert Uhl (FW), sondern sich die Ideen der Investoren erst einmal anhören. Außerdem gebe es in der Region genügend Kommunen, wo ein Geothermieprojekt erfolgreich umgesetzt wurde - "warum sollte es ausgerechnet hier nicht funktionieren?"

Auf diese und andere Fragen soll der Investor bald Antworten geben, vielleicht bereits am 13. Oktober. Dazu sollen auch die Bürgermeister der Nachbarkommunen, Klaus Korneder aus Grasbrunn und Piet Mayr aus Zorneding, eingeladen werden.

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