Vaterstetten:Gymnasium wird Notquartier für Flüchtlinge

Vaterstetten: Bereits im Mai wurde die Turnhalle des Vaterstettener Gymnasiums kurzfristig zur Erstaufnahmeeinrichtung von Flüchtlingen.

Bereits im Mai wurde die Turnhalle des Vaterstettener Gymnasiums kurzfristig zur Erstaufnahmeeinrichtung von Flüchtlingen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zum zweiten Mal in diesem Jahr müssen Asylbewerber in der Turnhalle untergebracht werden

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Turnhalle des Humboldt-Gymnasiums in Vaterstetten wird erneut zur Notunterkunft. Wie das Landratsamt am Dienstag bekannt gab, werden von Donnerstag an rund 200 Flüchtlinge in der Halle einquartiert. Wie lange die Sportstätte als solche nicht nutzbar sein wird, ist noch unklar, im Landratsamt geht man von etwa zwei Monaten aus.

Gerade eine Woche ist es her, da hatte Landrat Robert Niedergesäß zu einem Dankeschön-Abendessen eingeladen. Gedankt wurde den Helfern, die im Frühjahr die Turnhalle des Vaterstettener Gymnasiums in eine Notunterkunft für Asylbewerber hergerichtet hatten. Und genau das taten die Ehrenamtlichen von BRK, THW und Feuerwehr an diesem Dienstagabend erneut. Hintergrund ist der Notfallplan des Freistaates. Dieser verpflichtet die Landkreise, kurzfristig Quartiere für 200 bis 300 Flüchtlinge bereitzustellen, falls die Erstaufnahmeeinrichtungen überfüllt sind. Dies war offenbar am Montagabend der Fall, die Regierung von Oberbayern teilte dem Ebersberger Landratsamt mit, dass am Donnerstagvormittag etwa 200 Flüchtlinge ankommen werden.

Im Landratsamt hatte man längst damit gerechnet, dass der Notfallplan wieder inkraft tritt

Eine Nachricht, die für Landrat Niedergesäß nicht besonders überraschend kam: "Es war absehbar, wir waren schon lange nicht mehr dran", in anderen Landkreisen seien die Notquartiere längst belegt. Immerhin habe man diesmal einen etwas längeren Vorlauf als im Mai, so Niedergesäß. Damals musste die Halle innerhalb eines Tages hergerichtet werden, "diesmal sind immerhin drei Nächte dazwischen." Bei BRK und THW seien die Helfer schon am Dienstagvormittag für den Einsatz am Abend verständigt worden. Auch in der Schule habe man sich darauf vorbereitet, so Stefanie Geisler, Leiterin der Abteilung Soziales und Bildung im Landratsamt. Das Gymnasium werde versuchen, Nutzungszeiten in anderen Vaterstettener Hallen zu bekommen, entsprechende Gespräche zwischen Gemeinde und Schule seien bereits angesetzt.

Geplant ist, dass die Flüchtlinge am Donnerstagvormittag eintreffen - und zwar alle 200 auf einmal. Im Mai waren die Flüchtlinge nach und nach angekommen, "diesmal belegen wir gleich komplett", so Geisler. Das bedeute, dass die Regierung am Donnerstag vier Busse mit je 50 Flüchtlingen nach Vaterstetten schicken wird. Wer die Menschen sind, die demnächst in der Gymnasiumsturnhalle leben, sei im Landratsamt daher noch nicht bekannt. "Wer kommt, wissen wir erst, wenn die Leute aus dem Bus aussteigen", sagt Geisler, dann sei auch erst klar, ob man eventuell noch weitere Ausstattung braucht, beispielsweise Kinderbetten. Voraussichtlich sechs bis acht Wochen lang dürfte die Halle belegt bleiben, diese Dauer habe die Regierung dem Landratsamt mitgeteilt. Eine Garantie, dass spätestens nach den Weihnachtsferien in der Halle wieder gesportelt werden kann, gebe es indes nicht, sagt Niedergesäß, "es gibt auch Hallen, die sind seit Juni belegt."

Derzeit leben 1054 Flüchtlinge im Landkreis

Offiziell ist die Turnhalle nun eine Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaates, dieser übernimmt auch die Kosten dafür, so Geisler. Das bedeutet aber auch, dass die 200 Flüchtlinge nicht auf das Landkreis-Kontingent angerechnet werden. Derzeit ist Ebersberg verpflichtet, 41 Flüchtlinge pro Woche unterzubringen, woran sich durch die Belegung der Halle nichts ändern wird. Inzwischen leben 1054 erwachsene und minderjährige Asylbewerber im Landkreis, rund 100 davon in Vaterstetten. Um diese, genau wie um die Flüchtlinge in Grasbrunn, kümmert sich der örtliche Helferkreis Vaterstetten-Grasbrunn. Um die Neuankömmlinge in der Turnhalle wird sich der Helferkreis ebenfalls kümmern, genau wie die Mitarbeiter des Landratsamtes. Denn auch wenn der Freistaat für die Unterbringung bezahlt, die Arbeit übernehmen die örtlichen Kräfte. Neben Landratsamt und Helferkreis gehört dazu auch die Kreisklinik, dort sollen die Neuankömmlinge untersucht und bei Bedarf medizinisch behandelt werden.

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