Vaterstetten:Vaterstetten will Verfall verhindern

Vaterstetten: Keinen besonders ansehnlichen Anblick bietet die denkmalgeschützte Scheckenhofervilla in Vaterstetten, und das schon seit mehr als einem halben Jahr.

Keinen besonders ansehnlichen Anblick bietet die denkmalgeschützte Scheckenhofervilla in Vaterstetten, und das schon seit mehr als einem halben Jahr.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gemeinde setzt Eigentümer der denkmalgeschützten Scheckenhofer-Villa ein Ultimatum. Er muss das seit Mai offene Dach des Hauses endlich winterfest machen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Um die alte Scheckenhofervilla, eines der letzten historischen Bauten der Großgemeinde, zu retten, hat die Verwaltung den Eigentümer nun zu Maßnahmen verpflichtet. Bis Ende dieser Woche hat er Zeit, das seit Frühjahr abgedeckte Dach winterfest zu machen. Außerdem verlangt die Gemeinde, dass ihr endlich Pläne vorgelegt werden, wie das vor 109 Jahren errichtete Häuschen nach den Vorgaben des Denkmalschutzes saniert werden kann.

Die nach ihren letzten Bewohnern und Besitzern benannte kleine Villa ist eines der letzten Zeitzeugnisse des alten Vaterstetten. Um die Wende zum 20. Jahrhundert entstanden in der heute von hochverdichteter Wohnbebauung geprägten Gemeinde zahlreiche Wochenendhäuschen auf großen Grundstücken. Bewohner waren oft wohlhabende Münchner, denn seit 1897 war Vaterstetten dank eigenem Bahnhof bequem mit dem Zug zu erreichen. Bessere Zugverbindungen waren es indes auch, die das Ende der Vaterstettener Wochenendidylle besiegelten: Spätestens durch die neue S-Bahn rückte die Gemeinde noch enger an die Landeshauptstadt heran, die Grundstücke wurden begehrter, für die großzügige Bebauung der Jahrhundertwendezeit war kein Platz mehr.

Dieses Schicksal hätte auch die kleine Villa ereilen können, nach dem Tod der letzten Bewohnerin Theres Scheckenhofer stand das Haus samt dem zugehörigen riesigen Grundstück zum Verkauf. Die Gemeinde hätte das historische Gebäude gerne erhalten - allerdings ohne gleich die gesamte Erbmasse zu kaufen. Immerhin gelang es 2011 das Häuschen unter Denkmalschutz zu stellen, dieses sei "ein anschauliches Beispiel für den Wohnungsbau im frühen 20. Jahrhundert", urteilten damals die Experten vom Landesamt für Denkmalpflege. Das Grundstück samt Villa ging schließlich an einen Bauunternehmer. In den folgenden Jahren wurde das Areal bebaut, die Villa sollte hingegen erhalten bleiben und saniert werden.

Bereits vor zwei Jahren genehmigte die Gemeinde die Renovierung, Anfang dieses Jahres begannen die Arbeiten - und ruhten bald wieder. Das Dach wurde größtenteils entfernt und mit Plastikplanen abgedeckt, an diesem Zustand des Gebäudes hat sich seither nichts geändert. Bei den Anwohnern und auch bei anderen Vaterstettenern, die sich um das historische Erbe der Gemeinde sorgen, stößt dies zunehmend auf Unverständnis. Sie befürchten, dass die Sanierung mutwillig verschleppt wird, um das Gebäude so weit verfallen zu lassen, dass ein Abriss unvermeidlich und das gut gelegene Grundstück zur Bebauung frei ist. Dies war auch kürzlich Thema im Bauausschuss, die Grünen hatten die Anfrage gestellt, ob und wie es mit der Scheckenhofervilla weitergeht. Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) und die Verwaltung versicherten, man werde sich bemühen, dass das historische Häuschen erhalten bleibt.

Dies hat man im Rathaus nun offenbar auch getan. Wie Harald Mayerthaler, zuständig für Baurecht und Bauleitplanung, mitteilt, habe es Anfang der Woche eine "Krisensitzung" zwischen Vertretern der Gemeinde, darunter Bürgermeister Reitsberger und sein Stellvertreter Martin Wagner, sowie dem Eigentümer gegeben. Die Gemeindevertreter hätten ihre Sorge geäußert, dass die Scheckenhofer-Villa verfällt und gefordert, dass zumindest das Dach vor dem Einbruch des Winters wetterfest gemacht werden soll. Man sei dem Eigentümer "immer gut gesonnen" gewesen, so Mayerthaler, "aber es war ein Punkt erreicht, wo man eingreifen musste." Der Eigentümer habe auch sofort zugesagt noch diese Woche die Folien durch beständigeres Material zu ersetzen. Sicherheitshalber habe man bei der Gemeinde dies aber auch bindend per Bescheid festgelegt.

Auch beim Denkmalschutz will die Gemeinde endlich Fortschritte sehen. Der Grund für die vorübergehende Baueinstellung ist laut Mayerthaler, dass die vom Eigentümer eingereichten Pläne unvollständig seien. Dort fehlten genaue Angaben, wie man die historisch wertvollen Teile des Hauses erhalten will. Besonders um den Umbau des Daches gibt es Differenzen zwischen Denkmalschutz und Eigentümer. Dieser hätte am liebsten das gesamte alte Dach entfernt und durch ein neues ersetzt.

Inzwischen, so Mayerthaler, habe der Besitzer der Villa aber zugesagt, bei der Dachsanierung streng nach den Denkmalschutzvorgaben vorzugehen und einen Experten zu engagieren, sagt Mayerthaler. Die Zukunft des Häuschens bleibt dennoch ungewiss, "noch ist es nicht so kaputt, dass es abgerissen werden müsste, aber wenn über den Winter nichts passiert, könnte es so weit sein." Wirklich verhindern könnte die Gemeinde das nur schwer, man habe lediglich die Möglichkeit im Nachhinein Bußgelder zu verhängen.

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