Vaterstetten:Überraschender Umzug

Bei der Nachbarschaftshilfe ist man verärgert über die fehlende Kommunikation der Gemeinde Vaterstetten

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Das Leben ist bekanntlich voller Überraschungen, eine von der eher unangenehmen Sorte gab es nun für die Nachbarschaftshilfe (NBH). Nämlich die Nachricht, dass das alte Parsdorfer Rathaus wohl abgerissen wird, eine Mehrheit im Gemeinderat hatte sich für einen Ersatzbau in Form eines Wohnhauses ausgesprochen. Für die NBH ist dies insofern interessant, als sie in dem Gebäude eine Kita betreibt, die dann umziehen müsste - eine Nachricht, die, wie NBH-Geschäftsführer Oliver Westphalen sagt, man aus der Zeitung erfahren hat.

Dementsprechend verärgert ist man bei der NBH über die jüngsten Entwicklungen bei der Rathaus-Planung - und verunsichert, wie Westphalen berichtet. Er habe bereits entsprechende Reaktionen von Mitarbeitern und Eltern erhalten, die sich und ihn gefragt hätten, ob der Kinderpark nun schließen müsse oder wann und wohin denn der Umzug sei. Gegen den die NBH grundsätzlich gar nichts habe, so der Geschäftsführer. Es könne ja durchaus sein, dass der Abriss des alten Rathauses nötig sei, man wäre nur gerne vorher gefragt oder informiert worden. "Wir sperren uns auch nicht gegen einen Umzug und sind ja immer bereit, alles für die Gemeinde zu tun. Aber so geht es nicht."

Westphalen verweist auch darauf, dass die NBH mit dem Kinderpark ein wichtiges Betreuungsangebot in der Gemeinde bereitstellt. Dieses nehmen derzeit etwa 40 Familien in Anspruch, ohne den Kinderpark müsste die Gemeinde selbst für diese Kindergartenplätze sorgen.

Seitens der Gemeinde bemüht man sich um Schadensbegrenzung. Man werde "die Nachbarschaftshilfe nicht im Regen stehen lassen", versichert Zweiter Bürgermeister Martin Wagner, dessen CSU zu den Befürwortern des Abrisses zählt. Auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) betont, dass, sollte das alte Rathaus wirklich abgerissen werden, die NBH "gleichwertigen oder besseren Ersatz" für die Räume des Kinderparks bekommen werde. Allerdings habe man derzeit keine solchen Räumlichkeiten, diese müssten wohl erst angemietet werden. Auch, ob sich der Abriss wirklich für die Gemeinde rentiert, sei noch zu klären, sagt Reitsberger, bislang sei noch nicht klar, wie viel Fördergeld man für den Neubau wirklich bekommen könne. Darum habe er auch für eine Teilsanierung plädiert, so der Bürgermeister, "ich hätte gerne etwas mehr Zeit gehabt." Doch die Mehrheit im Gemeinderat hatte sich - im Fall einer Förderung - für einen baldmöglichen Abriss und Neubau entschieden.

Dies sei auch der Grund gewesen, dass die NBH nicht früher davon informiert wurde, sagt Wagner. Denn die Neubaupläne seien erst interessant geworden, als im Kreistag die Möglichkeiten des kommunalen Wohnbauförderprogramms vorgestellt wurden. Demnach gibt es auch Zuschüsse für Grundstücke, die der Kommune bereits gehören - wodurch es für den Neubau des Rathauses als Wohngebäude mehr als 40 Prozent Bauzuschüsse geben könnte.

Dies habe man erst am Montag vor der Gemeinderatssitzung im Ältestenrat diskutiert, so Wagner, erst im Laufe der Woche habe sich dann eine Mehrheit für den Neubau abgezeichnet. Laut Wagner habe man bei der Verwaltung bis Mittwochabend oder Donnerstagfrüh noch davon ausgehen können, dass das Rathaus bis auf weiteres erhalten bleibt. Allerdings, das räumt Wagner ein, "hätte man vielleicht am Freitag nach der Sitzung auf die Idee kommen können, bei der Nachbarschaftshilfe anzurufen."

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