Vaterstetten:Subtrahieren mit einer Unbekannten

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Der Vaterstettener Gemeinderat beschließt eine Deckelung der Kosten für die neue Grund- und Mittelschule. Ob davon auch das geplante Schwimmbad und die Turnhalle betroffen sind, steht noch nicht fest

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Passend zum Thema, dem Bau der neuen Schule, gab es für die Vaterstettener Gemeinderäte nun eine kleine Mathestunde. Auf dem Stundenplan stand das Subtrahieren, das Gremium sollte sich Gedanken machen, wie der Schulneubau bezahlbar bleibt. Denn entgegen der ursprünglichen Planung waren die zu erwartenden Kosten von 34 auf 44 Millionen Euro gestiegen. Gut fünf davon sollen jetzt gespart werden, doch es bleibt noch eine Unbekannte: Ob das Sparziel auf die Größe des als Wettkampfstätte geplanten neuen Schwimmbades und der Dreifachturnhalle Auswirkungen hat, soll erst im September entschieden werden.

Eigentlich wollten die Gemeinderäte das gesamte Sparkonzept erst nach der Sommerpause endgültig beschließen. Dazu hatten die drei Fraktionen von CSU, SPD und Grünen einen gemeinsamen Antrag eingebracht. In der Sitzung scherte die CSU aber überraschend aus der interfraktionellen Einigkeit aus, die Christsozialen unterstützten einen von der Verwaltung kurzfristig eingebrachten Antrag, wonach man das Sparprogramm für die Schule sofort beschließen solle. Dies ist nach Ansicht von Bauamtsleiterin Brigitte Littke nötig, um den Zeitplan einzuhalten. Denn bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Schule nicht wie geplant im Herbst 2018, sondern erst ein Jahr später fertig wird. Allerdings auch nur dann, wenn die Gemeinde den Bauantrag noch heuer einreicht, ansonsten könnte man ein weiteres Jahr verlieren, warnte Littke.

CSU-Fraktionssprecher Michael Niebler warb für den Verwaltungsvorschlag, "beim Thema Schwimmbad verstehe ich die Vertagung, da gibt es noch einiges zu bereden". Besonders mit dem TSV und dem Verein "Schwimmen in Vaterstetten". Die beiden Vereine haben angekündigt, sich Maßnahmen zu überlegen, wie man Bad und Turnhalle in der größeren Version bauen kann, ohne das angepeilte Budget von 15,2 Millionen Euro zu sprengen. Etwa durch eine einfachere Ausstattung oder eine Kostenbeteiligung der Vereine. Gegenrede kam zunächst von den anderen Fraktionen. "Wir brauchen eine gewisse Bedenkzeit und sollten erst nach den Sommerferien entscheiden", forderte SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier. "Ich habe die Mehrkosten nicht zu verantworten", sagte Grünen-Sprecher Axel Weingärtner, "und ich bin nicht bereit, mich unter Zeitdruck setzen zu lassen." Auch Herbert Uhl (FW) plädierte für eine spätere Entscheidung: "Es gibt viele Vorschläge zu Einsparungen, das jetzt alles auf der Stelle zu bewerten, fällt schwer."

Dass sich doch eine Mehrheit für den Verwaltungsvorschlag fand, lag letztlich an Kämmerer Markus Porombka. Er argumentierte, dass die Gemeinde noch heuer den Antrag auf Fördermittel stellen solle, weil man andernfalls viel Geld verliert. Hintergrund ist, dass sich die Fördergelder nach den Einkünften einer Kommune bemessen. Würde heuer der Antrag gestellt, gälte als Grundlage das für Vaterstetten eher einkommensschwache Jahr 2013, es gäbe also mehr Geld. Wie viel genau, das erläuterte der Kämmerer in einer kurzen nichtöffentlichen Aussprache im Gemeinderat. Danach stimmten alle Fraktionen bis auf die Grünen dafür, die Sparmaßnahmen an der Schule sofort zu akzeptieren. Demnach sollen die Mensa und die Pausenhalle verkleinert, die Haustechnik vereinfacht und auf einige Differenzierungsräume verzichtet werden, sodass die Schule ohne Schwimmbad und Turnhalle noch 24 Millionen Euro kosten soll.

Ebenfalls beschlossen wurde die Gesamtsumme, die man ausgeben will. Bis auf die Freien Wähler waren alle Gemeinderäte dafür, die Kosten bei 39,2 Millionen Euro zu deckeln. Schon diese Summe sei eigentlich zu viel, meinte Niebler, wenn man die neue Schule wolle, müsse man eine feste Grenze nach oben einziehen: "Vaterstetten hat schon die Tendenz, Projekte in der Planung so ausufern zu lassen, dass sie nicht mehr realisierbar sind." Noch deutlicher wurde Weingärtner: "Wir können uns kein Fass ohne Boden leisten, diese Fehlentscheidung der Architekten lässt uns zweifeln, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Denn der sei auch mit den Einsparungen nicht unbedingt beschritten, so Weingärtner, "das hat seinen Preis, es ist nicht mehr die Schule, die uns versprochen wurde". Die enorme Kostensteigerung "hat alle überrascht", sagte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). Doch trotz der nun nötigen Einsparungen sei "die Schule immer noch bedarfsgerecht". Das geplante Konzept der Lernlandschaften, in dem mehr interaktiver Unterricht möglich sein soll, könne auch in der abgespeckten Version des Gebäudes stattfinden, dies hätten Lehrer und Schulleitung bereits mitgeteilt.

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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