Vaterstetten:Stabile Insel

Alem Katema

In der "Landlust begrüßte Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger den äthiopischen Generalkonsul Mehreteab Mulugeta.

(Foto: Mariel Müller/oh)

Der äthiopische Generalkonsul Mehreteab Mulugeta informiert beim Partnerschaftsverein über die vielfältigen Möglichkeiten, wie man sein Land unterstützen kann

Von Mariel Müller, Vaterstetten

An diesem Abend reist er aus Frankfurt an, eigentlich aber kommt er aus Äthiopien: Der äthiopische Generalkonsul Mehreteab Mulugeta spricht am Mittwochabend auf Einladung des Alem Katema-Partnerschaftsvereins in der "Landlust" über Investmentmöglichkeiten in Äthiopien. Ketema Haile, Konsul für wirtschaftliche Angelegenheiten, informiert über die vielfältigen Möglichkeiten in Äthiopien, der weltweit am drittschnellsten wachsenden Wirtschaftsnation nach China und Indien, zu investieren. Das 90-Millionen-Einwohner-Land sei zwar umringt von krisengeschüttelten Staaten wie Somalia, Sudan und Eritrea, biete aber als politisch und sozial "stabile Insel" gute Voraussetzungen, um als ausländischer Investor zu profitieren. Das Land am afrikanischen Horn ist weltweit für seinen Tee und Kaffee bekannt, hat sich aber auch, was weniger bekannt ist, als starker Schnittblumen- und Lederexporteur einen Namen gemacht. Im Gegenzug sei man dringend angewiesen auf deutsches Know-How in der Informationstechnologie und der chemischen und pharmazeutischen Industrie, so der Wirtschaftskonsul. Zoll-und Steuererleichterungen sollen ausländische Investoren zusätzlich locken.

Unter den etwa 30 Gästen finden sich einige potenzielle und schon aktive Investoren. Sie fragen nach der zukünftigen Infrastruktur Äthiopiens: Konkret sei die Regierung im Begriff ein Eisenbahnnetz zwischen der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und Städten der Nachbarländer aufzubauen. Ein anderer Interessierter will wissen, wie der aktuelle Stand bezüglich Internetzugang sei, die Antwort: In den großen Städten bestehe bereits größtenteils problemloser Zugang, in den ländlichen Regionen sei es noch immer schwierig. Aber auch das solle als Anlass gesehen werden in diesem Bereich zu investieren. "Sie müssen immer in die Marktlücke, die Schwachstelle investieren und nicht warten, bis jemand sie füllt", so der Konsul für Wirtschaftsbeziehungen.

Eine solche Lücke will Alem Katema- Vereinsmitglied Jo Neunert füllen: In einer Manufaktur lässt er in der äthiopischen Partnerstadt "EinDollarBrillen" herstellen. Das Problem sei nicht die Produktion, das klappe alles super, sagt er, aber der Verkauf komme nicht in Gang. Wie könne man denn die Leute überzeugen die preisgünstigen Brillen zu kaufen? Generalkonsul Mehreteab Mulugeta schlägt vor, medizinische Einrichtungen vor Ort dazu zu bringen regelmäßige Check-ups bei der Bevölkerung vorzunehmen, sodass die Menschen sich überhaupt bewusst werden, dass sie eine Brille brauchen könnten. Dann würde auch die Nachfrage steigen, ist er sich sicher.

Ein anderer Mitbürger wendet sich mit einer ganz konkreten Frage an den Wirtschaftsprofi Ketema Haile: Er berichtet, er müsse einen Generator innerhalb kürzester Zeit nach Äthiopien einfliegen, ein dortiges Krankenhaus brauche diesen ganz dringend, die elektrische Versorgung sei zusammengebrochen. "Wie bekomme ich den in einer Woche ins Land?", fragt er. Einen habe er in seiner Not bereits illegal einem Piloten mitgegeben, weil der rechtlich einwandfreie Weg zu lange gedauert hätte. Der Konsul weist auf notwendige Zertifikate und Briefe hin, ohne die das nicht ginge. "Eine Woche ist tatsächlich sehr wenig Zeit", gesteht er ein. Mit dem Hinweis, den Generator doch in Äthiopien zu kaufen, beharrt er auf das legale Prozedere. "Ich bin Experte für Generatoren. Die, die wir brauchen gibt es dort nicht. Nein, wir machen es wieder illegal", sagt der Diskutant.

Zum Abschluss eines informativen und diskussionsfreudigen Abends überreicht Alexander Bestle, zweiter Vorsitzende des Partnerschaftvereins zur Belustigung aller der Delegation um den Generalkonsul äthiopischen Kaffee aus echt fränkischer Röstung. Dieser revanchiert sich ebenfalls mit einer Packung Kaffee, die aber an den sichtlich erfreuten Bürgermeister Georg Reitsberger geht.

Eine ebenso langfristige wie sinnvolle Form der Investition haben Gabriela und Gerald Reiser aus Vaterstetten für sich gewählt: Zur Silberhochzeit ließen sie sich von ihren Gästen statt Geschirr, Geld schenken, das als Spende direkt in den Bau einer neuen Bibliothek in Alem Katema ging.

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