In Parsdorf:Vaterstetten und München wollen Sozialwohnungen bauen

Parsdorf Baugrund Sozialwohnungen

Diese Ackerfläche östlich des Eschenweges will die Stadt München zusammen mit der Gemeinde Vaterstetten für den sozialen Wohnungsbau entwickeln.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mindestens 70 Wohnungen sollen entstehen. Einige Anwohner sind alarmiert: Sie befürchten einen unverträglichen Zuzug

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Ortschaft Parsdorf steht vor einem Wachstumsschub. Wie nun bekannt wurde, wollen die Gemeinde Vaterstetten und die Landeshauptstadt München südlich der Münchener Straße ein Sozialwohnungsprojekt umsetzen. Die Details müssen noch verhandelt werden, sicher scheint bereits jetzt, dass mindestens 70 Sozialwohnungen auf dem Grundstück am Sportplatz entstehen werden.

Wachstum ist im Grunde nichts neues für Vaterstettens nördlichsten Ortsteil - allerdings beschränkte es sich in den vergangenen Jahren meist auf Gewerbeflächen. Doch genau diese Entwicklung ist es, die nun den Anstoß für den Bau von Sozialwohnungen gab, wie die Verwaltung in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag vorstellte. Demnach hätten Gewerbetreibende aus Parsdorf Interesse an bezahlbaren Wohnungen in der Nähe ihrer Firmen bekundet, sagte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). Schließlich seien inzwischen rund 1200 Arbeitsplätze im Gewerbegebiet entstanden, hinzu kommen zahlreiche Ausbildungsplätze. "Wenn die Leute einen kurzen Weg zu ihrer Arbeit haben, ist das eine gute Sache", warb der Bürgermeister für das Vorhaben.

Ein Entwurf sieht sogar 270 Wohnungen vor

Dieses jedoch ist umstritten. Einige Parsdorfer warnten bereits vor der Sitzung vor zu schnellem Wachstum ihres Ortes. Hintergrund ist, dass es für das Grundstück, welches sich im Besitz der Landeshauptstadt befindet, mehrere Entwürfe gibt, die im Auftrag der in Parsdorf ansässigen Firma Käfer erstellt wurden. Einige davon sind durchaus massiv, so gibt es einen Entwurf mit 190 einen anderen sogar mit 270 Wohnungen. Dies käme beinahe einer Verdoppelung der Einwohnerzahl in Parsdorf gleich, aktuell leben dort rund 1200 Menschen.

"Es gab Irritationen", wandte sich Reitsberger nun in der Sitzung an die zahlreich erschienenen Parsdorfer, "wir hoffen, dass wir diese ausräumen können." Diese Aufgabe übernahm Bauamtsleiterin Brigitte Littke. Befürchtungen, Parsdorf werde demnächst "über 1000 Neubürger bekommen" seien unberechtigt. Zwar sehe man den Bedarf an Sozialwohnungen und halte das städtische Grundstück dafür für geeignet. Dennoch werde man sich um eine moderate Bebauung bemühen. Entstehen sollen daher drei Häuser im Norden des Grundstücks mit insgesamt 70 Wohnungen und ein Parkhaus. Was auch den Vorteil hat, dass man den Sportplatz nicht verlegen muss, wie es bei den umfänglicheren Planungen nötig wäre. Insgesamt rechnet man bei der Gemeinde mit 175 neuen Einwohnern in der Siedlung.

Ob dort aber in absehbarer Zeit gebaut werden kann, ist noch völlig unklar. Zunächst will die Gemeindeverwaltung mit der Stadt München über eine gemeinsame Entwicklung des Grundstücks verhandeln. Ziel ist, dass die Hälfte der Wohnungen als klassische Sozialwohnungen vermietet werden. Die andere Hälfte soll analog zum sogenannten "Münchner Modell" an Haushalte mit mittlerem Einkommen und Familien mit Kindern preisgünstig vermietet oder verkauft werden. Auch will die Gemeinde erreichen, dass sie das Belegungsrecht für die neuen Wohnungen erhält, außerdem ist ein Kindergarten auf dem Grundstück gewünscht.

Ganz beruhigt waren die Gemeinderäte nach Littkes Vortrag indes nicht, jedenfalls nicht alle. Leonhard Spitzauer, CSU-Gemeinderat aus Parsdorf, sprach sich gegen die Pläne aus - besonders kritisierte er die seiner Meinung nach fehlende Kommunikation der Gemeinde, wo man seit Juni von den Plänen wisse. Er hätte darum den Tagesordnungspunkt am liebsten wieder abgesetzt, "wir wissen zu wenig darüber." Aber auch das, was vorgestellt wurde, gefiel Spitzauer nicht: "Ich bin gespannt, ob Einheimische hier eine Wohnung finden werden, oder ob die Stadt München damit nur ihre eigenen Probleme lösen will."

Diesen Verdacht äußerte auch Peter Reitsberger (FW): "Es kommt mir nicht ganz koscher vor, dass die Stadt München für unser Gewerbe ein Wohngebiet hinstellen will." Sein Fraktionskollege Herbert Uhl warnte vor einer "Salamitaktik" - wenn die ersten drei Häuser dort erst einmal stünden, werde einfach nebenan weitergebaut. Das "Flächenfraß-Problem" sei bei der Planung auf jeden Fall gegeben, pflichtete Manfred Schmidt (FBU/AfD) bei.

Dieses Problem sehe seine Fraktion zwar ebenfalls, sagte Axel Weingärtner (Grüne), dennoch werde man "gerne zustimmen". Denn das größere Problem sei das Fehlen bezahlbarer Wohnungen. Ähnliches war von Stefan Huber (CSU) zu hören, er bescheinigte der Gemeinde einen "Nachholbedarf beim sozialen Wohnungsbau". Dieser sei "zu kurz gekommen" in den vergangenen Jahren, befand auch Sepp Mittermeier (SPD), auch sei das nun vorgestellte Projekt in einer Größe, "die akzeptiert wird, wenn man es richtig macht."

Wie dies aussehen könnte, dazu hatte Albert Wirth (CSU), ebenfalls aus Parsdorf, einige Ideen. So solle sich das Vorhaben "für Parsdorf schon auch rentieren", etwa indem man ein Einheimischenbauland dazu plant. Auch müsse eine anständige Erschließung gegeben sein, vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Außerdem wünsche er sich künftig eine bessere Informationspolitik seitens der Gemeinde. Trotz all dieser Bedenken werde er aber zustimmen, so Wirths Fazit, weil es hier nur um die Verhandlungen gehen. Ob man deren Ergebnis auch zustimmen könne, "das ist offen."

Eine Reihenhauszeile für Einheimische ist denkbar

Genau wie die Verhandlungsergebnisse, wie man in der Verwaltung betonte. So ist laut Littke "eine Zeile Reihenhäuser" für Einheimische durchaus denkbar. Was die angeblich schlechte Kommunikation angeht: Dies liege auch daran, dass es lange nicht viel mitzuteilen gegeben habe, sagte Reitsberger, "es gibt noch keine konkreten Pläne." Unterstützung kam von CSU-Fraktionschef Michael Niebler: "Erst wenn wir die Fakten wissen, können wir in einen Dialog eintreten." Zumindest künftig soll dieser Dialog auch stattfinden, Teil des Beschlusses ist, dass die Arbeitsgruppe Orts- und Verkehrsentwicklung an der Planung beteiligt wird.

Gegen die Stimmen von Uhl, Schmidt, Peter Reitsberger und Spitzauer wurde die Aufnahme der Verhandlungen mit München beschlossen.

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