Vaterstetten:Schneller wohnen

Vaterstetten: Hier im Norden Vaterstettens entsteht vom kommenden Jahr an ein neues Wohngebiet wo es auch günstigen Wohnraum für Einheimische geben soll.

Hier im Norden Vaterstettens entsteht vom kommenden Jahr an ein neues Wohngebiet wo es auch günstigen Wohnraum für Einheimische geben soll.

(Foto: Hinz-Rosin)

Das Einheimischengebiet im geplanten Ortsteil Vaterstetten Nordwest soll von einem Bauträger erstellt werden. Dadurch sollen eine höhere Anzahl von Häusern und ein früherer Bezugstermin möglich sein

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Lieber den Fachmann machen lassen, so lautet die Meinung der meisten Vaterstettener Gemeinderäte zum weiteren Vorgehen für das geplante Bauland für Einheimische. Denn diese werden dort wohl nicht selbst bauen, sondern ein Bauträger, der die Häuser dann an die Einheimischen weitergibt. Diese sollen dank günstiger Grundstücke ihre neue Immobilie dennoch deutlich unter dem Marktpreis erstehen können. Wie dieses Modell aussieht, darüber wird der Gemeinderat allerdings erst im Herbst entscheiden.

Noch bei der offiziellen Vorstellung der neuen Baugebiete Vaterstetten Nord und Nordwest im Januar favorisierte man seitens der Gemeinde für das Einheimischengebiet das Modell Eigenleistung. Die Gemeinde plane, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke damals, Parzellen zu 60 Prozent des Marktpreises an Einheimische abzugeben, die darauf ihre Häuser selber bauen oder bauen lassen können. Ein Bauträgermodell sei ausdrücklich nicht geplant, so die Bauamtsleiterin damals. Ein Plan, der allerdings nur ein knappes halbes Jahr Bestand hatte, inzwischen hält man bei der Gemeinde das Bauträgermodell für sinnvoller.

Dafür führte Littke dem Grundstücks- und Bauausschusses sowie dem Gemeinderat wirtschaftliche wie städtebauliche Argumente an. Beide haben mit der Tiefgarage zu tun, die unter dem Areal zwischen Dorfstraße und Birkenweg gebaut werden soll. So würde je einer der beiden laut Satzung nötigen Stellplätze pro Haus unter die Erde verlegt, so dass die Zahl der oberirdischen Garagen reduziert werden und der Platz für Grünanlagen genutzt werden könne.Außerdem soll es mehr Häuser geben: statt wie in einem ersten Entwurf 28 Reihen- und sechs Doppelhäuser wären so bis zu 40 Reihenhäuser möglich. Da man für die Tiefgarage ohnehin einen Bauträger benötigt, könnte dieser gleich die Häuser darüber errichten. Ein weiterer Vorteil dieses Modells sei, dass die Häuser alle zur gleichen Zeit fertig werden und bezogen werden können.

"Es soll nicht so laufen wie in Grafing", versicherte Harald Mayerthaler, im Rathaus zuständig für die Bauleitplanung. Dort war in der Wolfsschlucht ebenfalls im Bauträgermodell ein Einheimischengebiet entstanden, allerdings eines mit gesalzenen Preisen: Das günstigste Haus kostete eine Dreiviertelmillion, gerade ein einziger Einheimischer kaufte am Ende eine der 22 Doppelhaushälften. Dagegen will man in Vaterstetten auf jeden Fall günstige Häuser anbieten, so Mayerthaler. Ein Reihenhaus soll mit etwa einer Viertelmillion Euro zu Buche schlagen, das Grundstück, das die Gemeinde zu etwa 60 Prozent des Marktpreises abgeben will, mit noch einmal 120 000 Euro. Eventuell könne man sogar auf bis zu 50 Prozent des Marktpreises gehen, weniger dürfe die Gemeinde aber nicht verlangen. Und auch beim Bauträgermodell sei Eigenleistung möglich, sagte Mayerthaler, wenn schon "nicht beim Betonieren", dann wenigstens beim Innenausbau. Man könne mit dem Bauträger sicher Entsprechendes vereinbaren. Wer die Häuser bauen soll, dazu gab es noch keine Vorschläge seitens der Verwaltung, allerdings habe man bereits Gespräche mit den Genossenschaften in Ebersberg und in Wasserburg geführt. Auch wenn der Gemeinderat erst im Oktober die endgültige Entscheidung über die Frage Eigenleistung oder Bauträgermodell treffen wird, gab es deutliche Zustimmung zu letzterem.

Bereits im Bauausschuss hatte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) angemerkt, dass dank der Tiefgarage "das Auto als Nachbar" verschwunden sei. Im Gemeinderat lobte Maria Wirnitzer (SPD) ebenfalls die Idee, zumindest einen Teil der Autos im Einheimischengebiet unter die Erde zu bringen. Dadurch lasse sich der Platz zwischen den Häusern besser als Erholungsfläche nutzen. Darauf verwies auch Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU), städtebaulich sei eine Tiefgarage auf jeden Fall die beste Lösung. Auch die angestrebte Verdichtung auf 40 Häuser sei angesichts der hohen Grundstückspreise von rund 920 Euro pro Quadratmeter wünschenswert. Jo Neunert (SPD) gefiel an der Bauträgerlösung vor allem, dass das Baugebiet damit auf einmal fertig werden soll. Er erinnerte daran, dass es beim vorigen Einheimischenbauland zehn Jahre gedauert habe, bis alle Parzellen bebaut waren, "so lange haben die Leute neben der Baustelle gewohnt."

Weniger begeistert war Stefan Ruoff (Grüne): "Ich glaube, das ist nicht, was sich die meisten unter Einheimischenbauland vorstellen. Die Leute sind so auf Gedeih und Verderb dem Bauträger ausgeliefert", sowohl was den Preis als auch die Ausführung der Häuser angehe. Daher solle man zumindest bei einem Teil der Parzellen die neuen Eigentümer selber bauen lassen. Ruoff appellierte auch an seine Gemeinderatskollegen, die nächsten Wochen bis zur endgültigen Entscheidung über das Modell zu einer kleinen Umfrage zu nutzen: "Ich bitte alle, sich einmal umzuhören, was die Leute wirklich wollen."

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