Vaterstetten:Rochade im Schulhaus

Vaterstetten: Viele Kinder besuchen bereits jetzt die Wendelsteinschule. Bis Ende des Jahrzehnts sollen es einer Prognose zufolge um bis zu 50 Prozent mehr werden.

Viele Kinder besuchen bereits jetzt die Wendelsteinschule. Bis Ende des Jahrzehnts sollen es einer Prognose zufolge um bis zu 50 Prozent mehr werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Weil in der Wendelsteinstraße die Klassenzimmer knapp werden, muss zum kommenden Schuljahr umgebaut werden. Damit ist die Raumnot aber nur kurz behoben, im September 2018 steht dann das nächste Stühlerücken an

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Einer geht noch rein, nach diesem alten Sauflied verfährt man in den kommenden Jahren auch in der Schule an der Wendelsteinstraße. Nur dass dort keine geistigen Getränke gemeint sind, sondern Klassenräume. Diese werden in Vaterstettens ältestem Schulhaus langsam, aber sicher knapp, darum müssen in den kommenden Schuljahren Aufenthalts-, Werk- und Archivräume umgenutzt werden.

Vorgestellt wurde der Plan nun im Schulausschuss des Gemeinderats. Demnach wird zum Herbst dieses Jahres ein aktuell für die Mittagsbetreuung genutzter Raum zum Klassenzimmer umgebaut. Für die Mittagsbetreuung steht dann ein Umzug in Räume an, die derzeit noch von der Musikschule genutzt werden, unter anderem als Archivzimmer. Auch hier ist ein Umbau nötig. Insgesamt werden die Kosten für diese Rochade in der Schule, inklusive Planung, etwa 50 000 Euro betragen.

Grund für den anstehenden Umbau ist die Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde und besonders im Sprengel der Wendelsteinschule. Laut einer kürzlich im Gemeinderat vorgestellten Prognose wachsen diese Ortsteile bis Ende des Jahrzehnts nicht nur besonders stark, auch wird der Anteil der Kinder und Jugendlichen dort stark zunehmen. Für die Wendelsteinschule könnte dies bedeuten, dass die Schülerzahl von derzeit rund 300 auf dann 450 im Jahr 2020 steigt. Dies wirkt sich natürlich auf den Raumbedarf aus: Aktuell gibt es in der Schule 13 Klassen, im kommenden Schuljahr, also von diesem Herbst an, werden es 14 sein - eine davon zieht in den ehemaligen Raum der Mittagsbetreuung. Damit ist die Zeit der Umbauten und Umzüge in der Wendelsteinschule nicht beendet. Wie Hauptamtsleiterin Linda Wagner erklärte, werde man zum Schuljahr 2018/2019 erneut ein zusätzliches Klassenzimmer brauchen. Dazu müsse man wohl einen der Werkräume umbauen, genauere Planungen - etwa zu den Kosten oder dem Ersatz für den Werkraum - gebe es aktuell aber noch keine.

Wenn man "jedes Jahr ein Klassenzimmer mehr", in der Schule einrichte, dürfe man den Ausbau der Mittagsbetreuung nicht vergessen, forderte Cordula Koch (SPD). Denn mit mehr Schülern steige auch die Zahl jener, die dieses Angebot in Anspruch nehmen werden. Edith Fuchs (CSU) regte eine bessere Koordination der Nachmittagsangebote an. "Die Wendelsteinstraße boomt, und anderswo sind Hortplätze frei." Ebenfalls noch völlig unklar sei, so Koch, wie die Sprengel nach Fertigstellung der neuen Schule am Sportzentrum aussehen werden - auch dies habe schließlich Auswirkungen auf die Schülerzahlen. Insgesamt wünsche sie sich daher, "dass wir uns nicht von Jahr zu Jahr hangeln, sondern ganzheitlich und langfristig planen", was nicht zuletzt auch kostengünstiger sei. Noch deutlicher wurde Renate Will (FDP): "Ich sehe die Notwendigkeit für den Umbau, aber es bleibt Flickschusterei." Wie Koch forderte sie "ein Gesamtkonzept", anstatt "von Klassenzimmer zu Klassenzimmer" weiterzuplanen. "Sonst wird es irgendwann so teuer, dass es sich nicht lohnt, die Schule zu erhalten."

Damit erinnerte Will an die vor einigen Jahren in der Gemeinde heftig geführte Debatte um die Zukunft der Schulstandorte und Schulhäuser. Eine noch von Bürgermeister Georg Reitsbergers Vorgänger, dem jetzigen Landrat Robert Niedergesäß, ins Gespräch gebrachte Idee, sah vor, die Wendelsteinschule ganz zu schließen und mit der neuen Schule zusammenzulegen. Nach Protesten von Eltern und Geschäftsleuten - letztere befürchteten eine Verödung der Wendelsteinstraße, wenn es dort keine Schule mehr gibt - wurde das Vorhaben zwar nicht weiterverfolgt. Der Abriss der Wendelsteinschule ist dennoch nicht ganz vom Tisch. Die Fraktionen von CSU und SPD favorisieren den Plan, das Schulhaus am alten Platz neu zu bauen. Andere, darunter der Bürgermeister und die Grünen, hatten sich für eine Sanierung der Wendelsteinschule ausgesprochen.

Einen Beschluss zur Zukunft der Schule gibt es zwar noch nicht - dass dort aber bald etwas passieren muss, ist unstrittig. Denn nicht nur der zunehmende Platzmangel wird zum Problem, auch die Bausubstanz wird immer schlechter. Erst vor zwei Jahren musste das einsturzgefährdete Dach der Turnhalle für 100 000 Euro vorläufig saniert werden. Größere Maßnahmen am Standort - egal ob Neubau oder Sanierungen, dürften jedoch nicht vor Ende 2019 zu erwarten sein. Dann soll die neue Grund- und Mittelschule fertig und das alte Schulgrundstück verkauft sein, das Geld könnte dann in die Wendelsteinschule investiert werden.

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