Vaterstetten:Realschule bleibt übervoll

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Auch nach der Erweiterung entspannt sich die Lage in Vaterstetten nicht

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Dass Prognosen, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, schwierig sind, ist ein viel zitierter Spruch - wie richtig er ist, konnte man nun bei der Sitzung des Realschul-Zweckverbandes sehen. Laut früherer Prognosen hätte die Zahl der Realschüler in Vaterstetten sinken müssen. Ist sie aber nicht, wie Johannes Dirscherl vom Ebersberger Landratsamt nun erklärte. Ganz im Gegenteil: Derzeit gibt es 1097 Realschülerinnen und -schüler in Vaterstetten und die Zahlen dürften auch in den kommenden Jahren nicht sinken.

Anfang vergangener Woche wurde mit einer Feier in der neuen Mensa der erste Teil des Erweiterungsprogramms der Realschule abgeschlossen. Neben dem Pausenraum sind vier Klassen- und ein Lehrerzimmer, Fachräume für Naturwissenschaften, Musik und Kunst sowie eine Turnhalle entstanden. Aktuell wird die alte Zweifachhalle saniert, bis Ende Februar soll sie fertig sein, kündigte Planer Erwin Kuhn nun an. Der Termin für die Einweihung steht auf jeden Fall schon fest: am 23. März wird gefeiert. Trotz kleinerer Probleme mit Baumängeln und Auftragnehmern werde der Zeitplan wohl eingehalten, zeigte sich der Planer zuversichtlich, und auch mit dem Budget werde man weitgehend auskommen. Die Gesamtkosten sollen nach derzeitiger Prognose 12,65 Millionen Euro betragen, knapp 200 000 Euro mehr, als ursprünglich vorgesehen. Was bei der Gesamtsumme immer noch eine vertretbare Abweichung sei, sagte Landrat Robert Niedergesäß als Vertreter des größten Anteilseigners der Schule: "Wenn man sieht, wie anderswo die Kosten davongaloppieren, kann man zufrieden sein."

Vor allem aber ist das Geld sehr gut angelegt, dass es auf absehbare Zeit leer stehende Räume in der Schule geben wird, ist unwahrscheinlich. Ging man vor einigen Jahren von einem stagnierenden oder gar sinkenden Zuzug in die Gemeinden im Münchner Osten und damit einem Rückgang der Schülerzahlen aus, wird nun eine weiter steigende Bevölkerungszahl zugrunde gelegt. Was, wie Dirscherl erläuterte, dazu führt, dass die auf etwa 1000 Schüler ausgelegte Realschule mindestens noch ein weiteres Jahrzehnt überbelegt bleiben wird. Die Zahlen schwanken demnach bis 2027 immer um den Wert von 1100, die Zahl der Klassen läge demnach zwischen 38 und 42, bei nun 39 Klassenzimmern.

Die meisten Realschüler, insgesamt 658, wohnen im Landkreis Ebersberg, davon stellen Vaterstettener mit 316, Zornedinger mit 131 und Kirchseeoner mit 124 den größten Anteil. Aus dem Landkreis München stammen 332 Schüler, fast alle - 210 und 117 - aus den Gemeinden Haar und Grasbrunn, aus der Stadt München fahren 107 Mädchen und Buben nach Vaterstetten in die Schule. An diesen Zahlen und Verteilungen dürfte sich so lange nicht viel ändern, bis die geplante Realschule in Haar den Betrieb aufnimmt, so Dirscherl.

Wann dies der Fall ist, steht derzeit aber noch nicht fest. Nach aktuellen Plänen soll im Ortsteil Gronsdorf auf einer Fläche in S-Bahn-Nähe ein Schulcampus entstehen. Neben einer Realschule ist dort auch eine Fach- und eine Berufsoberschule vorgesehen, auch eine Pflegeschule könnte am Standort entstehen. Insgesamt bis zu 2000 Schüler könnte der Campus einmal aufnehmen und nach ersten groben Schätzungen würde alleine der Realschul-Teil mehr als 20 Millionen Euro kosten, insgesamt dürfte der Campus wohl im Bereich von 50 Millionen liegen. Da stellt sich natürlich die Frage, wer das bezahlen soll - und kann. Auch diese wurde auf der Zweckverbandsversammlung behandelt - allerdings nicht öffentlich. Konkret ging es darum, ob der Zweckverband, dem neben den beiden Landkreisen die Gemeinden Haar und Grasbrunn angehören, auch Träger des neuen Campus sein soll. Ebenfalls möglich wäre eine Auflösung des Vaterstettener Verbandes, die Realschule würde dann vom Landkreis Ebersberg, die neue Schule entweder vom Landkreis München alleine oder zusammen mit der Gemeinde Haar getragen. Eine Entscheidung darüber, welches Trägermodell für beide Schulen man wählen soll, ist nach Auskunft aus dem Landratsamt noch nicht gefallen.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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