Vaterstetten:Premiere mit Überlänge

Georg Reitsberger leitet seine erste Gemeinderatssitzung - fast wären zwei daraus geworden

von Wieland Bögel

"Wer mich kennt, weiß, dass so etwas keine trockene Angelegenheit wird", sagt Georg Reitsberger kurz nach seiner Vereidigung zum Bürgermeister lachend und verbindet den Amtseid gleich mit dem Versprechen auf Bier und Brotzeit in seiner Wirtschaft. Doch davor liegt noch eine längere Gemeinderatssitzung, die beinahe eine Fortsetzung am nächsten Morgen gefunden hätte. Denn laut Geschäftsordnung ist um 23 Uhr Schluss.

Am Sitzungsleiter lag die Länge allerdings zum geringsten Teil, eher schon an der Tagesordnung. Sie enthielt mehrere Themen, die jedes für sich eigentlich eine Sondersitzung des Gremiums rechtfertigen würden. Auch, dass es ihm nicht gelungen sei, die Diskussionslust der Gemeinderäte in den Griff zu bekommen, kann man Reitsberger nicht zum Vorwurf machen. Dieses Kunststück haben auch andere nicht vollbracht, zumal an einem Abend, an dem die Zuschauersitze bis auf den allerletzten Platz besetzt sind. Als Reitsbergers Vorgänger Robert Niedergesäß verabschiedet wurde, amüsierte man sich ein wenig über seine Sitzungsleitung. "Er hat so lange fragend in die Runde geschaut, bis sich doch noch jemand zu einer Wortmeldung erbarmt hat", aber immerhin habe Niedergesäß so die Zeit gefunden, E-Mails zu beantworten, witzelte der Zweite Bürgermeister Martin Wagner. In seiner Zeit als amtierender Bürgermeister versuchte Wagner dann, die Sitzungen zu straffen - ein, man kann es nicht anders sagen, zum Scheitern verurteiltes Vorhaben. Lediglich ganz am Anfang des fünfmonatigen Vaterstettener Interregnums konnte Wagner einige Minuten gut machen. Je näher der Wahltag rückte, umso länger und turbulenter wurden die Sitzungen.

Der neue Rathauschef hat übrigens schon angekündigt, aus den Erfahrungen der Premiere lernen zu wollen. So soll die Tagesordnung künftig weniger gehaltvoll ausfallen. Auch den beherzten Griff zur Sitzungsglocke und den einen oder anderen Ordnungsruf bei zu deftigen Redebeiträgen will Reitsberger ein wenig öfter wagen.

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