Vaterstetten:Polizeistation droht das Aus

Im Innenministerium wird überlegt, ob die Beamten der Station Vaterstetten nach Poing versetzt werden können.

Oliver Hollenstein

Die Polizei prüft derzeit offenbar das Ende ihrer Dienststelle in Vaterstetten. Polizeipräsident Werner Kimmelzwinger habe ihn Ende April über diese Überlegungen informiert, bestätigte Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß am Donnerstag den Inhalt eines anonymen Schreibens, das der SZ vorliegt. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte: "Wir können bestätigen, dass derzeit in unserem Haus verschiedene Optionen für die Zukunft der Polizeistation Vaterstetten geprüft werden. Wir können daher jetzt auch keine Bestandszusage treffen."

Zu konkreten Inhalten der Überlegungen sowie den Gründen für eine mögliche Schließung wollte sich der Ministeriumssprecher nicht äußern. Nach Informationen von Niedergesäß könnten die Vaterstettener Beamten in die Polizeiinspektion nach Poing versetzt werden. Hintergrund könnten Überlegungen im Innenministerium sein, weniger Polizisten am Schreibtisch zu binden. Diese könnten dann im Streifendienst für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen.

Die Gemeinde könne "dem Abzug der Polizei aus der Gemeinde Vaterstetten auf gar keinen Fall zustimmen", sagte Niedergesäß. Das habe er in dem Gespräch mit Kimmelzwinger deutlich gemacht. Die Gemeinde werde sich intensiv für den Erhalt der Dienststelle einsetzen. "Es gibt feste Zusagen des damaligen Innenministers Günther Beckstein, dass die Polizei in Vaterstetten erhalten bleibt." Derzeit liefen "interne Vorbereitungen, das Thema zeitnah voranzubringen", kündigte Niedergesäß an.

Vom zuständigen Polizeipräsidium Oberbayern-Nord war bezüglich der Überlegungen lediglich zu erfahren, dass die Vaterstettener Polizei dringend eine neue Unterkunft brauche. Das ist auch in der Gemeinde unbestritten. Seit fast 24 Jahren arbeiten die Beamten in mehreren Containern direkt neben dem Rathaus. Dort müssen sich die Polizisten eine Toilette mit den Besuchern teilen. Weil es nur einen Umkleideraum gibt, sind die Umkleidezeiten für Männer und Frauen strikt getrennt geregelt. Eine Dusche fehlt genauso wie ausreichend Lagerraum für Akten, die deshalb teilweise nach Poing ausgelagert werden müssen.

Ursprünglich waren die Container lediglich als Übergangslösung gedacht. In nur sechs Wochen wurden die weißen Provisorien errichtet. Das Innenministerium wollte abwarten, ob die Bürger die Station nutzen und die Container dann durch ein festes Gebäude ersetzen. Die Container hätten dann als mobile Polizeidienststelle in anderen Gebieten zum Einsatz kommen sollen.Es kam anders: Zwar nutzten die Bürger der größten Landkreisgemeinde die Polizeistation vor Ort so intensiv, dass die Zahl der Beamten schon in den 1990er Jahren von fünf auf elf erhöht wurde. Ein neues Gebäude kam aber trotzdem nicht.

Seit mehr als fünf Jahren wird deswegen in Vaterstetten über die Zukunft der Polizei diskutiert. Lange hoffte die Gemeinde, im Rahmen der Erneuerung des Ortszentrums eine feste Polizeistation errichten zu können. Niedergesäß plädierte auch dafür, die Station, die nur tagsüber geöffnet ist, zu einer Inspektion auszubauen, die 24 Stunden besetzt ist. Schließlich seien die Beamten für die Großgemeinde und Zorneding mit zusammen 30 000 Einwohnern zuständig. Doch das Innenministerium lehnte sein Ansinnen ab.

Nachdem klar ist, dass die Erneuerung des Vaterstettener Ortszentrums noch einige Jahre dauern wird, waren zuletzt zwei Standorte für eine Polizeistation im Gespräch: hinter dem Sportzentrum an der Verdistraße, direkt neben Feuerwehr und Rotem Kreuz; oder in der Nähe des Rathauses, um die Wege zwischen den Behörden kurz zu halten. Schon vor zwei Jahren machte das Innenministerium aber deutlich: Die Beamten sollen auch künftig in Containern arbeiten. Ein festes Bauwerk, das ein paar Jahre Bestand hätte, sei nicht geplant.

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