Vaterstetten:Park statt Parken

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Im neuen Wohngebiet im Nordwesten Vaterstettens sollen einmal Wohnungen für 1500 Menschen entstehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grüne und FBU scheitern mit ihrer Forderung nach mehr Stellplätzen im Wohngebiet Vaterstetten Nordwest. Damit folgt die Gemeinderatsmehrheit dem Wunsch des Bauträgers

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Ein bisschen geht es den Bewohnern der Großgemeinde wie den Holländern. Über die wird gerne gewitzelt, dass immer die Hälfte verreist sein muss, damit zu Hause genügend Platz ist. Und auch in Vaterstetten wird an Sonn- und Feiertagen, wenn die meisten Einwohner zu Hause sind, der Platz knapp - zumindest der Parkplatz. Daran dürfte sich auch künftig nichts ändern, im Gegenteil: Mit großer Mehrheit lehnte der Gemeinderat einen Antrag der Grünen für mehr Parkplätze im geplanten Baugebiet Nordwest ab.

Eigentlich müsste es in Vaterstetten genügend Parkplätze geben, schließlich gibt es eine Stellplatzsatzung. Demnach muss beim Bau von Häusern und Wohnungen auch für die Vehikel der Bewohner genug Platz geschaffen werden - zumindest theoretisch. Praktisch kommt die Stellplatzsatzung besonders bei Großprojekten nicht immer zur Anwendung. Hier begnügt sich die Gemeinde manchmal auch damit, die Stellplatzablöse zu kassieren. Gelegentlich ist dazu ein kleiner Trick nötig, wie etwa vor einigen Jahren im Falle eines Mietshauses in der Brunnenstraße. Da der Bauherr erklärt hatte, nur an Senioren vermieten zu wollen, und die angeblich weniger Autos besitzen als der Bevölkerungsdurchschnitt, gestand man ihm eine großzügige Ausnahme zu. Statt 44 Parkplätze - zwei für jede Wohnung - musste er nur die Hälfte davon bauen. Statt autolose Senioren zogen dann allerdings hauptsächlich gut motorisiere jüngere Leute ein, geparkt wurde und wird seitdem meist auf der Straße.

Auch im neuen Baugebiet Nordwest soll es eine Ausnahme von der Stellplatzsatzung geben. Diese schreibt eigentlich vor, dass für Wohnungen, die größer als 40 Quadratmeter sind, mindestens ein Garagenplatz und ein oberirdischer Stellplatz gebaut werden müssen. Auf Wunsch des Bauträgers wurde diese Grenze nun aber auf 60 Quadratmeter angehoben. Begründet wurde dies damit, dass Wohnungen dieser Größe hauptsächlich "von Singles, Alleinerziehenden oder allenfalls von jungen, einkommensschwächeren Paaren bewohnt" würden, so dass nur mit einem Auto pro Wohnung zu rechnen sei. Außerdem würde die Einhaltung der gemeindlichen Stellplatzvorgaben entweder zu einer stärkeren Versiegelung oder, falls man die Tiefgarage vergrößern würde, zu Nachteilen für die geplanten Grünflächen führen, da sich diese dann nicht mehr so gut mit Bäumen bepflanzen ließen. Doch genau diese Parkflächen sehen die Grünen bedroht, sollte man dem Bauherrn eine Ausnahme von der Stellplatzsatzung gewähren. "Wir werden keine grünen Erholungsflächen zwischen den Gebäuden haben, sondern eine Ansammlung von geparkten Autos zwischen den Wohnhäusern", befürchtet Grünen-Fraktionssprecher Axel Weingärtner. Denn auch Wohnungen von 60 Quadratmeter Größe würden häufig von Paaren oder Familien bewohnt, und "diese verfügen außerhalb von Innenstädten in der Regel über zwei Kraftfahrzeuge". Um zu verhindern, dass "das zweite Auto des Paares auf öffentlichem Grund" parken muss, hatten die Grünen daher beantragt, keine Ausnahme vom Stellplatzschlüssel zu erlauben. "Sonst werden wir da oben eine einzige Blechwüste haben."

Unterstützung kam von Manfred Schmidt (FBU/AfD). Es könne doch nicht sein, "dass wir aus Profitinteresse das Ortsbild der Gemeinde dauerhaft beeinträchtigen". Herbert Uhl (FW) warnte davor, dass ein Präzedenzfall geschaffen werde.

Die Gemeinde achte stets "sehr genau auf Stellplätze", sagte Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU). Allerdings sei die Satzung nicht mehr aktuell: "Die Wohnungen werden immer größer", weshalb man auch die Zahl der erforderlichen Parkplätze anpassen müsse. Dass man ein Problem mit auf den Straßen parkenden Autos habe, gab auch Wagner zu, oft liege dies aber nicht am Mangel von Stellplätzen: "Die Leute sind zu faul, um in die Garage zu fahren, oder haben sie als Lagerraum zweckentfremdet." Was aber trotzdem kein Argument dafür sei, weniger Parkplätze zu bauen, entgegnete Weingärtner.

Zumindest für die meisten Gemeinderäte aber doch, der Antrag der Grünen wurde mit großer Mehrheit abgelehnt, genau wie zwei weitere Anträge zu Vaterstetten Nordwest. Dabei ging es zum einen um eine Reduzierung der Baudichte, hier hatten die Grünen gefordert, dass pro zehn Quadratmeter Grundstück nur sieben Quadratmeter Gebäudefläche entstehen sollten, die Mehrheit im Gremium sprach sich aber für acht Quadratmeter aus. Auch darin, dass, wie die Grünen bemängelten, eine geplante Kita teilweise in den Grünzug ragen darf, hatten die meisten Gemeinderäte kein Problem.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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