Vaterstetten:Mit Verspätungen ist zu rechnen

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Landrat macht Vaterstetten wenig Hoffnung darauf, dass S-Bahnfahrten nach München bald günstiger werden

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Pendler aus der Gemeinde werden wohl auch künftig doppelt so viel für eine Fahrt nach München zahlen müssen, wie ihre Nachbarn aus Haar. Diese Ungerechtigkeit war vor kurzem Thema im Vaterstettener Verkehrsausschuss. Dieser hatte an Landrat Robert Niedergesäß (CSU), derzeit Sprecher der Landräte im MVV-Bereich, appelliert, sich des Themas anzunehmen und dafür einzusetzen, dass die Stationen Baldham und Vaterstetten dem Innenraumtarif zugeschlagen werden. Der Landrat macht den Vaterstettenern nun aber wenig Hoffnung, dass sie bald günstiger nach München fahren können, für eine Verschiebung der Tarifzonen sehe er "aktuell keine Chance auf Realisierung," so Niedergesäß.

Wer mit der S-Bahn zwischen Vaterstetten oder Baldham und der Landeshauptstadt verkehrt und dazu eine Streifenkarte benutzt, zahlt für eine einfache Fahrt aktuell 5,20 Euro. Das entspricht dem Wert der vier Streifen, die für die Fahrt zu entwerten sind. Wer allerdings ein paar Kilometer weiter westlich zusteigt, in der Station Haar, für den wird der Ausflug nach München erheblich billiger: Gerade einmal zwei Streifen oder 2,60 Euro kostet die einfache Fahrt. Für viele Vaterstettener ist das schon lange ein Ärgernis, zumal sie für die Fahrt nach München auch noch eine Art negativen Mengenrabatt zahlen müssen. Kostet doch die Fahrt nach Haar nur einen Streifen, so dass man bei Addition der Fahrpreise eigentlich mit drei Streifen nach München fahren könnte.

Vor diesem Hintergrund hatte der Vaterstettener Verkehrsausschuss auf Antrag der Freien Wähler nun Abhilfe verlangt, eben die Ausweitung der Tarifzone Innenraum bis nach Baldham. Doch solche "Einzel- oder Insellösungen kann es hier nicht geben", schreibt nun Niedergesäß. Der Landrat zitiert aus einer Stellungnahme des MVV, die der Verbund auf Nachfrage des Landrates zum Antrag des Verkehrsausschusses abgibt. Darin wird die Aufweichung des derzeit geltenden Tarifsystems mit seinen starren Ringen und Zonen vehement abgelehnt. Denn würde man beispielsweise Vaterstetten in die günstigere Innenraumzone aufnehmen, "würde das einen Präzedenzfall schaffen, der viele weitere vergleichbare Anträge nach sich ziehen würde". Beim MVV befürchtet man "einen hohen zweistelligen Millionenbetrag an Mindereinnahmen." Außerdem verweist man beim MVV darauf, dass das Problem der sich zwischen Vaterstetten und Haar verdoppelnden Fahrtkosten nur relativ wenige Passagiere beträfe. Denn die meisten benutzten ohnehin Zeit- oder Tageskarten.

Langfristig könnte die Fahrt zwischen der Großgemeinde und der Landeshauptstadt aber doch günstiger werden, meint Niedergesäß. Nämlich dann, wenn endlich die Tarifreform für den MVV kommt. Eine solche werde "derzeit im Kreise der Verbundlandkreise diskutiert", wichtige Forderungen der Landkreise dabei seien geringere Tarifsprünge, außerdem soll der Preis künftig nach der gefahrenen Strecke bemessen werden und ein Sozialticket eingeführt werden.

Wann eine solche Reform tatsächlich greift, ist zwar noch unklar, aber dass sie kommt, sei sicher. "Der Aufstellungsbeschluss in den MVV-Gremien zur Durchführung einer großen Tarifstrukturreform wurde bereits gefasst", so Niedergesäß. "Auf meine Initiative hin hat im März beim Oberbürgermeister eine Klausurtagung der Gesellschafter (Stadt, Freistaat, Landkreise) stattgefunden. Im nächsten Schritt wird nun eine Machbarkeitsstudie beauftragt."

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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