Vaterstetten:Mit den "Schlaumäusen" im Sprachland unterwegs

Vaterstetten: Angelika Niebler und Einrichtungsleiterin Barbara Prokop testen mit den Kindern vom Kinderhaus Alfred-Hermann-Haus die Sprachlernsoftware.

Angelika Niebler und Einrichtungsleiterin Barbara Prokop testen mit den Kindern vom Kinderhaus Alfred-Hermann-Haus die Sprachlernsoftware.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Angelika Niebler übergibt dem Alfred-Hermann-Haus für Kinder eine Software, die den Spracherwerb erleichtern soll

Von Annalena Ehrlicher, Vaterstetten

Großes Gekicher, konzentriertes Schweigen und zielgerichtetes Wischen: Dieses Bild bietet sich, wenn acht Kindergartenkinder sich am Sprachlernprogramm "Schlaumäuse" versuchen. Im Erdgeschoss des Alfred-Hermann-Haus für Kinder in Vaterstetten sitzt zwischen ihnen Angelika Niebler. Für die Abgeordnete im Europaparlament ist die Vorstellung der "Schlaumäuse" im Kinderhaus ihr erster Auftritt seit ihrer Ernennung zur stellvertretenden CSU-Vorsitzenden. "Das hab' ich schon mal gemacht", quietscht eines der Mädchen und schubst mit dem Zeigefinger einen Wortbaustein zurück an die richtige Stelle.

"Natürlich sind manche Leute skeptisch", sagt Niebler. "Aber die Sprache ist nun mal der Grundstock für weiteres Lernen - und in Kombination mit den neuen Medien finde ich das ganz großartig." Die zweifache Mutter hat durch ihre privaten und beruflichen Erfahrungen gewissermaßen den doppelten Blick auf die mediale Entwicklung der Gesellschaft: "Die sogenannte digitale Gesellschaft ist natürlich etwas, das uns umtreibt." Derzeit werden im Europaparlament Neuerungen bei den Richtlinien beispielsweise im Urheberrecht diskutiert.

Aber auch privat sieht sie, wie ihre Kinder sich damit beschäftigen: "Natürlich ist es wichtig, dass Kinder einen verantwortungsbewussten Umgang mit modernen Medien lernen." Schlaumäuse sei ein Projekt, das Kinder spielerisch an die digitale Welt heranführe: Das Spiel erschafft eine Welt, in der die Schlaumäuse mithilfe der Kinder eine Mission erfüllen sollen, das heißt, die Sprache vor dem "Wörterwichtel" zu retten, der frech einzelne Worte stiehlt und alles durcheinander bringt. Einrichtungsleitung Barbara Prokop findet es auffällig, dass die Kinder das Tablet instinktiv benutzen und verstehen. "Moderne Medien gehören inzwischen einfach dazu und es ist wichtig, dass Kinder da von Anfang an herangeführt werden", findet sie. "Unter Anleitung und zeitlich begrenzt natürlich", schränkt Niebler ein. Natürlich soll Sport, miteinander reden und basteln nicht vergessen werden, betont die stellvertretende CSU-Vorsitzende.

Im Jahr 2003 gründete die Microsoft Deutschland GmbH die Initiative "Schlaumäuse - Kinder entdecken Sprache". Inzwischen verfügen zirka 11 000 Kitas deutschlandweit über die Lernsoftware, berichtet Michael Spangenberger, Vorsitzender der Chorvs AG. Das Lernprogramm für Fünf- bis Siebenjährige kann nicht gekauft werden, sondern wird Kindergarteneinrichtungen von Microsoft gestiftet. Spangenberger erzählt, dass seiner Erfahrung nach häufig Eltern im Nachhinein weitere Tablets dazustiften - weil die Erfahrungen mit dem Lernprogramm so gut seien. Der promovierte Wirtschaftsethiker stellte den Kontakt mit der stellvertretenden Parteivorsitzenden in Brüssel her. Seine Überlegungen gehen weiter. "Jetzt könnte man darüber nachdenken, inwiefern Lernprogramme wie die Schlaumäuse auch für Flüchtlingskinder interessant werden", sagt er.

Derzeit besuchen noch keine Kinder Geflüchteter das Alfred-Hermann-Haus, "aber in wirklichen Notfällen tun wir natürlich, was wir können - solange der Betreuungsschlüssel eingehalten wird", erzählt Prokop. Aber schon jetzt besuchen Kinder aus einer Vielzahl von Ländern die Einrichtung, "von Kindern aus den Niederlanden bis zu US-Amerikanern ist hier alles vertreten", fügt Prokop hinzu.

Was das Erlenen von Sprache angeht, "muss man sich nichts vormachen", sagt auch Microsoft-Vertreter Dirk Bornemann, der die "Schlaumäuse" betreut. "Das hat mit Integration nicht zwangsläufig etwas zu tun, sondern häufig auch damit, ob im Elternhaus vorgelesen und der Spracherwerb bewusst gefördert wird", sagt er und betont den großen Lernvorteil, den Kinder mit ausgeprägtem Sprachvermögen bereits in der Grundschule haben.

Mit dem Lernprogramm haben die Kinder eine Möglichkeit, sich spielerisch mit der deutschen Sprache auseinanderzusetzen, sagt Europaparlamentsabgeordnete Niebler. Und tatsächlich: Die Kinder sitzend kichernd vor dem Tablet, wischen, als hätten sie nie etwas anderes getan, und durchforsten mit den Schlaumäusen "das Land der Sprache", wie es im Lernprogramm heißt.

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