Vaterstetten:Melodischer Reichtum

Lesezeit: 1 min

Cellist Maximilian Hornung und Pianist Benjamin Moser haben dem jubelnden Publikum in Vaterstetten einen hinreißenden russischen Abend beschert. (Foto: Christian Endt)

Russischer Abend mit Maximilian Hornung und Benjamin Moser

Von Claus Regnault, Vaterstetten

Hätte Vladimir Putin nur ein wenig von der russischen Seele, die sich zärtlich in den Melodien ihrer großen Komponisten ergießt, die Welt könnte ruhiger schlafen. Es war ein russischer Abend, den der Cellist Maximilian Hornung und Pianist Benjamin Moser beim jüngsten Rathauskonzert Vaterstetten im Seniorenwohnpark darboten. Beide noch junge, aber schon vielfach preisgekrönte Solisten ihrer Instrumente, verwöhnten das Publikum mit diesem Reichtum russischer Musik, wie er sich vor allem in drei eher zugabenhaften Stücken des Abends melodisch bezwingend dokumentierte: eingangs das Adagio op. 97 aus "Cinderella" von Sergej Prokofieff, zu Beginn des zweiten Teils im Nocturne op. 19 Nr. 6 von Peter Tschaikowsky und als Zugabe noch ein ähnlich zärtliches Stück von Alexandr Skrjabin. Das Publikum durfte endlich wieder einmal in schwelgerischen Tönen baden!

Natürlich ist vor allem das Violoncello ein Instrument, das seinen Charme besonders in der seelenvollen Kantilene offenbart. Andererseits zeigt es aber auch, etwa in der Sonate C-Dur für Violoncello und Klavier op. 119 von Prokofieff, seine dramatische, kantige Seite. Diese Sonate ist typisch für Prokofieffs Spätstil, in welchem die diesem Komponisten eigene sarkastische Sprache melodisch gemildert, Sarkasmus in bezaubernde Ironie verwandelt ist; und dies insbesondere im Mittelsatz mit der Bezeichnung Moderato - Andante dolce - Moderato primo, in welchem die Musik wie auf Spitze einhertänzelt. Maximilian Hornung zeigte in diesem anspruchsvollen Werk seine enorme technische Präsenz, jedoch in einer tonlich eher harschen Spielweise, die ein wenig der üblichen Tonrundung seines Instruments entbehrte.

Nach der Pause aber brachte er diese Qualität in der besagten Nocturne von Tschaikowsky voll sich aussingend zur Geltung, was er auch in der anschließenden Rachmaninow-Sonate beibehielt. Diese Sonate in g-Moll für Violoncello und Klavier, op. 19, ist ein typischer Rachmaninow, spätromantisch beredt im Wechsel zwischen Allegro-Eloquenz und eleganter Kantilene. Aber im Grunde ist dieses Werk ein Klavierkonzert des Pianisten Rachmaninow und damit für den subtil-virtuosen "Begleiter" Moser eine Demonstration nicht nur seiner makellosen technischen Geläufigkeit, sondern auch seiner Fähigkeit zu eminent emotionaler Phrasierung. Hornung durfte hierzu, besonders in der schönen Kantilene gegen Ende des Werks, seine gesangliche Kraft beisteuern, hatte er doch in dem zugegebenen Skrjabin noch Gelegenheit, die melodische Kompetenz seines Instruments zu beweisen.

Es war ohne Zweifel ein begeisternder Abend mit zwei enorm begabten Solisten. Der Jubel des Publikums war entsprechend.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: