Vaterstetten:Lasst sie kriechen

Der Vaterstettener Wolfram Franke erklärt in seinem aktuellen Buch, wie man mit Schnecken umgehen sollte. Gartenschere und Gift kommen für ihn nicht in Frage, auch weil umweltfreundliche Methoden effektiver sind.

Von Max Nahrhaft, Vaterstetten

Schon nach den ersten Schritten im Kreativgarten fühlt man sich aufgenommen von dem grünen Idyll, das sich Wolfram Franke dort geschaffen hat. Sträucher, Gräser und Blumen streifen bei jeder Bewegung zwischen den Beeten an den Beinen. Die Pflanzen wachsen auf den ersten Blick wild und ungebremst, beim zweiten Mal Hinschauen erkennt man jedoch eine gewisse Ordnung in den verschiedenen Beeten. Der Garten ist kein Durcheinander, sondern Natur. Über den Köpfen summen die Bienen, von denen zwei Stämme auf dem Areal leben. Aus den Bäumen zwitschern die Vögel, die sich in dem menschgeschaffenen Biotop wohlfühlen.

Wolfram Franke selbst ist gelernter Gärtner und Gartenjournalist. Er pflegt nicht nur seinen Kreativgarten, sondern hat nun auch ein Buch darüber geschrieben, wie man mit den natürlichen Feinden des perfekt gehegten Gartens verfahren sollte: mit den Schnecken.

Obwohl Franke so viel über Gärten weiß wie nur wenig andere, hat er sich von den Schnecken bis heute nicht befreit. Auch bei ihm sieht man auf dem Boden Nacktschnecken und deren schleimige Spuren. "Einen schneckenfreien Garten gibt es nicht, man kann ihn nur schneckenfest machen", sagt Franke. Soll heißen, einerseits die kleinen Tiere vom Garten fernhalten und andererseits möglichst resistente Pflanzen anbauen.

Losgeworden ist Franke die schleimigen Kriecher nicht, aber er hat Lösungen

Seit 1994 betreibt er nun den selbsternannten Kreativgarten auf dem Reitsbergerhof in Vaterstetten. "Da ich in Vaterstetten nur in einem Reihenhaus mit kleinem Garten wohne, habe ich einen Ort gesucht, wo ich experimentieren kann", sagt der 67-Jährige. Auf den 800 Quadratmetern einstiger Mondlandschaft hat er vieles verwirklicht, was das Gärtnerherz höher springen lässt: neben Nutzpflanzen und Zierblumen, eine begehbare Kräuterspirale, Hochbeete, einen Brunnen, einen begrünten Erdwall, ja sogar einen kleinen Teich für ein sommerliche Abkühlung hat er sich angelegt. Mittendrin: die Schnecken.

Losgeworden ist Franke die schleimigen Kriecher nicht, doch er hat einen Weg gefunden, mit ihnen umzugehen. Das Zerschneiden, Zertreten, Aufspießen oder Vergiften von Schnecken steigere nur Aggressionen und löse nicht das Problem, meint Franke. Da sich die Weichtiere nicht nur von den Blättern und Stängeln der Pflanzen, sondern auch von ihren toten Artgenossen ernähren, lockt ein Schneckenkadaver nur noch weitere an.

Der Tigerschnegel, der ähnlich einem Tiger oder Leoparden gemustert ist, ernährt sich als Kannibale sogar fast ausschließlich von seinen Artgenossen und schont das Grün. "Viel effizienter ist es, die Schnecken abends einzusammeln und schlichtweg fortzutragen", sagt Franke. Dafür legt er in seinem Garten Holzbretter aus, unter denen sich die Tiere sammeln. Er könne sie dann abgreifen und in 20 Metern Entfernung absetzen, die Schnecken würden nicht wieder zurückkehren, so Franke.

Schnecken können senkrecht kriechen - aber nicht klettern

Damit die Schnecken die Gemüsebeete gar nicht erst erreichen, könne man vorbeugen. Ein Geheimtipp sind die sogenannten Schneckenzäune. Diese kann sich jeder selbst aus Gazedraht, Kupfer oder Blech zurecht biegen, sodass sie für Schnecken ein unüberwindbares Hindernis werden. Da Schnecken zwar senkrecht nach oben kriechen, nicht aber kopfüber klettern können, sollte man die Zäune dementsprechend abknicken. "Bei diesen Methoden kann man auf chemische Pestizide völlig verzichten und geht zudem viel humaner mit den Schnecken um", sagt Franke.

Ein abwechslungsreicher und naturbelassener Garten schützt ebenfalls auf natürliche Weise vor dem übermäßigem Befall von Nacktschnecken. "Man muss nicht mehr selbst auf Schneckenjagd gehen, sondern überlässt das den anderen Tieren", sagt Franke. Schnecken fallen ins natürliche Beuteschema von Kröten, Igeln, Amseln und anderen Vögeln. Wenn diese im heimischen Garten willkommen sind, reduziert das die Zahl der Nacktschnecken.

Franke meint bei vielen Hobby- und Profigärtnern die falsche Herangehensweise zu erkennen: "Die Fragestellung zielt immer nur darauf ab, was man gegen die Schnecken tun kann. Vielmehr sollten wir beachten, was wir für die Pflanzen machen können." Die verschiedenen Pflanzensorten sind unterschiedlich attraktiv für die kleinen Ungeziefer. Zum Beispiel Fenchel, Grünkohl, Karotten, Zucchini werden kaum von Schnecken angebissen.

Franke will seine Feststellungen allerdings nicht für alle Gärten pauschalisieren. "Mein Buch gibt nur einen Anhaltspunkt", sagt er. "Was im Einzelfall besser wirkt, muss man herausfinden." Die Natur sei eben nicht hundertprozentig absolut. Das sei aber das spannende: Basierend auf Anregungen und Inspirationen, darf jeder selbst kreativ werden und sich austoben.

Das Buch Der Schneckenfeste Garten von Wolfram Franke ist im BLV-Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich. Länge: 95 Seiten, Preis: 12,99€.

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