Vaterstetten:Lass die Sonne rein

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Die neue Grundschule in Vaterstetten soll eine Photovoltaik-Anlage bekommen. Außerdem will man die Möglichkeit schaffen, das Gebäude später vielleicht mit Sonnenenergie zu heizen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In der Schule steht man gelegentlich ziemlich unter Strom - in Vaterstetten tut dies bald sogar die Schule selbst. Der Gemeinderat hat nun beschlossen, die geplante Grund- und Mittelschule mit einer Photovoltaik-Anlage auszurüsten. Damit, so der Plan, soll das voraussichtlich im Herbst 2019 fertiggestellte Gebäude bis zu drei Viertel seines Strombedarfs selbst gewinnen können. Die nötigen Investitionen dafür belaufen sich auf knapp eine halbe Million Euro - ein Großteil davon soll aber über niedrigere Stromkosten wieder kompensiert werden.

Die Grundsatzentscheidung für Sonne auf dem Schuldach fällte das Gremium bereits im Mai, nun legten die Planer konkrete Varianten dazu vor. Untersucht wurden die Möglichkeiten der Strom- und der Wärmeerzeugung durch Solarenergie. Platz für entsprechende Anlagen wird es reichlich geben: So stehen auf dem Schuldach selbst 2310 Quadratmeter, auf jenem der Turnhalle 1440 Quadratmeter und weitere 560 Quadratmeter auf dem Dach der Umkleiden zur Verfügung. Das Turnhallendach müsste allerdings verstärkt werden, um das Gewicht einer wie auch immer gearteten Anlage zu tragen. Die zusätzlichen Kosten dafür betragen laut Projektsteuerer Robert Langmaier etwa 90 000 Euro. Keine Probleme mit der Statik gibt es bei den anderen Dächern.

Ebenfalls unproblematisch sehen die Planer die Wirtschaftlichkeit - zumindest der Photovoltaik-Anlage. Sinnvoll sei, diese mit einem Stromspeicher zu versehen. Damit lasse sich der Eigenverbrauch erhöhen ohne die Grenze zu überschreiten, die das Erneuerbare Energien Gesetz solchen Anlagen setzt. Denn bei einer Leistung von mehr als 100 Kilowatt gibt es eine gesetzliche Grenze für Eigenverbrauchsanlagen, ab da gelten sie gewissermaßen als Gewerbebetrieb. Aufgrund dieser Grenze sei eine Anlage auf dem Schuldach sinnvoll, diese würde insgesamt 355 000 Euro kosten und sich nach Meinung der Planer binnen 14 Jahren amortisieren.

Wesentlich länger - wenn überhaupt - wäre das jedoch bei einer Solarthermie-Anlage der Fall. Von deren Einbau raten die Planer zum aktuellen Zeitpunkt ab, die Energiepreise seien dafür einfach zu niedrig. Deutlich billiger sei es stattdessen, würde die Schule vom Wärmenetz beheizt, welches das Kommunalunternehmen derzeit in der Gegend um den geplanten neuen Schulstandort aufbaut. Zudem sei das zugehörige Heizkraftwerk ausdrücklich so dimensioniert, dass es Schule, Turnhalle und Schwimmbad versorgen könne, sagte Vaterstettens Wirtschaftsförderer Georg Kast.

Die Planer regten aber auch an, die Voraussetzungen zu schaffen, in späteren Jahren einmal eine Solarthermieanlage ein- und die Photovoltaik ausbauen zu können. Dazu sollte man auf jeden Fall die Turnhalle mit einem stabileren Dach als bislang geplant bauen. Auch sinnvoll sei, am Umkleidendach entsprechende Versorgungsschächte, Kabel und Leitungen bereits jetzt einzubauen, für den Fall, dass dort einmal eine Sonnenheizung oder Solarzellen aufgestellt würden. Zudem solle man die einem früheren Sparprogramm zum Opfer gefallene Fußbodenheizung wieder in die Pläne aufnehmen. Zwar erhöhe dies die auf 39,2 Millionen Euro geschätzten Baukosten um 55 000 Euro, biete aber zahlreiche Vorteile. So muss das Wasser für die Fußbodenheizung weniger heiß sein, was für eine Solarthermieanlage günstig ist. Außerdem sehen die Planer dadurch eine "wesentliche Verbesserung des Komforts im Schulbereich" und nicht zuletzt sei die Reinigung der Räume ohne Heizkörper einfacher.

Ohne Gegenstimmen und ohne große Diskussion wurde sowohl der Einbau der Photovoltaik-Anlage und der Fußbodenheizung, wie auch die Aufrüstung des Daches beschlossen. Dies werde der Gemeinde in Zukunft eine Menge Kosten ersparen, wagte SPD-Fraktionschef Sepp Mittermeier eine Prognose. Denn eine spätere Nachrüstung des Daches, wenn die Schule schon gebaut ist, werde "wesentlich aufwendiger" und teurer werden.

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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