Vaterstetten:Kunterbunt im Schlund

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Das dramatische Schicksal des "Jonas im Walfischbauch" hat Kirchenmusikerin Beatrice Menz-Hermann zu einem Musical inspiriert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Kindermusical "Jonas im Walfischbauch" ist in der Pfarrkirche zu sehen

Von Franca Wittenbrink, Vaterstetten

Eine kleine Königin mit Blumenstrauß, roten Samthandschuhen und Glitzerjacke schwirrt zwischen schillernden Fischchen, einem Kapitän und zahlreichen Matrosen umher. Wo eben noch ein Gottesdienst stattfand, in der Vaterstettener Pfarrkirche "Zum kostbaren Blut Christi", wird jetzt geprobt: In wenigen Tagen soll hier das Kindermusical "Jonas im Walfischbauch" auf die Bühne gebracht werden. Nach dem Einsingen mit Leiterin Beatrice Menz-Hermann wird schon mal die Applausordnung geübt, im Anschluss machen sich die bunt kostümierten Jungschauspieler daran, nochmal an den einzelnen Szenen des Stücks zu arbeiten.

In der biblischen Geschichte, der Vorlage des Musicals, erhält Jonas von Jahwe den Auftrag, die Bürger Ninives zu Buße und Umkehr zu bewegen. Jonas jedoch widersetzt sich dem Befehl Gottes und flüchtet auf ein Schiff - bekanntermaßen vergeblich. Während eines Sturmes wird er über Board geworfen und landet im Schlund eines Walfischs, der ihn in Ninive wieder ausspuckt. Erst dann ergibt Jonas sich seinem Schicksal.

Gemeinsam mit ihrem Mann Alexander Hermann hat Kirchenmusikerin Beatrice Menz-Hermann die Musik zum Bühnenstück der schwedischen Kinderbuchautorin Christl Nyström komponiert, 2009 kam das Musical in Vaterstetten erstmals zur Aufführung. Nun wird "Jonas im Walfischbauch" in neuer Besetzung erneut in der katholischen Pfarrkirche zu sehen sein, Premiere ist am kommenden Donnerstag, 12. Oktober.

Mehr als 70 Kinder und Jugendliche sind an dem ambitionierten Projekt beteiligt - die Altersspanne reicht von Fünfjährigen bis zu einem Schüler der Oberstufe. Für Julian, der die zwölfte Klasse der Waldorfschule besucht und im Stück unter anderem den Walfisch spielt, hat Beatrice Menz-Hermann sogar ein eigenes Lied komponiert: "Der Wal hat seinen Text in der ursprünglichen Fassung nur gesprochen", erzählt die Musikerin, "aber dank Julians toller Stimme kann er jetzt auch singen." Bei der Probe gibt es schon mal einen kleinen Vorgeschmack: "Ich werde walsinnig", tönt der von Magenschmerzen geplagte Walfisch in tiefem, kräftigen Bass, bevor er den um Gnade bettelnden Jonas wieder ausspuckt.

Mit vielen der Kinder und Jugendlichen arbeitet Menz-Hermann schon seit längerer Zeit zusammen, einige der diesjährigen Hauptdarsteller waren bereits 2009 in kleineren Rollen an der damaligen Produktion beteiligt. Gerade heutzutage sei das keine Selbstverständlichkeit mehr: "Mal ohne ständige Ablenkung an einer Sache dranzubleiben - das wird für Kinder immer schwieriger", stellt Menz-Hermann, selbst zweifache Mutter, fest. Mit dem Projekt verbindet sie daher auch einen pädagogischen Auftrag: "Etwas mal wirklich durchzuziehen und dann zu sehen, was sich daraus alles entwickeln kann - für die Kinder ist das eine ganz wichtige Erfahrung. Das zeigt ihnen: Es lohnt sich."

Für Menz-Hermann indes bedeutet die Aufführung neben viel Freude auch eine ganze Menge Arbeit. Bereits im vergangenen Jahr begann sie mit der Planung, seit Januar laufen die Proben. Dabei kümmert sich Menz-Hermann nicht nur darum, dass Text, Gesang und Szenenfolge sitzen - für die Begleitung des Chors sitzt sie auch am Klavier. Doch dank "gut organisierter Helferkreise" verlaufe das Ganze im Vergleich zu den vergangenen Jahren diesmal sehr unkompliziert, erzählt sie. Etwa 30 Personen seien im Hintergrund daran beteiligt, das Musical auf die Bühne zu bringen. In mehreren Teams kümmern sich hilfsbereite Eltern um das Schminken der Kinder, die Kostüme und den Aufbau. Für das Bühnenbild etwa hat eine Mutter mehrere Kisten bemalt, die in unterschiedlichen Formationen zu verschiedenen Bildern zusammengestellt werden können. "Das ist ganz toll geworden", findet Menz-Hermann. Licht und Technik übernimmt die Vaterstettener Jugend, für die Tanzchoreografien ist Bettina Hermann verantwortlich.

Über die musikalische Begleitung aus Klavier, Saxofon, Didgeridoo, Flöten, Klarinette, Schlagzeug und Kontrabass freut sich Menz-Hermann ganz besonders: "Die Band zieht die Kinder total mit." Nicht zuletzt auch aus diesem Grund ist sie überzeugt: "Da entsteht ein tolles Gesamtwerk."

Das Kindermusical "Jonas im Walfischbauch" wird am Donnerstag, 12., Freitag, 13., und Samstag, 14. Oktober, jeweils um 18 Uhr in der Pfarrkirche "Zum Kostbaren Blut Christi" in Vaterstetten aufgeführt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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