Vaterstetten:Ein Preis für den Mottenmann

Der Vaterstettener Schüler Rafael Peiß, 16, mit seinem Multimedia-Filmpreis des Bayersichen Kulturministeriums 2016

Der Mottenmann hat Rafael Peiß Glück gebracht: Für seinen Kurzfilm in 3-D-Technik beim Multimediawettbewerb "crossmedia" hat er den 1. Preis gewonnen.

(Foto: Demet Karatas/oh)

In seinem Film "Mothman" kombiniert der 16-jährige Rafael Peiß Aktionen zwischen realen Schauspielern und digital erzeugten Ungeheuern. Für seine reife Leistung hat der Vaterstettener eine Medienauszeichnung erhalten.

Von Rita Baedeker, Vaterstetten

Ein Jugendlicher kommt nach Hause. Müde, hungrig. Auf dem Küchentisch liegt eine Nachricht: "Sind im Theater, nimm Dir was zu essen." Nicht gerade spektakulär, diese erste Szene des Kurzfilms "Mothman", für den der 16-jährige Vaterstettener Gymnasiast Rafael Peiß vergangene Woche den 1. Preis beim vom Bayerischen Rundfunk begleiteten Multimediawettbewerb des Bayerischen Kulturministeriums "crossmedia" in der Sparte "3 D" errungen hat. Doch da ist als Irritation dieser Nachtfalter, der wie nebenbei ins Haus flattert, als der Junge - es ist Rafael - die Tür öffnet. Auch die ersten Bilder, ein nächtlicher Wald, durch den Nebel wabert, und die Musik erzeugen Gänsehaut.

"Mothman" ist ein Fabelwesen, dessen Erscheinen der Legende nach Unglück ankündigt. Die Gestalt, die in den Sechzigerjahren Bewohner einer US-amerikanischen Kleinstadt mit eigenen Augen gesehen haben wollen, gleicht einem schwarzen Engel mit Flügeln und rot glühenden Augen. Die immer wieder auflebende Legende gipfelte in dem 1975 erschienenen Buch des Ufologen John A. Keel: "The Mothman Prophecies", Vorlage für den gleichnamigen Hollywood-Film mit Richard Gere.

Rafael Peiß ist im Internet auf das unheimliche Wesen gestoßen und hat es in 3 D-Technik nachgebaut. "Ich wollte aus der Figur einen Film machen", sagt Rafael, auch das Drehbuch hat er verfasst. Nun sind Jugendliche mit modernen Medien und Computertechnologie einigermaßen vertraut. Was aber Rafael Peiß da geschaffen hat, geht weit über ein umfassendes filmtechnisches Allgemeinwissen hinaus.

Der Jugendliche kombinierte in dem zehnminütigen Film reale Szenen und echte Schauspieler mit dem animierten Ungeheuer einschließlich eines ganzen Mottenschwarms. Und nicht nur das: Er schuf Momente direkter Interaktion zwischen beiden Welten. So reißt das digitale Monster den Jungen aus Fleisch und Blut mit seinen Klauen in die Höhe, am Ende wird es mit einem realen Ast erschlagen, nachdem es seine virtuelle Pranke in die echte Kehle geschlagen hat.

Atemlos durch die Nacht

Um in 3-D-Technik zu filmen und nahtlose Übergänge zwischen real und digital zu schaffen, bediente Rafael sich einer Software, mit deren Hilfe auch echte Spielfilme produziert werden, wie er berichtet. Die Software allein macht aber noch nicht den Meister. Rafael, so formulierte es die Jury, "zeigt in den fotorealistischen visuellen Effekten seines Films und in der Interaktion von realen und digitalen Schauspielern sein fortgeschrittenes Können und seine Kreativität bei der Auswahl von interessanten Kamerawinkeln und -fahrten, beim Filmschnitt sowie beim Modellieren organischer Modelle. . . " Vor allem die Beherrschung der Kamerabewegung, bei der zwei Elemente übereinander gelegt würden, sei bei den interaktiven Szenen wichtig, erklärt Rafael, lässt es aber dabei bewenden. "Wenn ich das jetzt genau erkläre, wird es sehr kompliziert", sagt er und lacht.

Interessanter für die meisten Zuschauer ist allemal die in dem Film erzählte Geschichte. Ganz allmählich schleicht sich der Horror ein in die häusliche Szene. Der junge Mann klettert auf den Speicher, findet dort ein altes Buch über "Mothman" mit tödlichen Verheißungen und beginnt zu lesen. Als die Leselampe zu flackern beginnt, begibt er sich zum Sicherungskasten in den Keller, ein Kurzschluss taucht die Welt ins Dunkel. Im verlöschenden Licht nimmt er eine Bewegung wahr, man ahnt mehr die Flügel mehr als dass man sie sieht. Etwas Großes, Böses ist im Raum.

Der Junge flieht in die Nacht.

. . Rafael, der am Humboldt-Gymnasium das P-Seminar Drehbuch besucht hat, nahm für seinen Film das Motiv der Heldenreise zum Vorbild, wie er sagt, ein typisches Motiv in Romanen und Mythen, etwa in Star Wars. "Dem Helden der Geschichte geht es schlecht, er wird verfolgt, bedroht, doch am Ende kann er sich beweisen", sagt Rafael. Sein innerer Wandel vollziehe sich am äußeren Konflikt.

Filmen ist für Rafael Leidenschaft. Vor allem die Regiearbeit findet er spannend. "Mothman" ist nicht seine erste Arbeit, zuvor hat er mit dem BR einen Film zum Thema Toleranz gedreht. Meist filmt er in den Ferien. Jetzt aber, so erklärt er, sei die Schule dran. Nicht virtuell, sondern ganz real.

Auf Youtube ist der Film unter folgendem Link zu finden: youtu.be/PlHLDvkQAhU

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