Vaterstetten:Grün ist die Hoffnung

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Nach Kritik an der zu kommerziellen Ausrichtung bekommt das Straßenfest Vaterstetten ein neues Konzept - und einen interessanten Arbeitstitel

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Alle sollen mitmachen, das ist, kurz zusammengefasst, das neue Konzept für das Vaterstettener Straßenfest. Die Traditionsveranstaltung, die immer im Frühsommer entlang der Wendelsteinstraße stattfindet, war zuletzt etwas in die Kritik geraten. Bemängelt wurde, dass sich das 2005 zum ersten Mal abgehaltene Fest von einer Feier der Vereine und Bürger immer mehr zu einer kommerziellen Verkaufsveranstaltung entwickelt habe.

Auf den ersten Blick war das Straßenfest im vergangenen Jahr eine gelungene Veranstaltung. Nicht nur, weil diese mit einem kleinen Plus - immerhin 1800 Euro - für die Gemeindekasse abgeschlossen hatte, auch das Publikum schien angetan. Zahlreiche Besucher tummelten sich bei schönstem Sommerwetter bis spätabends auf der Wendelsteinstraße. Doch das Donnerwetter kam dann einige Wochen später im Finanzausschuss. Eine reine Gewerbeschau sei das Fest geworden. Fraktionsübergreifend wurde beklagt, dass immer weniger Vereine auf dem Fest präsent seien, stattdessen aber Verkäufer, die oftmals nicht einmal aus der Gemeinde seien. Diese Kritik hatte die Fraktion der Grünen in einen Antrag gegossen. Darin wird von der Verwaltung gefordert, dem Ausschuss ein neues Konzept "für eine Umorientierung und einen Neuanfang" des Festes zu präsentieren.

Ein solches legte dem Ausschuss nun Kay Rainer, der neue Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, vor. Die Intention der Antragsteller teilt auch Rainer: "Wir wollen einen Neuanfang." Dies beziehe sich sowohl auf die Ausrichtung des Festes, wie auf seine Organisation. Letztere werde von der Gemeinde geleistet, dabei wolle man den Vereinen und Ausstellern so weit wie möglich entgegenkommen. In den vergangenen Jahren gab es nämlich auch Ärger um die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Verein. Die ersten neun Jahre hatte eine Gruppe Ehrenamtlicher vom Verein "Team Straßenfest" die Veranstaltung organisiert, 2014 diese Aufgabe aber niedergelegt. Als Grund wurden Probleme mit der Abstimmung genannt, es fehle ein zentraler Ansprechpartner für alle Belange, so die Vereinsmitglieder damals. Ein solcher Ansprechpartner will Rainer künftig sein, er kündigte schon an, er werde "Tag und Nacht erreichbar sein", zumindest in der heißen Phase vor dem Fest.

Die Reise mit der Bockerlbahn ist ein großer Spaß für die kleinsten Besucher auf dem Vaterstettener Straßenfest. Nun nimmt das Fest selbst Fahrt auf - von diesem Sommer an soll es noch besser werden. (Foto: Christian Endt)

Dieses selbst soll sich ebenfalls ändern. Rainer präsentierte seine Vorstellungen unter dem Titel "Vaterstetten Greenery Festival". Der Name sei nicht gewählt worden, um dem Antragsteller entgegenzukommen, sondern weil ein Farbton namens Greenery - was sowohl Grünzeug wie auch ein Beet mit Grünpflanzen meinen kann - kürzlich zur Trendfarbe des Jahres gewählt wurde. Und um einen neuen Trend soll es auch beim Straßenfest gehen - wobei es genaugenommen ein alter Trend ist. "Wir wollen zurück zu den Ursprüngen", sagte Rainer, dementsprechend ähnelt der Plan für 2017 auch sehr demjenigen aus dem Jahr 2005.

Dies beginnt schon bei der Größe: Statt wie in den vergangenen Jahren die gesamte Wendelsteinstraße zur Festmeile zu machen und dafür komplett zu sperren, wird sich die Feier künftig ausschließlich um Rathaus, Schule und Kirche konzentrieren. Dort soll dann aber mehr Vielfalt herrschen. "Die Vereine stellen sich vor und feiern mit den Bürgern", so Rainer. Wie in den Anfangsjahren und dann wieder im vergangenen Jahr auf Anregung von Hauptamtsleiterin Linda Wagner, soll es außerdem einen Künstlermarkt geben, am besten direkt am Rathaus. Daneben sollen sich die Bürger selbst als Händler betätigen können, in Form eines kleinen Flohmarktes. Das Rathaus selbst soll - soweit das mit dem Brandschutz vereinbar ist - ebenfalls bespielt werden. Falls möglich könnte man im frisch umgebauten Lichthof ein Café oder eine Lounge mit Musik einrichten. Auch andere Formen des Mitmachens seien denkbar, etwa ein Motto-Contest, wo das originellste grüne Outfit gekürt wird.

Die gewerblichen Stände werde es weiterhin geben, allerdings sollten dabei in erster Linie in der Gemeinde ansässige Geschäfte zum Zuge kommen. Weitere Anregungen seien natürlich jederzeit willkommen, so Rainer an die Gemeinderäte, mit den Vereinen werde er sich in den kommenden Wochen nach und nach treffen. Genau wie mit dem Gewerbeverband, wie es Michelino Capezzuto-Zehetmeier (CSU) angeregt hatte.

Auf jeden Fall solle es auch Angebote für Familien mit Kindern weiterhin geben, schlug Axel Weingärtner (Grüne) vor, der ansonsten mit dem neuen Konzept sehr zufrieden war. Dies sei geplant, sagte Rainer, so könne man etwa auf dem Platz vor der Kirche entsprechende Attraktionen wie Karussells und ähnliches für die kleinsten Festbesucher aufstellen.

Die starke Zunahme von gewerblichen Ständen in den vergangenen Jahren gefällt nicht allen. (Foto: Christian Endt)

Josef Schmid (CSU) fand besonders wichtig, "dass man eine Person hat, die es koordiniert". Wobei man es mit der Koordination auch nicht übertreiben dürfe, gab Sepp Mittermeier (SPD) zu bedenken, schließlich sei die Festorganisation "nicht wirklich eine Aufgabe der Rathausverwaltung". Daher solle man versuchen, die Organisation nach und nach wieder an Ehrenamtliche abzugeben - wie es etwa in Poing beim dortigen Straßenfest seit Jahren gut funktioniere. Unterstützung kam von Renate Will (FDP), "was die Gemeinde macht, sollte langfristig nur eine Hilfestellung" sein, letztlich könnten Bürger und Vereine einen Großteil der Aufgaben erledigen. Dies kann sich auch Rainer für die Zukunft gut vorstellen, aber zuerst gelte es, ein Team zu bilden. Wenn dieses gut eingespielt sei, könne sich die Gemeinde auch wieder etwas zurückziehen.

Lob für das neue Konzept kam auch vom Bürgermeister. Er habe sich in dessen Erarbeitung nicht eingemischt, sondern sich überraschen lassen - sehr positiv, wie er anmerkte: "Ich finde, es ist eine ganz nette Sache geworden."

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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