Vaterstetten:Gegen das Hendl-to-go

Vaterstettens Senioren im Visier des Gemeinderats: Brotzeitgutscheine sollen die älteren Bürger künftig vor Ort auf dem Volksfest verzehren müssen - es droht eine Flügelpauschale.

Wieland Bögel

Eine Einladung zum Essen folgt gewissen gesellschaftlichen Regeln. So wird von den Geladenen erwartet, das Mahl zusammen mit dem Gastgeber zu genießen. Reaktionen des Befremdens wären jenem Gast sicher, der seine Portion mit nach Hause nähme und zuvor vielleicht gar die Getränke in mitgebrachte Flaschen abfüllen würde.

Oktoberfest 2008

Vaterstettens Senioren nehmen zwar Bier- und Hendlgutscheine zu Volksfestzeiten gerne an, verzehren aber die Brotzeit anschließend "regelwidrig" zu Hause. Dagegen will der Gemeinderat nun vorgehen.

(Foto: ag.ddp)

Doch genau dieses Verhalten beobachtet FBU-Gemeinderat Manfred Schmidt seit Jahren bei den von der Gemeinde Vaterstetten zum Volksfest eingeladenen Senioren. Diese lösten ihre Bier- und Hendlgutscheine zwar im Zelt ein, aber nur um die so erhaltene Verköstigung anschließend "regelwidrig" nach Hause zu transportieren und dort oft sogar an Familienangehörige weiterzureichen.

Damit untergraben die älteren Gemeindebürger laut Schmidt den Sinn der Einladung, die da sei: "Diese Veranstaltung soll der Kommunikation im Festzelt dienen", wie Schmidt in der jüngsten Gemeinderatssitzung ausführte.

Deshalb stellte er den Antrag, dass die Senioren die von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Schmankerl künftig vor Ort zu verzehren hätten. Gleichzeitig forderte der FBU-Gemeinderat, die Altersgrenze für kostenfreien Volksfestbesuch auf 75 Jahre anzuheben. Auch die Einführung eines Bedienungsgeldes, welches die Senioren selbst zu tragen hätten, beantragte Schmidt. Damit würden die Geladenen ihren Beitrag zur Linderung der "gemeindlichen Finanznot" leisten.

Bei seinen Kollegen im Gemeinderat löste Schmidts Vorstoß überwiegend Verwunderung oder gar Erheiterung aus. Vize-Bürgermeister Martin Wagner (CSU) nahm die älteren Mitbürger gegen Vorwürfe der Brotzeitveruntreuung in Schutz. Außerdem dürfe man "diese Geste an die Senioren nicht aufgeben". Jo Neunert (SPD) sprach sich zwar ebenfalls gegen Schmidts Vorschläge aus, diese seien zu kompliziert und eine Verzehrkontrolle im Zelt "ärgert die Leute nur". Einen kleinen Unkostenbeitrag könnten die Senioren allerdings trotzdem beisteuern, so Neunert. Er schlug deshalb vor, dass sich jeder Eingeladene mit zwei Euro an der Bewirtung beteiligen solle.

Nach Ablehnung der Kopfpauschale komme in Vaterstetten jetzt "die Flügelpauschale" kommentierte Wolfgang Will (FDP) Neunerts Idee. Diese fand im Gemeinderat ebenso wenig eine Mehrheit wie der Antrag der FBU und auch der Vorschlag des zweiten Bürgermeisters, eine Sammelbüchse im Bierzelt aufzustellen.

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