Vaterstetten:Energiewende in kleinen Schritten

Lesezeit: 2 min

Die Verlegung von Fernwärmerohren wird nicht ohne Lärm abgehen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Vaterstetten hat nicht viele Möglichkeiten zum Klimaschutz, daher setzt die Gemeinde auf kleine Projekte wie etwa lokale Nahwärmenetze. Ein erstes könnte an der Millöckerstraße entstehen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Nicht nur bei der Einwohnerzahl ist die Großgemeinde Spitzenreiter im Landkreis, auch beim Verbrauch von Strom und Wärme. Laut dem aktuellen Energienutzungsplan benötigt Vaterstetten jährlich etwa 280 000 Megawattstunden Energie. Unterdurchschnittlich ist dagegen die Nutzung von Strom und Wärme aus regenerativen Quellen, und auch das Einsparpotenzial hält sich eher in Grenzen. Trotzdem will man auch in Vaterstetten etwas für die Energiewende tun, etwa durch die Einrichtung lokaler Nahwärmenetze.

Ein solches könnte etwa im Bereich Millöcker- und Richard-Wagner-Straße entstehen, erklärt der neue Klimaschutzmanager der Gemeinde, Tobias Aschwer. Versorgt werden soll das Netz von dem bereits vorhandenen Hackschnitzel-Heizkraftwerk östlich der Carl-Orff-Straße. Energetisch und wirtschaftlich sinnvoll sei dieses "Leuchtturmprojekt" allerdings nur unter ganz bestimmten Umständen. So müssten entweder alle 114 Wohngebäude in der sogenannten Millöckersiedlung an das Nahwärmenetz angeschlossen werden oder man müsse die Gärtnerei an der Friedenstraße als Großkunde gewinnen. In diesem Fall reiche dann auch eine Anschlussquote von 50 Prozent. Trotzdem bleiben auch bei optimaler Auslastung des Netzes einige Probleme. Da im Sommer kaum Heizwärme benötigt wird, würde der Energiebedarf übers Jahr stark schwanken.

Dennoch geht man im Umweltamt davon aus, dass das Nahwärmenetz möglich ist. Dass es aber, wie eigentlich geplant, nur vom Hackschnitzelkraftwerk beheizt werden kann, ist unwahrscheinlich. Besser sei eine zusätzliche Versorgung mit alternativen Energien. Besonders wichtig sei, die Hausbesitzer so früh wie möglich einzubeziehen. Denn nur wenn sich genügend von ihnen für einen Anschluss an das Netz entscheiden, ist es rentabel, auch der Anschluss von Großkunden wie der Gärtnerei sei nötig. Außerdem solle man Möglichkeiten prüfen, ob und wie sich das Wärmenetz der Millöckersiedlung mit anderen Netzen in der Umgebung verbinden lasse. In Betracht käme hier etwa die Wärmeversorgung der an der Johann-Sebastian-Bach-Straße geplanten neuen Schule.

Das im neuen Baugebiet im Norden der Gemeinde geplanten Wärmenetz könnte nach Ansicht von Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) ein weiterer Baustein für ein gemeindeweites Netz sein. Dieses könnte eines Tages sogar besonders umweltfreundlich betrieben werden, "wenn vielleicht doch noch die Geothermie kommt". Dass dies bald geschieht, ist aber unwahrscheinlich, der bisher letzte Anlauf war im vergangenen Sommer gescheitert. Woran nach Meinung des SPD-Ortsvorsitzenden Sepp Mittermeier die Gemeinde nicht ganz unschuldig ist: "Wir haben gewisse Zeitfenster verpasst", außerdem hätte sich die Gemeinde selbst mehr einbringen müssen. "Es gibt immer Mittel und Möglichkeiten, da müssen wir besser werden."

Tatsächlich sind, zumindest laut Energienutzungsplan, die Mittel und Möglichkeiten in Vaterstetten überschaubar. Derzeit werden 16,5 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen gewonnen, der Landkreisschnitt liegt bei 21,6. Ähnlich sieht es bei der Wärme aus, die stammt in Vaterstetten nur zu 8,1 Prozent aus Erneuerbaren, im Landkreis zu 15 Prozent. Allerdings ließe sich bei Wärme noch am meisten sparen, bis zu 50 000 Megawattstunden pro Jahr halten die Experten für möglich, beim Strom sind es knapp 10 000 Megawattstunden. Derzeit stammt der Großteil der Wärme aus Erdgas mit 54,3 Prozent, Heizöl macht 34,8 Prozent aus. Dementsprechend sind diese beiden Energieträger auch für den größten Teil der CO₂-Emissionen bei der Wärmeerzeugung in Vaterstetten verantwortlich: 44 Prozent macht das Öl aus, 49,2 Prozent entfallen auf Gas. Insgesamt fallen in der Gemeinde pro Jahr 88 592 Tonnen CO₂ an, 42 303 aus Strom- und 46 289 Tonnen aus Wärmeerzeugung. Pro Kopf sind das rund vier Tonnen im Jahr und damit doppelt so viel wie der Zielwert, den sich Bayern für das Jahr 2050 gesetzt hat.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: