Vaterstetten:Eine Frage der Möhre

Vaterstetten: Karotten wie diese wachsen auf einem Feld bei Hergolding. Dass für die Rüben nun auch eine neue Lagerhalle gebaut werden soll, stößt auf Kritik.

Karotten wie diese wachsen auf einem Feld bei Hergolding. Dass für die Rüben nun auch eine neue Lagerhalle gebaut werden soll, stößt auf Kritik.

(Foto: Catherina Hess)

Ein Hergoldinger Landwirt will ein Lagerhaus für Karotten außerhalb der Ortschaft bauen. Das gefällt nicht allen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Karotte, wahlweise Möhre oder Gelbe Rübe, gilt als gesund und bekömmlich. Weshalb sie auch gerne für Babynahrung genutzt wird, wie etwa jene Exemplare, die ein Landwirt aus Hergolding auf seinen Feldern anbaut. Dass er dafür aber eine neue Halle errichten will, schlug nun einigen Mitgliedern des Bauausschusses ein wenig auf den Magen.

Der Landwirt plant eine 70 auf 22 Meter große Halle, die vor allem der Lagerung der Karotten und dem Unterstellen der Gerätschaften für deren Anbau und Ernte dienen soll. Grund für den Neubau ist, so der Antragsteller, dass sein Kunde, ein großer Hersteller von Babynahrung, von seinen Lieferanten fordert, dass diese ein Kühllager für die Feldfrüchte bereithalten. Die Halle soll neben einer bereits seit dem Jahr 1992 bestehenden und seitdem mehrmals erweiterten Kompostierungsanlage an der Kreisstraße EBE 4 ein Stück nordöstlich von Baldham Dorf entstehen.

Seitens der Verwaltung sehe man in dem Neubau kein Problem, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke, da es sich eindeutig um ein sogenanntes privilegiertes Vorhaben handle. Laut Baugesetzbuch sind Gebäude, die einem landwirtschaftlichen Betrieb dienen, außerhalb geschlossener Ortschaften zulässig. Auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten kommt in einer Stellungnahme zu dem Schluss, der Neubau sei "betriebsdienlich, zweckmäßig und angemessen dimensioniert". Bei der Unteren Naturschutzbehörde verweist man zwar darauf, dass das neue Gebäude einen "erheblichen Eingriff" in die Landschaft darstellt, und fordert entsprechende Ausgleichsmaßnahmen. Grundsätzlich könne der Halle aber zugestimmt werden, da es sich dabei um ein privilegiertes Vorhaben handle.

Allerdings eines, das vermeidbar wäre, wie Herbert Uhl (FW), befand. Schließlich gebe es innerhalb der Ortschaft Hergolding genügend Platz für die nun beantragten Nutzungen. Das Problem dabei sei nur, so Uhl weiter, dass die bestehenden Hallen dort größtenteils in Gewerbeimmobilien umgewidmet wurden - was, wie er zugeben musste, das Gremium per Bebauungsplan vor einigen Jahren genehmigt hatte. Dennoch sei das Vorgehen des Antragstellers, alte Hallen umzuwidmen und später neue zu beantragen, zu kritisieren, sagte Uhl, und nannte den Antrag einen "Missbrauch der Privilegierung". Unterstützung kam von Manfred Schmidt (FBU/AfD), er zweifelte die Privilegierung an, denn diese gelte nur, wenn keine "öffentlichen Belange" entgegenstünden - was die "Zersiedelung der Landschaft" aber durchaus sei.

"Ich finde die Diskussion interessant", entgegnete Stefan Huber (CSU), "aber auch völlig sinnlos." Schließlich sei die Gemeinde nicht Gesetzgeber und laut Baugesetzbuch müsse man die Halle eben genehmigen. Außerdem sei er "froh, dass die Landwirtschaft bei uns noch aktiv ist", dies solle man unterstützen. Ein Landwirt "macht das doch nicht aus Spaß", bewertete Albert Wirth (CSU) den Antrag. Die Halle sei eine Investition, die wohl erst der nächsten Generation zugute komme, "das ist die Grundlage für die Zukunft des Betriebes". Dies sah auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) so: "Das ist ein Betrieb, der hochwertige Produkte für Babynahrung liefert, da braucht es mehr als irgendeinen Schuppen." Zudem sei das gesamte Areal bereits vor Jahrzehnten im Flächennutzungsplan als landwirtschaftliche Fläche eingetragen, so Littke, eine Zersiedelung oder gar ein Missbrauch liege daher durch eine eindeutlig landwirtschaftliche Nutzung des Grundstückes nicht vor.

Nachdem Dritter Bürgermeister Günter Lenz (SPD) ein Ende der Debatte beantragt hatte, schloss sich die Mehrheit des Gremiums dem Verwaltungsvorschlag an. Gegen die Stimmen Schmidts und Uhls wurde die Halle genehmigt.

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