Vaterstetten:Die Melodie der Freundschaft

Vaterstetten: Gastspiel aus Trogir: Laura Lucin, Querflöte, und Lucija Ivković, Klavier, spielen Präludium und Tanz von Pascal Proust.

Gastspiel aus Trogir: Laura Lucin, Querflöte, und Lucija Ivković, Klavier, spielen Präludium und Tanz von Pascal Proust.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Musikschulen von Vaterstetten und dem kroatischen Trogir laden zu einem gemeinsamen Konzert ein. Ihre Botschaft: Musik baut Brücken

Von Rita Baedeker, Vaterstetten

Nur eine gemeinsame Probe hatten sie, die Kinder und Jugendlichen aus Trogir und Vaterstetten. Dennoch klappt die Verständigung zwischen den Zehn- bis 16-Jährigen wie geschmiert, schließlich hat die Klangsprache dem gesprochenen Wort etwas Wesentliches voraus. Vaterstettens Musikschulleiterin Petra Scheuring formuliert es so: "Man drücke Musikern ein Notenblatt in die Hand und sie spielen." So einfach ist das - und so international wie der Ansturm der Gefühle vor einem Konzert: Stolz und Fürsorge bei Eltern und Lehrern, Lampenfieber bei den Musikern, wobei die Buben stoischer wirken als die Mädchen in ihren bunten Sommerkleidern und den kunstvoll ins Haar geflochtenen Schleifen. Manch angehenden Solisten setzt die Aufregung vor so großem Publikum, wie es sich in Vaterstetten versammelt hat, mächtig zu, andere scheint es zu beflügeln.

"Musik baut Brücken" lautete das Motto des gemeinsamen Konzerts der beiden Musikschulen im Atrium des Humboldt-Gymnasiums. Hermann Voges, Lehrer für Querflöte und Gesang in Vaterstetten, hatte bei seinem Urlaub vergangenes Jahr in Trogir die Idee zu diesem "Monsterkonzert", wie er sagt, bei dem erstmals gemischte Ensembles gebildet wurden. Gemeinsam mit der kroatischen Kollegin Rašeljka Bonačić hat Voges ein Programm mit Stücken von Bayerisch bis Dalmatinisch, von Barock und Klassik bis Pop zusammengestellt. Voges hält denn auch seine Begrüßungsrede auf Kroatisch. "Vor zwei Monaten erst habe ich angefangen, diese Sprache zu lernen", sagt er.

Auch Michael Baier, der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins mit Trogir, beherrscht ein paar Sätze dieser ebenso rau wie melodisch klingenden Sprache. Zu den Gästen zählt Landrat Robert Niedergesäß, der vor sieben Jahren als erster Bürgermeister Vaterstettens den Partnerschaftsvertrag unterschrieben hat. Anders als in Vaterstetten können die Kinder in Trogir ihre städtische Musikschule kostenlos besuchen. "Allerdings müssen sie jedes Jahr eine Prüfung ablegen", sagt Petra Scheuring. Robert Žburin, Cellolehrer in Trogir und zuständig für das Fach Saiteninstrumente, bezeichnet das Zustandekommen des gemeinsamen Konzerts als großen Erfolg. "Für unsere Schüler ist das eine bedeutende Sache", sagt er. Im Übrigen gefalle es ihm sehr gut in Vaterstetten. "Es ist so ein friedlicher Ort."

Die Gäste haben Volksweisen, Tänze und ein mazedonisches Lied mitgebracht, spielen die Musik ihrer Heimat auf Klavier, Violine und Gitarre mit Leidenschaft und Konzentration. Es ist eine heitere, sonnige, zuweilen wehmütig klingende Musik, wie sie etwa der Slowene Miroslav Šlik geschrieben hat. Mitreißend klingen aber auch das von Ivan Josip Anić und Dora Biočić vierhändig am Flügel aufgeführte Scherzo von Anton Diabelli, die Etüde von Franz Burgmüller, die Lucija Ivković intonationssicher und temporeich am Flügel interpretiert, das romantische Scherzando von Willy van Dorsselaer, bei dem die Klarinettistin Vinka Hrabar die Melodiestimme bläst, sowie ein Stück von Manuel de Falla, das die Gitarristen Luka Ugrina und Duje Bonačić mit weichem Anschlag spielen.

Auch die Gastgeber haben viel zu bieten: Unter anderem Charlotte und Carolin Stickler, Jonas Haiber und Hannah Ewig beeindrucken mit einem gelungenen Quartettsatz für Querflöte und Streicher von Domenico Cimarosa. Und Katharina Eck, Constanze Feist, Olivia Wehner sowie Lehrer Johannes Buck erfreuen mit einer sauberen, temperamentvollen Tanzweise von Willi Griesinger für Akkordeonquartett.

Besonders stolz sind die Lehrer beider Schulen auf die Ensembleleistung ihrer Schützlinge. Die ausgewählten Stücke klingen nicht nur schön, sie bekräftigen auch die Freundschaft zwischen den Partnergemeinden. Und so formiert sich bei dem altbekannten Lied "Ein Freund, ein guter Freund" von Werner Richard Heymann - nein, kein Männergesangsverein, sondern ein Instrumentalensemble aus Jugendlichen beider Schulen. Gemeinsam werden Beethovens "Ode an die Freude" und ein Spiritual aufgeführt.

Damit aber keiner denke, Musiklehrer könnten nur unterrichten, aber nicht musizieren, präsentiert sich noch Bariton Hermann Voges in Maske und Umhang zusammen mit Monika Buck, Sopran, und Lisa Lehmann, Alt, als "Phantom der Oper". Und Vaterstettens Lehrerband, vom Stepptanz von Renate Buchecker begleitet, versetzt das Publikum in eine von Sambafeeling getragene Stimmung, die auch Brücken baut. Überall auf der Welt.

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