Vaterstetten:Der falsche Platz zur richtigen Zeit

Während in einigen Kitas wegen Personalmangel Aufnahmestopp herrscht, haben andere Einrichtungen Plätze frei. Eine Sondersitzung des Gemeinderates soll die Schieflage nun klären. Dabei wird es wohl auch ums Geld gehen

Von Karin Kampwerth und Wieland Bögel, Vaterstetten

Familienpolitisch hängt in Vaterstetten der Haussegen schief. Weil in mehreren Kindertagesstätten in der Gemeinde Personal fehlt, können dort nicht alle Gruppen belegt werden. Bei Einrichtungen von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und der Diakonie in Rosenheim genau wie im katholischen Kinderhaus St. Nikolaus in Parsdorf herrscht Aufnahmestopp. Besonders kritisch ist die Situation im Kindergartenbereich: Obwohl ein Rechtsanspruch darauf besteht, bekommen nicht alle Dreijährigen einen Platz.

Die Situation in Vaterstetten ist jedoch noch verzwickter, denn eigentlich gäbe es freie Plätze, weshalb sich Eltern nicht auf ihren Rechtsanspruch berufen können. Etwa im Kinderhaus neben der Parsdorfer Feuerwehr, das vom Kinderland Poing betrieben wird. Die Einrichtung ist bei Eltern nicht besonders beliebt, es heißt, dass das Gebäude viel zu renovierungsbedürftig sei. "Guten Gewissens kann man sein Kind dort nicht hingeben", urteilt eine Mutter.

Kinderland-Geschäftsführerin Maria Boge-Diecker räumt ein, dass im Parsdorfer Haus nicht alles optimal ist. Das sei der Gemeinde auch bewusst, weshalb die Bauabteilung am vergangenen Donnerstag die Räumlichkeiten besichtigt habe. "Hier wird jetzt investiert", verspricht sie. Erneuert werden soll einiges im Haus, bei der Möblierung und im Garten, sodass das Kinderland im September Vaterstettener Eltern "ein kleines feines Haus" anbieten kann.

Bleibt das Personalproblem. Während Maria Boge-Diecker im Kinderland auch auf Teilzeitkräfte setzt, kommt das für Awo-Kreisgeschäftsführerin Ursula Bittner nur bedingt infrage. Das Problem sei die mangelnde Flexibilität. "Die meisten wollen von 8 bis 12 Uhr arbeiten", sagt Bittner. Bei Öffnungszeiten von 7 bis 17 Uhr mache es das schwer, die Teams zu besetzen. Otto Knauer von der Rosenheimer Diakonie erkennt im Personalmangel auch eine politische Dimension. So bezahle die Diakonie eine Zulage. Kinderpflegerinnen erhalten 150 Euro im Monat zusätzlich zu ihrem Tarifgehalt, Erzieherinnen 250 Euro. In München oder in Freising würde das Zusatz-Einkommen von den Kommunen refinanziert, in Vaterstetten etwa aber nicht.

Noch nicht, denn die Diakonie wird die Arbeitsmarktzulage nun wohl erneut aufs Tapet bringen. "Die Politiker müssen sich Gedanken darüber machen, welche Umstände sie für die Kinderbetreuung schaffen", sagt Knauer. Denn von Vaterstetten nach München ist es nicht weit, und wenn man dann auch noch die S-Bahnfahrkarte bezahlt bekomme, sei das durchaus ein Argument. Awo-Kreisgeschäftsführerin Ursula Bittner will dieser Argumentation nicht folgen. "Monitäre Anreize helfen vielleicht in den ersten zwei Monaten", sagt sie. Spätestens dann reife die Erkenntnis, dass es alleine in einer Gruppe mit 25 Kindern nicht gerade leicht ist", sind doch die Münchner Kitas ebenfalls in Personalnöten. Dem kann sich Knauer zwar anschließen, "das Geld alleine ist es nie", aber es helfe, Personal zu finden in einem Beruf, in dem man ohnehin nicht reich werde.

Ob und in welcher Höhe ein solcher Zuschuss künftig auch in Vaterstetten gezahlt wird, ist unter anderem Thema auf einer nichtöffentlichen Sondersitzung des Gemeinderates am kommenden Donnerstag. Dem entgegen steht ein Beschluss des Gremiums, dass man die Kitas zwar mit mietfreien Räumen nicht aber bei Personalkosten unterstützt. Entsprechende Anträge von Trägern waren in der Vergangenheit daher schon des öfteren abgelehnt worden. Ebenfalls beraten wird das Gremium auch über Verbesserungen im Parsdorfer Kindergarten. So viel könne man schon verraten, meint Georg Kast, Büroleiter des Bürgermeisters, was das Ergebnis der Beratung betrifft, werde es wohl darauf hinauslaufen "dass wir investieren müssen."

Der größte Brocken auf der Tagesordnung wird aber die Neuorganisation des Anmeldesystems sein. Bislang können Eltern ihre Kinder nur direkt bei den Einrichtungen anmelden. Als Ergänzung gibt es bei der Gemeinde eine zentrale Erfassung von Angebot und Nachfrage - allerdings auf freiwilliger Basis und dementsprechend lückenhaft. Der Vorschlag der Verwaltung ist nun, die Anmeldung zentral über die Gemeinde laufen zu lassen, wie es einige Nachbarkommunen bereits praktizieren. Liegen alle Anmeldungen vor, würde die Verwaltung zusammen mit den Trägern in einer Art Konferenz die Plätze vergeben. Dass dieses Modell aber kommt, gilt als sehr unsicher: In der Vergangenheit hatten die Träger ähnliche Vorschläge stets abgelehnt, und auch diesmal haben einige von ihnen bereits Widerstand gegen die zentrale Anmeldung angekündigt.

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