Fahrkartenverkauf:Automat statt Kiosk

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Baldhamer ärgern sich, dass in einem Kiosk am Marktplatz keine Fahrkarten mehr verkauft werden und sie deshalb den Automaten benutzen müssen. Foto: Armin Weigel/dpa (Foto: dpa)

Viele Baldhamer sind verärgert, weil sie im Tabakgeschäft am Marktplatz keine MVV-Tickets mehr kaufen können

Von Anselm Schindler, Vaterstetten

Der Automat spricht nicht, er erklärt nicht, und manchmal funktioniere er noch nicht mal, monieren die Kunden. Viele Baldhamer haben es geschätzt, dass sie ihre MVV-Tickets im Tabak-Laden am Marktplatz kaufen konnten - bis vor einem Monat. Da wechselte im Laden am Marktplatz der Betreiber - der neue Pächter verkauft keine Tickets mehr. Seither führt kein Weg mehr am Automaten vorbei. "Da bildet sich dann schnell mal eine Schlange, weil sich niemand mit dem unübersichtlichen Angebot am Automaten auskennt", sagt Klaus von Stockhausen, der regelmäßig in Baldham in die S-Bahn steigt. "Das sehen viele andere Kunden auch so, gerade die Älteren waren immer froh, wenn sie im Kiosk Karten auf Vorrat kaufen konnten".

Die notwendige Technik kostet mehrere tausend Euro Kaution

Der neue Pächter des Tabak-Ladens, Patrick Barthel, würde den Verkauf von MVV-Tickets gerne fortführen, so wie der Vorbesitzer des Ladens. Doch der MVV würde mehrere tausend Euro Kaution für die notwendige technische Ausrüstung verlangen, erklärt Barthel. "Viele Kunden sind genervt, sie waren es gewohnt, die Tickets hier im Laden zu kaufen", sagt Barthel, er könne das verstehen.

Demnächst will sich Barthel aber mit einem Vertreter des MVV treffen, um nach einer Lösung zu suchen. "So jedenfalls ist das zu teuer", sagt der Ladenbesitzer. Denn die Provision, die er für den Kartenverkauf bekommen würde, liege bei lediglich zwei Prozent, "das sind dann vielleicht 1000 Euro im Jahr. Wenn ich schon das Vielfache an Kaution zahlen muss, dann lohnt sich das für mich einfach nicht mehr", ist er überzeugt.

Bahn-Fahrer wie Klaus von Stockhausen sprechen von "Kundenfeindlichkeit". Von Stockhausen, der sich in der Sache schon an Landrat Robert Niedergesäß (CSU) gewandt hat, vermutet, dass es dem MVV daran gelegen sei, Außenverkaufsstellen wie die am Marktplatz abzubauen.

Ein Anruf bei der Deutschen Bahn, die außerhalb von München auch für den Vertrieb von MVV-Fahrscheinen zuständig ist, klärt auf. "Der Vorbesitzer hat die Tickets vom Block verkauft", sagt Bahnsprecher Bernd Honerkamp. "Vom Block" bedeutet, dass für den Verkauf bis vor einigen Jahren kein eigenes Verkaufssystem notwendig war. Doch inzwischen sei dieses Verfahren nicht mehr möglich, sagt Honerkamp, die ganze Palette an MVV-Angeboten könne man ohne moderne Hard- und Software nicht mehr anbieten. Er bestätigt, dass die Software ihren Preis hat. "Ob sich das für den Laden-Pächter in Baldham lohnt, ist wirklich fraglich", räumt der Bahnsprecher ein.

Für die Kunden in Baldham gibt es jedenfalls bislang noch eine Alternative zum Automaten: Die Löntz Papeterie in der Rossinistraße. In dem Schreibwarenladen werden nach wie vor Streifen- und Monatskarten vom Block verkauft. Und solange es keinen Pächterwechsel gebe, werde sich daran auch nichts ändern, versichert Honerkamp. Sobald aber ein neuer Pächter den Laden übernimmt, müsse sich dieser ebenfalls die neue Verkaufstechnik zulegen. Patrick Barthel hofft, dass für den Ticket-Verkauf in seinem Laden am Marktplatz trotz der Umstände eine Lösung gefunden wird. Optimistisch ist er aber nicht: "Die sitzen da natürlich am längeren Hebel", sagt er über die Verhandlungen mit MVV und Bahn.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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