Vaterstetten:Alles fast beim Alten

Vaterstetten: Die neue Betreiberfirma Carecon nach vorne schauen. Für den Seniorenwohnpark bedeutet das den Bau von einhundert neuen Wohnungen und Sanierung.

Die neue Betreiberfirma Carecon nach vorne schauen. Für den Seniorenwohnpark bedeutet das den Bau von einhundert neuen Wohnungen und Sanierung.

(Foto: Christian Endt)

Nach einem Gerichtsstreit betreibt nun seit Januar die Firma Carecon den Seniorenwohnpark Vaterstetten. Es soll gebaut werden, man blickt in die Zukunft. Die Lage ist aber immer noch leicht angespannt

Von Anselm Schindler, Vaterstetten

"Es hat sich nichts geändert", sagt eine Seniorin, die einfach Maria genannt werden will, und stützt sich auf ihrem Rollator ab. Maria dreht sich um und blickt auf den Eingangsbereich des Vaterstettener Seniorenwohnparks hinter ihr. "Auch das Essen ist nicht so berühmt", sagt sie, "nach wie vor." Doch was klingt wie eine Beschwerde, meint die Dame gar nicht negativ. Im Gegenteil, die Seniorin klingt eher erleichtert. Denn viele Bewohner des Seniorenwohnparks, es ist das größte Altenwohnheim im Landkreis Ebersberg, waren Ende vergangenen Jahres in heller Aufregung. Sie hatten Angst, die Lage würde bald schlechter.

Der ehemalige Betreiber der Einrichtung, die GSD GmbH, und die neue Betreiberfirma Carecon stritten sich vor Gericht. Neben ausstehenden Pachtzahlungen in Höhe von insgesamt rund 1,8 Millionen Euro, die die GSD an Carecon zahlen sollte, ging es um die Zukunft des Seniorenwohnparks: Die von Oskar Cohnle, dem Besitzer des Seniorenwohnparks, mitbegründete Carecon Vaterstetten GmbH wollte juristisch durchsetzen, das Seniorenwohnheim vom 1. Januar 2017 an zu übernehmen. Die GSD wiederum wollte genau das verhindern.

Am 13. Januar einigten sich die Konfliktparteien vor Gericht, die Erleichterung war groß. Nun betreibt die Firma Carecon den Seniorenwohnpark wie gewünscht, das wurde auch rückwirkend beschlossen. Thorsten Fricke, Sprecher der Carecon, verbrachte im Dezember vergangenen Jahres viel Zeit am Telefon, glättete Wogen. Nun ist er froh, mit dem Streit abschließen zu können. Über die "alten Geschichten" will er jetzt nicht mehr sprechen, die Carecon blicke nach vorne, betont Fricke. Und wie bereits im vergangenen Jahr angekündigt, will das Unternehmen den Seniorenwohnpark erweitern.

Einhundert neue Zimmer für einhundert neue Bewohner seien geplant, alle rollstuhlgerecht, so Fricke. Dazu plane man derzeit, den Seniorenwohnpark im Norden um ein Gebäude zu erweitern. Die neuen Bewohner sollen in sechs Wohngruppen unterteilt werden, jede der Gruppen soll über eine eigenen Küche verfügen. Geht alles nach Plan, dann könnten im April die Bagger anrollen, sagt Fricke. Im Herbst 2018 soll das neue Gebäude fertig sein.

Bevor die neuen Bewohner allerdings einziehen, soll der neue Anbau erst einmal Platz für Bewohner aus den alten Gebäudeteilen schaffen. Damit diese saniert werden können. Im Vaterstettener Bauausschuss wurden die geplanten Umbauarbeiten bereits vorgestellt, die Zimmer sollen vergrößert und das Dach gedämmt werden. Zusätzlich sollen neue Mitarbeiterwohnungen entstehen. Derzeit gibt es in der Einrichtung 86 Appartements für ältere Menschen, die Bewohner können je nach Bedarf verschiedene Serviceleistungen im Rahmen des Betreuten Wohnens in Anspruch nehmen. Zudem gibt es 173 Pflegeplätze. Insgesamt leben in der Einrichtung 250 Bewohner, diese Zahl soll in den nächsten Jahren steigen.

"Die Leute haben sich verrückt gemacht", erinnert sich Seniorin Maria, "auch das Personal hatte Angst dass sie einfach ausgetauscht werden". Im Mittelpunkt des Gerichtsverfahrens standen die verschiedenen Auslegungen des Pachtvertrages. Während die Carecon darauf beharrte, der Vertrag laufe zum 29. Dezember 2016 aus, vertrat die GSD die Auffassung, sie dürfe das Heim bis Ende 2017 betreiben. Wäre es vor Gericht zu keiner Einigung gekommen, hätte die Justiz über die Zukunft des Seniorenwohnparks entscheiden müssen.

In diesem Fall wäre es statt einer Unternehmensübernahme zu einem Trägerwechsel gekommen. Alle Miet- und Arbeitsverträge hätten neu abgeschlossen werden müssen, was die Verunsicherung bei Personal und Bewohnern wohl noch vergrößert hätte. "Gut, dass das so glatt über die Bühne gelaufen ist", sagt eine Pflegerin, während sie nach Schichtende gerade ihr Auto aufsperrt.

Denn auch um das Personal gab es vor Gericht Streit. In der Fasanenstraße, an der auch die Gebäude des Seniorenwohnparks stehen, hatte die Carecon einen Baucontainer aufgestellt, wo sich Noch-GSD-Mitarbeiter über die Carecon informieren konnten. Einige Mitarbeiter, darunter auch leitendes Personal, unterschrieben bereits neue Verträge, noch während das Gerichtsverfahren lief. Aus GSD-Sicht eine Abwerbekampagne.

Die Pflegerin setzt sich ins Auto, schließt die Tür: "Mehr will ich nicht sagen." Die Spannung, die der Streit im Seniorenwohnpark auslöste, ist auch Wochen nach der Einigung noch nicht verflogen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: